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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Lorca-Ausgabe, nahm sie heraus und tat so, als würde ich darin lesen. So mußte ich wenigstens nicht diese Typen in Tennishosen ansehen. Sie wirkten, als hätten sie noch nie einen Kratzer abbekommen. Verhätschelt, gut versorgt und mit einem weichen Schimmer von Zufriedenheit auf den Gesichtern. Die hatten noch nie einen Knast von innen gesehen, sich die Hände bei irgendeiner Arbeit dreckig gemacht oder auch nur einen Strafzettel bekommen. Muttersöhnchen, der ganze Verein.
    Sara brachte mir einen vegetarischen Sandwich. »Hier, versuch mal.«
    Ich aß den Sandwich. Die Kerle hingen weiter herum. Dann stand einer auf und ging. Ein zweiter folgte ihm. Sara ging ans Saubermachen. Nach einer Weile saß nur noch einer am Boden. Er war etwa 22, schlaksig, und sein Rücken war gekrümmt wie ein Flitzbogen. Auf der Nase hatte er eine dicke schwarze Hornbrille. Er wirkte einsamer und bekloppter als die anderen. »Hey, Sara«, sagte er, »gehst du heute abend mit, ein paar Biere trinken?«
    »Heute geht’s nicht, Mike. Wie wär’s mit morgen abend?«
    »All right, Sara.«
    Er stand auf und ging nach hinten an den Tresen. Er legte eine Münze hin und nahm sich ein Schonkost-Gebäck. Er blieb am Tresen stehen und aß das Ding, dann drehte er sich um und ging hinaus.
    »Hat dir der Sandwich geschmeckt?« fragte mich Sara.
    »Ja. War nicht schlecht.«
    »Kannst du mir bitte die Tische und Stühle von draußen reinholen?«
    Ich holte ihr die Tische und Stühle herein.
    »Was möchtest du unternehmen?« fragte sie.
    »Tja, also Kneipen sind nicht mein Fall. Die Luft da drin ist so schlecht. Ich würde sagen, wir besorgen uns etwas zu trinken und gehn zu dir.«
    »All right. Hilf mir noch den Müll raustragen.«
    Ich half ihr den Müll raustragen. Dann sah sie zu mir hoch und sagte:
    »Fahr mir nach. Ich weiß einen Laden, der guten Wein hat. Und dann fährst du mir nach bis zu mir nach Hause.«
    Das Nachfahren war kein Problem – sie hatte einen VW-Bus. Am hinteren Fenster hing ein Poster von einem Mann. »Lächelt und freut euch«, empfahl er. Er stammte aus Indien, war 1971 gestorben und hatte bis zuletzt behauptet, er sei Gott. Quer über dem unteren Rand stand sein Name: Drayer Baba.
    Bei Sara zu Hause machten wir eine Flasche auf und setzten uns auf die Couch. Die Einrichtung gefiel mir. Sara hatte alles selbst gezimmert, sogar das Bett. Überall hingen Fotos von Drayer Baba.
    Während wir noch an unserer ersten Flasche Wein waren, ging die Tür auf und ein junger Mann kam ins Zimmer. Er hatte schiefe Zähne, lange Haare und einen sehr langen Bart.
    »Das ist Ron«, sagte Sara. »Er wohnt bei mir.«
    »Hallo, Ron. Ein Glas Wein?«
    Ron trank ein Glas mit uns. Dann kam ein dickes Girl herein, gefolgt von einem dünnen Mann mit kahlrasiertem Schädel. Sie wurden mir als Pearl und Jack vorgestellt. Kaum hatten sie sich gesetzt, da kam noch ein junger Mann herein. Er nannte sich Jean John. Auch Jean John nahm Platz. Dann kam Pat herein. Pat hatte einen schwarzen Vollbart und lange Haare. Er setzte sich direkt vor mir auf den Fußboden.
    »Ich bin Dichter«, eröffnete er mir.
    Ich trank einen Schluck Wein.
    »Wie stellt man es an, daß man was veröffentlicht kriegt?«
    »Man schickt es an Zeitschriften.«
    »Aber ich bin unbekannt.«
    »Jeder fängt als Unbekannter an.«
    »Ich gebe jede Woche drei Lesungen. Und ich lese sehr gut. Ich bin nämlich Schauspieler. Ich sage mir, wenn ich meine Sachen oft genug vortrage, wird sich vielleicht jemand melden, der sie veröffentlichen will.«
    »Nicht ganz ausgeschlossen.«
    »Das Problem ist nur, daß zu meinen Lesungen niemand kommt.«
    »Dann weiß ich auch nicht, was ich dir raten soll.«
    »Ich werde meinen Gedichtband einfach selber drukken.«
    »Whitman hat es auch so gemacht.«
    »Siehst du dir mal ein paar von meinen Gedichten an?«
    »Oh Gott, bloß nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will nur was trinken.«
    »In deinen Büchern ist viel von Trinken die Rede. Findest du, daß das Trinken deiner Schreibe genützt hat?«
    »Nein. Ich bin nur ein Alkoholiker, der sich fürs Schreiben entschieden hat, damit er immer bis Mittag im Bett bleiben kann.«
    Ich wandte mich zu Sara um »Ich hatte keine Ahnung, daß du so viele Freunde hast.«
    »Heute abend ist eine Ausnahme. Sonst ist es fast nie so.«
    »Nur gut, daß wir genug Wein haben.«
    »Ich bin sicher, die gehn bald wieder«, sagte sie.
    Die anderen unterhielten sich über dies und jenes, und nach einer Weile hörte ich

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