Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
im Jahr. Eine Woche, in San Francisco. Jedes Jahr, bis du meiner müde bist.«
Jetzt sind wir wieder im Jacuzzi, dachte er. Nichts hat sich verändert, inklusive der unangenehmen Tatsache, daß ich »ja« sagen möchte.
»Das ist krank und verzweifelt«, sagte er.
Sie sprang aus dem Bett und schnappte sich ihre Sachen, zog sie an, während sie redete.
»Du bist krank und verzweifelt«, sagte sie. »Du jagst, jagst, jagst – und dann, wenn du hast, was du jagst, akzeptierst du es nicht. Antworten… Wahrheit… mich. Ich mache dir das Angebot, dich glücklich zu machen… mich glücklich zu machen. Egal. Du hast keine Wahl. Du weißt nicht, wo Robert ist, wohin ich gehe. Du kannst nicht mehr jagen.«
»Lan, ich…«
»Geh heim! Das ist alles! Wenn du sagst, was du weißt, werde ich sterben! Tu, was du willst!«
Sie stürmte zur Tür hinaus.
Er brauchte ein paar Sekunden, um Hemd und Hose anzuziehen und ihr zu folgen. Es war immer noch dunkel und neblig, und er konnte sie gerade noch sehen, als sie durch das Tor in den Garten lief. Er rannte die Stufen hinunter und über die kleine Brücke. Als er durch das Tor kam, war sie verschwunden.
Alles, was er im Nebel erahnen konnte, waren die unscharfen Umrisse der Statuen im Garten: Drachen, Vögel, riesige Frösche. Er konnte Schritte vor sich hören, und er folgte dem Geräusch. Der Garten war ein Labyrinth.
Im Zweifelsfalle, dachte Neal, geh zum Buddha. Der riesige Kopf war das einzige, was er im Nebel ausmachen konnte. Er leuchtete blaß vor den Klippen. Er rannte darauf zu.
Ihre schwarze Silhouette erschien plötzlich vor dem weißen Buddha-Kopf, vielleicht zehn Meter entfernt. Sie tastete nach dem Geländer, nach der Treppe hinab.
Neal wurde klar, daß sie hinunter zum Fluß wollte. Ein Boot wartete auf sie. Er dürfte sie nicht dorthin kommen lassen. Er rannte los.
Die Kugel traf den Buddha am Ohr. Li Lan stürzte zu Boden.
»Scheiße.«
Neal hörte die Stimme. Sie kam aus einer Gruppe von Bäumen zu seiner Rechten, vielleicht dreißig Meter weit weg. Durch den Nebel konnte er niemanden sehen. Er lag auf dem Bauch, wünschte, sein Atem wäre nicht so verflucht laut. Li Lan war nicht aufgestanden, also war sie entweder verletzt oder klug. Er robbte auf sie zu.
Seine Hand berührte ihren Ellenbogen, und sie zuckte zusammen. Er packte ihren Arm und zog sie nah zu sich heran. Er hörte vorsichtige Schritte. Der Schütze versuchte, einen besseren Winkel zu erreichen. Wenn er klug war, würde er einfach zum Ansatz der Treppe kommen. Sie hörte die Schritte auch.
»Bist du verletzt?« fragte er sie. Es war ein leises Flüstern, aber es klang für ihn wie ein Orchestereinsatz.
Sie schüttelte den Kopf.
Die Schritte stoppten.
»Du hast dein Boot dort unten«, sagte er.
Sie nickte.
»Dann lauf los. Er wird dich nicht sehen!«
»Nicht genug Zeit. Er wird mich auf der Treppe erschießen.«
»Ich kümmere mich darum.«
Wieder Schritte, langsam und vorsichtig.
»Geh los«, sagte er.
»Warum tust du das?«
Verdammt gute Frage.
»Weil du mich zu Pendleton führen wirst.«
Wenn ich solange lebe.
Und du kannst genausogut die Wahrheit sagen, wo du vermutlich sowieso abgeknallt wirst.
»Und weil ich dich liebe. Jetzt kriech rückwärts zu den Stufen. Wenn du auf dem ersten Absatz bist, steh’ auf und mach soviel Lärm du kannst. Verstanden?«
»Ja.«
»Wo kann ich dich treffen?«
Sie sagte nichts. Keine Schritte mehr zu hören.
»Ich weiß, wo dein Berg ist«, flüsterte Neal. »Ich kenne ihn von deinen Bildern. Ich kann dich finden, und ich werde nicht aufgeben. Ich werde nie aufgeben, bis ich mit Pendleton gesprochen habe. Nie. Jetzt sag’ mir, wo ich dich treffen kann, und zisch ab, bevor wir beide dran glauben müssen.«
Sie drückte seine Hand. »Beim Elefanten.«
»Wo?«
»Du kannst ihn finden. Ich werde dort sein.«
»Dann los.«
»Ich habe Angst.«
»Ich habe gottverdammte Todesangst. Los jetzt!«
Sie drückte seine Hand noch einmal und kroch dann rückwärts, tastete mit den Füßen nach den Stufen.
Neal konnte hören, wie sie die Holzstufen erreichte. Was jetzt? dachte er. Der Gegner hat eine Waffe, und du bist nur mit deinem feinen Sinn für Ironie ausgerüstet. Andererseits, er hat uns schon einmal verfehlt, vielleicht schießt er einfach schlecht.
Dann hörte er sie die Treppe hinunter zum Fluß rennen. Sie trampelte laut, und genau das brauchte er, denn jetzt hörte er den Schützen auf sich zurennen.
Das Schwein weiß nicht,
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