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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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hatte.
    »Möchtest du Anna helfen, ein paar warme Sache zusammenzusuchen, wo wir jetzt schon hier sind?«
    Anna sah ohne großes Interesse die Post durch, die neben ihr auf dem Sofa lag. Sie nahm eine Postkarte in die Hand, betrachtete das Bild und las dann die Rückseite. Dann noch eine.
    Mindestens zwei ihrer Freunde waren offenbar ebenfalls vor kurzem in Ferien gewesen. Es waren auch einige Rechnungen dabei, die sie ungeöffnet weglegte, sehr zu Tobys Erheiterung, der sogleich darauf hinwies, dass ihr gesunder Menschenverstand sie offenbar nicht verlassen hatte.
    »Nur die Erinnerung an die Ferien ist vollständig weg«, sagte sie müde. »Der Rest scheint unbeschädigt da zu sein. Ich habe die Stimme meines Vaters und die von Felix, meinem Ex-Mann erkannt. Ich habe Phyllis erkannt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte mich nicht von selbst an sie erinnern; es war alles eine merkwürdige Leere, als ihr, du und der Doktor, mich befragt habt; aber als ich ihre Stimmen hörte und in meinem Kopf nach ihnen suchte, waren sie da!« Sie unterbrach sich. Sie sah hinunter auf einen Brief, den sie in der Hand hielt. Er trug ägyptische Briefmarken. Ihr Gesicht wurde blass.
    Toby warf Frances einen Blick zu. Er legte den Finger an die Lippen. Beide beobachteten Anna, wie sie langsam den Umschlag aufriss. »Er ist von Omar«, sagte sie langsam. »Er will wohl wissen, wie es mir geht?«
    Sie sah auf und ihre Augen weiteten sich. Die Schleusen waren geöffnet. Ein Sturzbach der Erinnerung, von Lärm, Bildern, von Rufen ergoss sich plötzlich in ihren Kopf. Sie setzte sich abrupt hin und starrte sie mit wilden Augen an.
    »O Gott! Andy! Jetzt erinnere ich mich. Andy ist gestorben!«
    Toby setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. »Fällt dir jetzt wieder ein, was geschehen ist?«, fragte er behutsam.
    Sie starrte auf den Brief in ihren Händen. »Das Parfüm-fläschchen. Das Parfümfläschchen des Priesters von Sekhmet!«
    Plötzlich begann sie zu schluchzen, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. Sie schaute zu Toby auf. »Ich erinnere mich an Andy, wie er in den Nil stürzte. Wir waren in Philae gewesen.«
    Toby nickte.
    »Dann verschwand sein Körper. Es gab keine Spur mehr davon…«
    »Sie haben ihn am nächsten Tag gefunden, Anna…«
    »Und Ibrahim hat mir ein Amulett gegeben.« Sie legte die Hand an den Hals, als ob ihr erst in diesem Augenblick der Talisman wieder einfiele, der an der Kette um ihren Hals hing.
    »Ich trage ihn immer noch! Aber er ist doch wertvoll. Ich hätte ihn ihm zurückgeben müssen!«
    »Nein, er wollte, dass du ihn behältst. Er hat mir eigens aufgetragen, dir zu sagen, dass du das Amulett für immer behalten sollst, Anna.« Toby nahm ihr Omars Brief aus den Händen und legte ihn auf den Tisch.
    »Was ist mit Andy geschehen?« Sie wandte sich zu ihm, die Augen blind vor Tränen.
    »Sein Leichnam wurde mit dem Flugzeug nach London gebracht und im Heimatdorf seiner Familie in Sussex begraben.
    Serena, Charley und Ben sind alle zur Beerdigung gegangen.«
    »Und Charley?« Anna wiederholte den Namen wie ein Echo.
    »Geht es ihr jetzt gut?«
    Toby nickte. »Es geht ihr gut.«
    »Also bin ich’s allein.« Sie blickte auf ihre Hände hinunter.
    »Es war nämlich kein Schock.« Plötzlich war alles kristallklar in ihrem Kopf. »Er brauchte mich. Der Priester brauchte mich, als Charley Ägypten verließ, und ich ließ ihn herein. Serena rief ihn in Philae herbei und ich sah zu, lächelnd, wollte unbedingt sehen, was passierte, da sprang er in meinen Kopf! Serena wusste, wie gefährlich er war. Auch Ibrahim wusste es. Aber ich öffnete mich einfach und ließ es geschehen! Wo ist Serena? Was ist mit ihr passiert?«
    »Serena hat dich mehrmals besucht, Anna«, sagte Toby. »Sie hat sich solche Sorgen um dich gemacht. Sie hat dem Doktor zu erklären versucht, dass sie glaubte, du seist besessen, aber er wollte davon nichts hören. Wäre ich nicht selbst dabei gewesen, ich hätte es nicht für möglich gehalten, wie herablassend er sie behandelt hat. Es hätte mich nicht gewundert, wenn sie nicht mehr wiedergekommen wäre, aber sie kam wieder und brachte noch jemand mit, der dir helfen sollte, aber da wolltest du keinen mehr in deinem Kopf herumfuhrwerken lassen. Also haben wir beschlossen, lieber abzuwarten, bis deine Erinnerung von allein zurückkehrt. Mutter wollte einen Geistlichen hinzuziehen, aber Serena sagte, das würde den Priester zornig machen.«
    Anna schüttelte

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