Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2

Titel: Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Don Winslow
Vom Netzwerk:
Betongebäude am Rande eines kleinen Unterholzes, in dem Zhu Hasen zum Jagen züchtete. Ein Wächter stand vor der Tür.
    Er bedeutete dem Wächter, die Türe zu öffnen. Dann gab er dem nervösen jungen Mann eine Zigarette und schlug ihm einen kleinen Spaziergang vor. Als der Wächter weit genug weg war, ließ Xao die Gefangene vor die Türe treten.
    Sie verändert sich nie. Wie lang ist es her? Zehn Jahre? Elf? Sie trug immer noch die Mao-Klamotten, die grünen, sackartigen Kleidungsstücke, die Kappe. Aber keine rote Armbinde mehr – die waren mit den Roten Garden verschwunden. Sie hatte zwei Zöpfe mit roten Haarbändern gebunden. Sie war immer noch schön.
    Sie verneigte sich tief.
    Er erwiderte die Verbeugung nicht. Er sagte es, bevor er die Nerven verlor. »Ich werde dich bald freilassen.«
    Ihre Augen weiteten sich.
    »Du kannst mich nicht freilassen.«
    »Es steht in meiner Macht.«
    »Ich bin die Gefangene meiner eigenen Taten. Niemand kann mich von ihnen befreien.«
    Das ist möglicherweise die Wahrheit, dachte er. Ich habe es so oft versucht, aber ich kann dir nicht vergeben. Und zwar seit elf Jahren, nicht zehn. Wie konnte ich das vergessen?
    »Ich lasse dich nicht aus Gnade frei; ich brauche dich.«
    »Dann bin ich froh, dir dienen zu können.«
    »Wie lange bist du schon Gefangene?«
    »Acht Jahre.«
    »Eine lange Zeit.«
    »Und du warst großherzig genug, mich oft zu besuchen.«
    Großherzig, dachte er. Nein, nicht großherzig. Ich habe dich besucht, um mit meiner eigenen Seele zu ringen. Um zu sehen, ob ich meinen Haß überwinden konnte. Du warst mein Spiegel.
    »Ich könnte darauf angewiesen sein, daß du einige deiner früheren Fähigkeiten einsetzt. Wärst du dazu in der Lage?«
    »Wenn es dir dient.«
    »Es ist gefährlich.«
    »Ich schulde dir ein Leben.«
    Ja, dachte er, das tust du. Er betrachtete sie genau, wie er es schon oft getan hatte. Er wollte sie berühren, ihren Schmerz teilen, aber statt dessen sagte er nur: »Sei bereit.«
    Sie verneigte sich wieder. Er drehte sich auf dem Absatz um und winkte dem Wächter, er solle sie wieder einsperren. Die Frau einsperren, die seine Ehefrau getötet hatte.
     
     
11
     
    Ben Chin sah der wundervollen Shaolin-Nonne zu, wie sie den bösen Mandarin schlug. Dann stand er auf. Er hätte sich den Film gern zu Ende angesehen, aber sein Hals tat immer noch weh von dem Tritt dieser Hexe, die ihm beinahe den Kopf abgerissen hätte, und außerdem war es Zeit, zurück an die Arbeit zu gehen. Er mußte sich nicht umsehen, um zu wissen, daß seine neue Crew ihm folgte. Seine alte Crew, diese nutzlosen alten Frauen, war zu Laufjungen degradiert worden, und jetzt hatten die Triaden-Bosse ihm eine schicke neue Gang eiskalter Killer aus Taiwan geschickt. Und dazu einen Auftrag: Geh in die Geschlossene Stadt und bring es zu Ende. Tu, was du tun mußt. Benutz Geld, Drogen, Fäuste, Messer oder Pistolen, aber erledige es.
    Na fein. Er freute sich auf die Begegnung. Und er war nah dran. So nah. Fast zwei Monate harter Arbeit – zwei Monate geschickter Bestechungsgelder, Drohungen, gefährlicher Besuche in der Geschlossenen Stadt – versprachen endlich eine Belohnung. Hineinzukommen war das eine Problem, hinauszukommen ein noch größeres. Aber der Job selbst würde nur eine Minute dauern: Einer seiner neuen Jungs würde den Kauf tätigen, das neue Eigentum in irgendeine Gasse zerren und ihm eine in den Schädel brennen. Nicht so gut, wie die Hexe zu zerstückeln, aber immerhin…
    Seine Crew folgte ihm, als er auf die Straße hinaustrat und dieses dämliche kleine Kind ihm in den Weg lief.
    »Superman, Jubiläumsausgabe? Sehr billig?« fragte das Kind und hielt ihm irgendein zerfetztes Comicbuch ins Gesicht.
    »Was zum…?«
    Das Kind ließ sich fallen, und Chin sah den Wagen auf der anderen Straßenseite eine halbe Sekunde, bevor die Maschinengewehrsalve seinen Brustkorb durchlöcherte.
    Sein Körper stürzte auf den Bürgersteig. Das Neon der Filmtheater-Werbung blinkte auf dem Blut, das über die Cover von Superman, Batman und The Green Hornet floß. 
     
    Simms schüttelte die Dose, bis ein Gebetsstöckchen herausfiel. Er nahm das Stöckchen, wickelte eine raschelnde amerikanische Hundertdollarnote darum und gab sie dem alten Mönch in den Verschlag zurück.
    Es kostete ihn eine verdammte Menge Geld, Neal Carey aufzutreiben, aber das war es wert. Es war nicht auszudenken, was passieren würde, wenn jemand anders ihn vorher erwischte und seine Geschichte zu

Weitere Kostenlose Bücher