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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Schrei hatte diese Untiere nicht zerfetzen können. So oder so war jeder, der ihnen in die Quere kam, schlicht verloren.
    Als ich zur Tür hinausstürmte, prallte ich gegen etwas Hartes. Ein Donnerschlag übertönte für einen Moment alle anderen Geräusche, und wieder schrie ich. Im nächsten Moment roch ich Seifenduft und Aftershave.
    Thomas!
    Als ich aufblickte, sah ich in sein verwundertes Gesicht.
    »Was ist denn los?«, fragte er.
    Im gleichen Moment kreischte es über uns. Thomas blickte auf und wurde blass, ich wimmerte gequält auf.
    Beinahe gleichzeitig stoben wir auseinander. Thomas warf sich auf den Gehsteig, ich prallte gegen die Wand. Die Harpyie stürzte kopfüber zu Boden, rappelte sich auf und schwang sich wieder in die Luft, um uns erneut anzugreifen. Bettina schoss mir wieder in den Sinn. Wenn ich nichts unternahm, würde die Bestie Thomas ebenso zerfleischen wie meine Freundin. Dieser Gedanke veränderte etwas in mir. Nein, der Vogel durfte Thomas nichts antun!
    Obwohl meine Glieder kraftlos zitterten, stieß ich mich von der Hauswand ab, eilte zu Thomas und reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. Leider war es zu spät, um ihn ins Haus zu zerren, denn der Sog des Flügelschlags wirbelte schon unsere Haare auf.
    Ich warf mich zur Seite, wobei ich Thomas dabei einen Stoß versetzte. Die Krallen sausten an meiner Schulter vorbei, und die Harpyie schrie ärgerlich auf.
    »Scheißvieh!«, kreischte ich, diesmal mit meiner eigenen Stimme. Wo zum Teufel war meine Banshee-Stimme? Vielleicht brauchte sie Zeit zum Aufladen? Kein Wunder, dass wir ausgestorben waren.
    Während der Puls durch meine Schläfen donnerte, erspähte ich eine Harke neben der Tür, die der Hausmeister des Wohnheims wohl dort vergessen hatte.
    Unvermittelt griff ich danach.
    Wie viel das gegen die Harpyie brachte? Keine Ahnung, auf jeden Fall schlug ich nach ihr, bevor sie Thomas ebenfalls anfallen konnte.
    Wahrscheinlich setzte in diesem Augenblick mein Verstand vollends aus, denn wer würde sich schon mit solch einer Waffe auf ein Wesen wie dieses stürzen? Genau, ich! Ich, die ich mich gestern noch nicht mal gegen eine Horde Schläger zur Wehr hatte setzen können.
    Die Zinken der Harke bohrten sich in die Brust der Harpyie, die laut aufschrie. Bläulichrotes Blut spritzte aus der Wunde und regnete auf uns hinab.
    Da mein Magen ohnehin schmerzte, als wollte er sich jeden Augenblick von innen nach außen kehren, machten mir der Anblick und das Gefühl der heißen Tropfen nichts aus – oder auch nicht mehr als alles andere auch. Die Harpyie schrie auf und verpasste mir eins mit einer ihrer Schwingen, so dass ich zur Seite fiel. Da ich die Harke aber weiterhin festhielt, rissen die Zinken ein großes Loch in die Haut des Viehs, ohne sich jedoch zu lösen. Die Harpyie flatterte mit schmerzverzerrtem Kreischen über uns und versuchte sich von der Harke zu befreien. Sie war so kräftig, dass sie mich wieder auf die Beine zog.
    Im nächsten Augenblick eilte Thomas mir zu Hilfe. Er hatte sich wieder aufgerappelt und versuchte nun mit mir gemeinsam die Harke festzuhalten. Doch die verletzte Harpyie war noch immer zu stark.
    »Lass sie los!«, rief er mir zu.
    Ich gehorchte, worauf der Vogel mitsamt der Harke in die Höhe schoss und ich wieder auf dem Hintern landete. Die Harke löste sich dabei aus dem Körper des Untiers und verfing sich in einer Baumkrone.
    Als Thomas mir aufhalf, war er grünlich im Gesicht, aber die Hand, die mich hochzog, wirkte stark und fest.
    »Alles in Ordnung?«
    Bevor ich antworten konnte, kreischte es erneut über uns. Aus einem der zerbrochenen Fenster flatterten weitere Harpyien.
    Sofort sprang ich auf die Füße.
    »Sie haben Bettina umgebracht!«, schrie ich, während Thomas mich zu seinem Ford zerrte, bevor ich meine Füße endlich selbst in Bewegung setzte.
    Thomas nickte grimmig. »Wir müssen verschwinden.«
    Für einen Moment fragte ich mich, wie er diese furchtbare, unwirkliche Situation einfach so akzeptieren konnte, aber dann war ich nur noch froh, dass er so ruhig blieb.
    Als wir die Türen seines Autos aufrissen, kam die Harpyie erneut auf uns zu, doch bevor ihre Klauen uns erreichen konnten, schlugen wir sie bereits zu. Das Untier klatschte gegen die Seite des Wagens und brachte ihn zum Schwanken. Im nächsten Moment schrammten die Krallen über das Autodach.
    Verdammt, es wollte uns offenbar wie aus einer Sardinenbüchse schälen.
    Thomas schrie triumphierend auf, als er den Schlüssel ins

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