Das Licht in Buddhas Spiegel - Neal Carey 2
nervös, weil der Klugscheißer-Chinese zu spät zu dem Treffen kam, auf dem er den Rest des Geldes für Neal Carey bekommen sollte.
Ein paar Minuten später tauchte er auf. Er hatte ein paar Kumpel dabei, aber keinen Neal.
Was ist los, dachte Graham. Was ist jetzt?
»Und?« fragte er den Typen.
»Der Deal ist vorbei«, sagte der Honcho schlicht. Scheiß drauf. Sollte der kweilo doch was tun.
Die Worte trafen Graham wie ein Schuß in die Brust. Er zwinkerte nicht mal, als die beiden Helfer ihn abklopften. Er hatte sowieso keine Waffe.
»Wie meinen Sie das?« fragte Graham.
Honcho zuckte mit den Achseln. »Was soll’s?«
»Ich will es wissen.«
Natürlich. Das wollen alle Verlierer.
»Sie wurden überboten.«
»Ich wußte nicht, daß es eine Auktion gab.«
»Jetzt wissen Sie’s.«
Graham wurde es heiß. Vielleicht war es das dumme Grinsen; vielleicht waren es die Pistolen, die die Eskorte ihm zeigte. Wahrscheinlich aber die Tatsache, daß er Neal wieder verloren hatte.
»Ich biete mehr.«
»Sie müssen furchtbar geil sein.«
»Ich verdopple.«
»Tut mir leid.«
»Wieviel? Sagen Sie.«
»Zu spät.«
Graham packte ihn am Seidenjackett und zerrte ihn nahe ran, er klemmte den rechten Arm des Typen unter seinen künstlichen und drückte zu. Er sah den Schmerz und die Angst in den Augen des anderen und drückte fester. Wollen mal sehen, ob die Scheißkerle jetzt schießen.
»Hör mal, Arschloch«, zischte Graham. »Es ist nicht vorbei. Es wird nie vorbei sein, bis ich dieses Kind habe.«
»Lassen Sie mich los.«
»Ich bringe eine Armee mit.«
»Tun Sie das.«
Graham stieß ihn weg, er fiel gegen seine Kumpel. Einer von ihnen zielte auf Graham.
»Schieß doch, Feigling, schieß doch.«
Honcho packte den Schützen am Handgelenk und ging rückwärts.
»Geh heim, alter Mann«, sagte er.
Sie ließen Graham stehen. Er blieb nicht lange stehen. Er ging, seine Armee zu holen.
Der kweilo schob die Reisschale weg und zeigte auf die Opiumpfeife. Der alte Mann seufzte – es war jeden Tag dasselbe. Der kweilo wollte nicht essen, bevor er Opium bekam, und wenn man ihm Opium gab, wollte er nicht mehr essen. Der alte Mann signalisierte den üblichen Kompromiß, hielt die Zeigefinger beider Hände hoch. Eine halbe Schale Reis für eine Opiumpfeife. Der kweilo nickte und schaufelte den Reis in sich hinein.
Neal sog seine Belohnung herunter und packte dann die Stäbchen, um den nächsten Mundvoll Reis hinter sich zu bringen. Das machte er noch viermal, und dann flog er wieder aus dem Raum. Der Schmerz, die Krämpfe, die schreckliche Einsamkeit, die Angst, die grauenhafte Langeweile blieben am Boden bei seinem Körper, während sein Geist flog, um Li Lan in ihren Bildern Gesellschaft zu leisten. Es dauerte nie lange, nie lange genug, aber es war ein kleines bißchen Himmel in einer grauenhaften Hölle.
Deshalb fand er es beschissen, als die Tür aufschwang und Honcho reinkam. Honcho bedeutete Ärger. Honcho wollte nicht, daß er zuviel Opium bekam. Honcho wollte ihn friedlich, nicht völlig stoned. Neal wollte völlig stoned sein.
Honcho hatte seine Klamotten dabei. Panische Angst durchbrach Neals Opiumrausch.
Ich bin verkauft.
Er sah den Käufer durch die Tür kommen.
»0 Gott«, murmelte Neal. »Du willst mich holen.«
Dann fing er an zu weinen. Er weinte noch, als sie ihm die Pfeife wegnahmen, ihn anzogen und zur Tür stießen.
Neal hielt vor der Tür an und legte sein verheultes Gesicht gegen das des alten Mannes.
»Du«, sagte Neal, »bist der Unberechenbare Geist.« Der alte Mann nickte fröhlich, als Honcho Neal zur Tür hinausschob.
Sergeant Eddie Chang stand daneben, als zwei seiner Männer die Tür eintraten. Zehn Officer mit gezogenen Pistolen standen hinter ihm, also lehnte er sich an die Mauer und zündete eine Zigarette an. Er war sauer. Er hatte sein halbes Leben damit verbracht, aus der Geschlossenen Stadt herauszukommen, und es gab keinen Grund, aus dem er hierher zurückkommen wollte. Vor allem nicht für Geschäfte.
Aber der Befehl war aus New York gekommen, und der Befehl war von einem ehemaligen Sergeant der Hongkong Police gekommen, der seinen Verfolgern mit der Kleidung am Leib und sechs Millionen Dollar in bar entkommen war. Dieser alte Cop hatte sich ein paar neue Anzüge und die gesamte New-York-City-Triaden-Organisation gekauft. Also, wenn er sagte, man sollte diesem einarmigen Kerl geben, was immer er wollte, dann tat Eddie Chang das, selbst wenn es hieß,
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