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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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nach veränderte und so blieb. Sie waren Nyx’ Kinder im wahrsten Sinne des Wortes: Nachtkinder. Die Lamien erschufen sich ihr eigenes Licht, konnten perfekt in der Dunkelheit sehen und jagten in der Nacht. Dass Vampire oder Lamien das Tageslicht nicht vertrugen, war hingegen reine Fiktion. Vermutlich von Menschen erfunden, damit sie sich etwas sicherer fühlen konnten.
    »Wer durchstreift denn da unser Reich?«, fragte eine leiernde Frauenstimme.
    »Carmilla«, entgegnete Pheme in überraschend lässigem Tonfall. »Was für eine unangenehme Überraschung.«
    »Ich wusste, dass ihr euch freut, uns zu sehen«, gab die Lamie zurück, offenbar die Anführerin der anderen.
    Sie sah wirklich aus wie eine Banshee, nur hatte sie keine weißen Haare. Dafür war ihr Gesicht blass wie mein eigenes, und ihre Augen glommen hellrot. Der Farbton meiner eigenen Augen war gerade mal zwei oder drei Nuancen heller.
    »Freude kann man das nicht nennen.« Pheme lud mit einer lockeren Bewegung ihre Pumpgun durch. »Aber es ist mal etwas anderes, als immer nur mit euren Fußsoldaten zu kämpfen.«
    Aiko stellte sich breitbeinig hin, offensichtlich bereit, sich zu verwandeln, und auch Jean richtete sich zum Kampf. Eine Waffe hatte er nicht, aber er hielt die Handflächen aneinander, als wollte er jeden Augenblick einen Blitz daraus hervorzaubern.
    Auch mein Echo meldete sich, nicht etwa, weil ich es gerufen hätte, sondern weil ich mir schon wieder fast in die Hosen machte. Die Harpyien konnte ich vielleicht rupfen, aber jetzt würde ich herausfinden, wie es mit Lamien aussah.
    Schnell blickte ich zu Thomas hinüber, der ebenfalls seine Waffe hob. Pheme hatte sie ihm in die Hand gedrückt, bevor wir uns auf den Weg gemacht hatten. Schade, dass wir den Drachen zurückgelassen hatten. Vielleicht konnte Aiko ihn ja …
    Schneller, als es meine Augen erfassen konnten, schwangen sich die Lamien in die Luft, um sich mit vorgestreckten Klauen auf uns zu stürzen. Die Viecher konnten auch ohne Flügel eindeutig besser fliegen als ich.
    Pheme feuerte gleich auf den ersten Lamius, während Aiko sich in eine Oni verwandelte und mit ihrem Keulenarm nach einem Lamienweib schlug. Das andere Paar ging auf mich und Thomas los.
    Er feuerte seine Pistole ab, ich wollte mein Echo rufen. Doch ich kam nicht mal zum Bild meiner Mutter, als mich ein Schlag von den Füßen riss. Ich schrie auf, aber es war nur der Schrei eines Menschen. Carmilla, die vor mir zu Boden schwebte, lachte spöttisch auf.
    »Was ist mit dir, Banshee? Funktioniert dein Schrei nicht mehr? Vielleicht hättest du besser üben sollen.«
    Ich rappelte mich auf, und bevor ich das Echo fand, versetzte mir die Lamie einen weiteren Schlag. Verdammt, was war nur los mit mir? Normalerweise ging das viel schneller. Wendete sie irgendeinen Zauber an, der meine Magie bannte? Oder hatten mich der Schlag und die Schmerzen in meiner Wange aus dem Konzept gebracht? Ich schloss die Augen und versuchte mich zu konzentrieren.
    Da wurde ich gepackt und in die Höhe geschleudert. Ich flog sekundenlang durch die Luft und krachte dann hart auf den Boden.
    »Das soll also die gefürchtete Banshee sein?«, höhnte Carmilla, die sofort wieder neben mir auftauchte.
    Als ich herumwirbelte, sah ich gerade noch, dass eine Kugel den Körper der Lamie durchschlug.
    Es war Thomas, der geschossen hatte. Als ob er mit »seinem« Lamius noch nicht genug zu tun hätte. Offensichtlich machten die Kugeln den Lamien nichts aus, denn die Wunde in Carmillas Seite schloss sich, kaum dass die Kugel eingeschlagen war.
    »Ich werde dich zu unserem Meister bringen, der dir deine Energie rauben und jedes Götterkind auf Erden vernichten wird«, donnerte ihre Stimme über mich hinweg.
    Das genügte meinem Echo offenbar als Motivation. Endlich . Auf einmal streckte es sich von allein und beinahe schon schmerzhaft in meinem Körper, während Bilder meinen Kopf fluteten. Es war, als wollte ein ganzer Haufen Nägel, die von einem Bolzenschussgerät abgefeuert wurden, aus meinem Inneren nach außen dringen. Ich hatte keine andere Wahl, als zu schreien. Zählen konnte ich die Bilder meiner Ahnen nicht, es war wie damals, als die Schläger drohten, mich fertigzumachen. Ich schrie nur, schrie, bis meine Trommelfelle vibrierten, auch wenn ich nichts hören konnte.
    Obwohl der Schrei erleichternd wirkte, nahm er kein Ende, klang das Gefühl in mir einfach nicht ab. Mein Verstand, der in diesem Augenblick irgendwie nichts mit dem restlichen

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