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Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
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bemerkt? Hast du eine schmutzige Straße hier gesehen? Müll am Wegesrand? Sie organisieren Brigaden, die aufräumen. In nur drei Jahren, während des großen Schritts vorwärts, haben sie die gesamte Bevölkerung in Teams und Brigaden reorganisiert. Laß diese Leute ihren Kram endlich mal geregelt kriegen, und wir könnten kein Kleid mehr auf dem Weltmarkt verkaufen. Sie würden mit Textilien anfangen, dann wäre es Elektronik, dann Stahl und Eisen, Autos, Flugzeuge… Dann Banken und Immobilien, und wir könnten uns vergessen. Ein Viertel der Weltbevölkerung, Carey? Ohne Ketten? Verflucht, guck dir an, was die Japse uns in dreißig Scheißjahren angetan haben. China hat zehnmal die Bevölkerung und hundertmal die Ressourcen.«
    Neals Kopf schmerzte. Er warf Buddhas Kopf einen Blick zu und fragte sich, was für eine Organisation und Disziplin es gebraucht hatte, diese riesige Statue zu meißeln. Vor eintausend Jahren.
    »Besten Dank für die Geographiestunde«, sagte er, »aber was hat das mit Pendleton zu tun?«
    Simms wollte theatralisch die Hände heben, aber dann hielt er doch lieber wieder das schwankende Geländer fest.
    »Essen«, sagte er. »Es gibt zwei Dinge, die die Chinesen aufhalten. Das erste ist Essen, das zweite ist Mao.«
    »Mao ist tot. Das stand in den Zeitungen.«
    »Genau. Mao ist tot. Und der Maoismus geht auf Grundeis. Hier herrscht Krieg zwischen demokratischen Reformern und den Hardline-Maoisten, und die Hauptwaffe ist Essen. Das ist Chinas altes Thema: Welches System bringt am meisten Essen? Ein paar Jungs hier in Szechuan haben rausgefunden, daß Privatland produktiver ist als staatliches Land. Kapiert? Man nimmt einen Acker und gibt den einer Familie. Man nimmt den nächsten Acker und läßt die Regierung dafür sorgen, und was passiert? Die Familie erntet mehr. Ganz klar.«
    »Wie sieht Ihre Rückwärtsrolle aus, Simms? Gut?«
    »Nerv nicht, ich komme gleich zu Doc Bob.«
    »Beeilen Sie sich.«
    »Die Jungs hier verwandeln still und heimlich die ganze Provinz in Privatland. Damit kommen sie nur durch, wenn sie so erfolgreich sind, daß niemand es wagt, ihnen auf die Finger zu hauen. Der alte Deng Xiaoping weiß, daß sein Weg nach Peking durch das Farmland Szechuans führt, und er hat seine eigene kleine Szechuan-Mafia gegründet. Die wird sich melden, falls und wenn das landwirtschaftliche Experiment ein unverkennbarer Erfolg ist. Dann werden sie den Erfolg nutzen, die Maoisten rauszuwerfen und demokratische, kapitalistische Reformen im ganzen Land anstrengen.«
    Neals Kopf drehte sich.
    Er fragte: »Warum unterstützen wir das nicht? Die Demokratisierung des größten Landes der Welt?«
    »An der Oberfläche tun wir das. Aber denk nach, Carey. Selbst du kannst das begreifen. Stell dir ein China vor, das wie Japan aussieht. All diese Leute, die internationalen Verbindungen, die Organisation und die Disziplin. Du modernisierst es, du läßt den Maoisten-Quatsch weg – ich sage dir, Carey, wenn diese Leute zu essen haben, ist es für die Weißen in der guten alten USA vorbei.«
    Neals Handgelenk begann wehzutun. Die Pistole war schwerer, als sie aussah; viel schwerer, als es im Fernsehen aussah.
    »Wollen Sie mir sagen«, fragte Neal, »daß wir in diesem Kampf die Maoisten unterstützen?«
    »Wir unterstützen die legitime Regierung der Volksrepublik China. Ja. Diesmal sind das Hardline-Maoisten.«
    »Und wir wollen, daß es so bleibt?«
    »Ich denke, ich habe die schmerzlichen Alternativen erläutert.«
    »Es ist ein langer Sturz, und ich werde ungeduldig.«
    Simms grinste. »Das ist typisch, Carey. Ich rede über ein paar hundert Millionen Leute, und du nervst mit deinen empfindsamen Gefühlen. Mein Kopf wird klar, Carey. Ich kann dich kriegen, bevor du eine Chance hast, abzudrücken.«
    »Versuchen Sie’s.«
    »Wenn ich bereit bin.«
    »Ich bin bereit, etwas über Pendleton zu hören.«
    »Du kapierst es einfach nicht, was? Pendleton war dabei, Superkacke zu entwickeln.«
    »Und?«
    »Und die würde diesen Agrar-Reformern hier eine dritte Ernte bescheren, kapiert, Carey? Jetzt haben sie zwei Reisernten. Mit Doc Pendletons Superkacke kriegen sie drei. Das ist ein Fünfzig-Prozent-Gewinn. Das ist ‘ne Menge Reis. Mehr als genug Reis, um Deng zum Häuptling zu machen, mehr als genug Reis, dieses beschissene Scheißhaus in ein modernes Land zu verwandeln. Das dürfen wir nicht zulassen, Carey.«
    »Sie vielleicht nicht.«
    Neal sah ihm in die Augen. Sie wurden klarer, und sein Atem

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