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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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gerade am Schreibtisch saß und sich die Fingernägel lackierte.
    Das Grollen draußen wurde immer lauter.
    »Bettina, ich …«
    Der Rest des Satzes wurde von einem ohrenbetäubenden Krachen verschluckt.
    Schlagartig wurde es dunkel, dann riss die Plane vor dem Fenster entzwei, als sei sie lediglich die zarte Haut einer Seifenblase.
    Eine Harpyie schoss durch das Fenster und stürzte sich auf Bettina, fuhr ihr mit ihren messerscharfen Krallen durch Schulter und Hals. Ein riesiger Blutschwall schoss an die Decke, dann fiel meine Freundin zu Boden. Die Harpyie war noch immer über ihr und hackte nun auf ihren Kopf ein.

    Ich war unfähig, mich zu bewegen, irgendetwas zu tun.
    Das kann nicht sein, das ist nicht real, versuchte ich mir einzuhämmern, doch schon strömte mir Blutgeruch in die Nase, ich sah Bettinas Beine zucken und vernahm ein schreckliches Gurgeln.
    Bettina! Meine Lungen versuchten verzweifelt, Luft einzusaugen, doch sie konnte meinen Hals nicht passieren, obwohl ich den Mund weit aufgerissen hatte. Mein Herz raste. Ich starrte auf Bettina und konnte mich weder bewegen noch schreien – das heißt, im ersten Moment. Als der Körper meiner Mitbewohnerin erschlaffte, blickte sich die Harpyie um.
    Blut- und Fleischfetzen tropften von ihrem Schnabel, die Krakententakel schlugen auf meine Brust ein und lösten gleichzeitig den Würgegriff um meine Kehle. Wimmernd atmete ich ein und hatte das Gefühl, mich gleich übergeben zu müssen. Dann schrie ich. Endlich.
    Der Boden unter mir schien zu erbeben, und meine Ohren wurden taub, während ich die Augen zusammenkniff und schrie. Ich tat nichts weiter, als zu schreien – und doch irgendwie mehr, denn da lag etwas in dem Ton, das für normale Ohren nicht hörbar war.
    Erst als ich keine Luft mehr bekam, riss ich die Augen wieder auf.
    Die Harpyie war verschwunden. Wegen meines Schreis? Ein paar Federn blieben zurück, dennoch wusste ich nicht, ob ich sie wirklich zerstört hatte. Ich glaubte es nicht.
    Der Anblick von Bettinas entstelltem Leichnam drehte mir den Magen um, und ich übergab mich an Ort und Stelle.
    Bettina, Bettina. O Gott!
    Als ich ein Krächzen vernahm, richtete ich mich ruckartig wieder auf. Die Harpyie war nur verschwunden, weil sie Verstärkung holen wollte.
    Ich stolperte zurück, flüchtete hinaus in den Gang und zog blitzschnell den Schlüssel hervor, um die Tür abzuschließen.
    Doch die Harpyien hatten es diesmal offenbar nicht nur auf mich abgesehen. Ihr schreckliches Kreischen tönte sowohl durch die Etage über mir als auch durch die unteren Stockwerke. Schreie ertönten, vermischt mit Flattergeräuschen.
    Ich konnte weder nach unten noch nach oben, die Vögel schienen überall zu sein, aber ich konnte auch nicht hier stehen bleiben. Schreiend sprang ich zurück, als sich eines der Viecher mit einem lauten Kreischen von Innen gegen die verschlossene Tür warf.
    Ich musste hier raus, egal wie. Wenn ich stehen blieb, würde ich sicher sterben.
    Während mir die schrecklichen Schreie hinterhergellten, rannte ich zur Treppe und dann nach unten. Gott sei Dank begegnete mir unterwegs keines der geflügelten Monster. In meiner Hast stolperte ich über jede dritte Stufe, klammerte mich keuchend an das Geländer, japste panisch auf und lief weiter.
    Plötzlich ertönte über mir Flügelschlagen, und meine Nackenhaare richteten sich auf. Ich sah nach hinten und erkannte drei dieser Mistviecher, die sich auf mich stürzen wollten. Zwei davon hatten Brüste.
    Das war allerdings das Letzte, was ich bewusst wahrnahm. Darüber nachdenken, dass es Männchen und Weibchen bei diesen Untieren gab, konnte ich nicht. Mein Körper spannte sich unwillkürlich, und bevor ich eine bewusste Entscheidung treffen konnte, riss ich den Mund auf und schrie. Diesmal schien der Schrei nicht von mir zu kommen, noch weniger als die vorherigen. Es war wie ein inneres Echo, das ich lediglich ausspie. Irgendetwas in mir – meine Seele? – fühlte sich dabei an, als würde es an den Rand meines Körpers gedrückt.
    Erstaunt registrierte ich, wie die Harpyien nach hinten geschleudert wurden, nur eine Federwolke blieb zurück, die wie ein schwarzer Regen auf mich herabrieselte.
    Als meine Seele wieder genug Platz hatte und meine Beine sich zumindest halbwegs fest anfühlten, wirbelte ich herum.
    Hinter mir hörte ich Schreie – menschliche Schreie diesmal –, aber ich lief einfach weiter. Ich fühlte mich furchtbar feige, aber was sollte ich denn machen? Mein

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