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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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wurde langsamer. Neal packte die Pistole fester.
    »Na, ich bin’s ja nicht allein, Carey. Es ist die chinesische Regierung. Sie wollen Pendleton auch nicht haben.«
    »Warum werfen Sie ihn dann nicht einfach raus?«
    »Junge, bist du blöde. Sie muß dir das Hirn aus dem Kopf gefickt haben! Peking hat Pendleton gar nicht reingeholt. Sie wissen nicht, wo er ist, sie können nicht mal beweisen, daß er da ist. Sie haben ihre Vermutungen, aber Vermutungen sind nicht mehr genug. Weißt du, wie schwierig es ist, jemand mit einer Pistole zu treffen, selbst aus dieser Entfernung? Hast du schon mal jemand erschossen?«
    »Wollen Sie es rausfinden?«
    »Das war eine rhetorische Frage, Carey. Jedenfalls ist es eine Widerstandsgruppe, die diese Pendleton-Sache eingefädelt hat. Schwer zu sagen, wie hoch es geht. Wahrscheinlich weiß Deng nicht mal was davon. Aber ich sage dir, die Jungs in Peking und ich sind einer Meinung. Ich habe alle Freiheiten, deine Freunde zu finden und sie loszuwerden, wie es mir paßt.«
    »Wie haben Sie uns gefunden?«
    Neal sah, wie Simms den Griff lockerte, er hatte seine Balance gefunden und machte sich bereit.
    »Du hast geholfen, mit deinem Ausgeplauder. Du hast mir alles über das Dinner erzählt, das Li Lan gekocht hat. Sie konnte nur von hier kommen. Dann habe ich eine ihrer Broschüren zu sehen bekommen. Sie kocht wie in Szechuan, sie malt wie in Szechuan… Tja, ich dachte mir, dann ist sie auch aus Szechuan.«
    Blödsinn. Guter Blödsinn, aber Blödsinn. Rezepte und Bilder können dir nicht sagen, wo genau ich bin, aber woher weißt du es dann? Die Szechuan-Mafia hat einen Maulwurf, einen Informanten. Wen wohl?
    »Kommen Sie mit Peng gut klar?« fragte Neal. »Alles okay?«
    Die Reaktion war winzig, aber sie war da. Du bist gut, dachte Neal, sehr gut, aber ich bin besser. Ich habe mein ganzes Leben lang Leute zwinkern sehen, und das war ein Zwinkern.
    »Wer ist Peng?« fragte Simms.
    »Klar, okay.«
    »Du hast höllisch lange gebraucht, um deine Blödheit zu überwinden«, sagte Simms. »Ich wollte dich gerade gehen lassen.«
    »Wo waren Sie auf der Schule?«
    »North Carolina.«
    »Gab es da eine Tauch-Mannschaft? Haben Sie da mitgemacht? Wie waren Sie im Dreißig-Meter-Freistil-Springen?«
    »Du bist einfach kein Killer, Junge. Du bist ein Desaster. Der große Fehler, den das Mädchen gemacht hat, war, sich mit dir zu treffen. Wir hatten nichts gegen sie bis jetzt; aber jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit.«
    Zeit, dachte Neal. Ja, es geht um Zeit. Simms hatte absichtlich daneben geschossen. Er hatte Li Lan nicht töten wollen, er hatte sie fliehen lassen wollen. Wie immer. Was wir jetzt brauchen, ist etwas Zeit, ein kleiner Vorsprung. Er stand auf und hob die Pistole.
    »Gehen wir«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Die Treppe runter.«
    »Du machst Witze.«
    »Ich bin ein lustiges Kerlchen. Kommen Sie.«
    Simms stieg vom Geländer herunter und trat auf die Plattform neben Buddhas Kopf. Neal ließ vier Stufen Abstand zwischen ihnen, als er Simms die Treppe hinunter folgte. Sie gingen an Buddhas Kinn vorbei, an der Brust, pausierten auf einer Plattform neben seinem Bauch, und schließlich erreichten sie seinen großen Zeh. Der braune Fluß gurgelte direkt unter ihnen.
    »Setzen Sie sich«, sagte Neal.
    Simms zögerte. Er überlegte, ob er es riskieren sollte, aber Neal blieb auf den Stufen, außer Reichweite, aber in Schußweite. Simms setzte sich.
    »Ziehen Sie die Schuhe aus«, sagte Neal.
    Simms zog seine Lederschuhe aus.
    »Geldbörse und Uhr«, sagte Neal.
    »Was wird das? Ein Überfall?«
    »Vielleicht möchten Sie auch Ihr Jackett ausziehen.«
    Simms begriff.
    »Carey, Sie glauben doch nicht, daß ich in den Fluß springe, oder?«
    »Springen Sie in den Fluß.«
    »Ich kann nicht schwimmen.«
    »Lassen Sie sich treiben.«
    »Erschieß mich.«
    Neal hob die Pistole. Es hatte keinen Zweck. Er würde nicht schießen. Er wußte es, Simms wußte es, selbst Buddha wußte es.
    Neal machte ein paar Schritte hinaus auf Buddhas Fuß. Simms grinste und drehte einen kleinen Kreis. Er machte es gut, manövrierte Neal zwischen sich und den Fluß. Neal zielte auf Simms Brust, ein einfacheres Ziel als sein Kopf.
    »Von hier aus kann ich nicht danebenschießen«, sagte er.
    »Dann schieß.«
    Neal bewegte den Finger am Abzug. Das reichte, um Simms in Bewegung zu setzen. Er sprang vorwärts, als hätte er Sprungfedern unter den Füßen. Er sprang niedrig, schnell und kraftvoll, Kopf eingezogen, die

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