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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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in Ordnung«, bemerkte Cob.
    Ronnel klemmte sich die Brille wieder auf die Nase und räusperte sich umständlich. »Nach dem kürzlich erfolgten Mauerdurchbruch fürchtet der Herzog um seine Büchersammlung. Seine Gnaden wünscht, dass … besondere Maßnahmen ergriffen werden.«
    »Worin sollen diese ›besonderen Maßnahmen‹ bestehen?«, hakte Cob misstrauisch nach. »Was habe ich mir darunter vorzustellen?«
    Ronnell stieß einen schweren Seufzer aus. »Alle Tische, Bänke und Regale sollen Siegel erhalten, die sie vor Feuerspeichel schützen.«
    Vor Verblüffung traten Cob beinahe die Augen aus dem Kopf. »Die Arbeit würde mehrere Monate in Anspruch nehmen!«, platzte er heraus. »Und sie ergäbe gar keinen Sinn. Selbst wenn es einem Flammendämon gelänge, so tief in die Stadt einzudringen, käme er niemals an den Siegeln dieses Gebäudes vorbei. Und falls doch, dann hätte man größere Sorgen als den Erhalt von Bücherregalen.«
    Bei dieser Bemerkung verhärtete sich Ronnells Blick. »Da muss ich widersprechen, Meister Cob. Es gibt in der Tat keine größere Sorge, als diesen Bücherbestand zu erhalten. In dieser Hinsicht stimmen der Herzog und ich überein. Du kannst dir nicht vorstellen, welche unwiederbringlichen Schätze wir verloren,
als die Horclinge die alten Bibliotheken verbrannten. Hier hüten wir die letzten spärlichen Reste eines Wissens, das im Laufe von mehreren Jahrtausenden zusammengetragen wurde.«
    »Ich bitte um Entschuldigung«, erwiderte Cob. »Ich wollte nicht respektlos sein.«
    Der Bibliothekar nickte. »Ich verstehe. Im Übrigen hast du Recht, das Risiko ist minimal. Nichtsdestotrotz hat Seine Gnaden es sich nun mal in den Kopf gesetzt, die Kollektion so gut wie möglich zu schützen. Für deine Arbeit kann ich dir tausend Goldsonnen zahlen.«
    Arlen stellte im Kopf rasch ein paar Berechnungen an. Tausend Sonnen waren sehr viel Geld, mehr, als sie jemals für einen einzelnen Auftrag bekommen hatten. Doch wenn man berücksichtigte, dass sie mehrere Monate lang beschäftigt sein würden und ihr übliches Geschäft während dieser Zeit ruhen würde …
    »Ich fürchte, ich muss den Auftrag ablehnen«, erklärte Cob nach einer Weile. »Denn wenn ich hier tätig wäre, könnte ich mich nicht um meinen Laden kümmern.«
    »Dafür würdest du aber in der Gunst des Herzogs aufsteigen«, gab Ronnell zu bedenken.
    Cob zuckte die Achseln. »Ich war für seinen Vater als Kurier tätig. Das brachte mir genug Wohlwollen ein. Mehr Gewogenheit brauche ich gar nicht. Vielleicht solltest du dich besser an einen jüngeren Bannzeichner wenden«, schlug er vor. »Jemand, der sich erst noch beweisen muss.«
    »Seine Gnaden hat ausdrücklich dich verlangt«, betonte Ronnell.
    In einer hilflosen Geste hob Cob die Hände.
    »Ich könnte es machen«, platzte Arlen heraus. Beide Männer wandten sich ihm zu, überrascht, weil er die Kühnheit hatte, sich ungefragt in das Gespräch einzumischen.

    »Ich glaube nicht, dass der Herzog sich mit einem Lehrling zufriedengeben wird«, wandte Ronnell ein.
    Arlen zuckte mit den Schultern. »Er braucht es doch nie zu erfahren«, meinte er. »Mein Meister kann die Siegel für die Regale und Tische entwerfen, und ich ritze sie dann in das Holz ein.« Während er sprach, sah er Cob an. »Wenn du den Auftrag angenommen hättest, hätte ich ohnehin die Hälfte der Zeichen geschnitzt, wenn nicht noch mehr.«
    »Ein interessanter Kompromiss«, sagte Ronnell nachdenklich. »Was sagst du dazu, Meister Cob?«
    Cob fasste Arlen misstrauisch ins Auge. »Ich sage, dass dies eine langweilige Arbeit ist, die dir überhaupt nicht liegt. Normalerweise verabscheust du doch solche monotonen Tätigkeiten. Was versprichst du dir davon, wenn du hier monatelang herumwerkelst? Was springt für dich dabei heraus?«
    Arlen lächelte. »Herzog Euchor kann behaupten, dass der Bannzeichner Meister Cob seine Bibliothek mit Siegeln versehen hat«, begann er. »Du verdienst tausend Sonnen, und ich …« Er richtete den Blick auf Ronnell. »Ich darf die Bibliothek benutzen, wann immer ich will.«
    Ronnell lachte. »Du bist ein Junge nach meinem Herzen!«, meinte er. »Sind wir im Geschäft?«, fragte er Cob.
    Cob schmunzelte, und die beiden Männer besiegelten den Vertrag per Handschlag.

    Fürsorger Ronnell gab Cob und Arlen eine Führung in der Bibliothek. Während sie durch das Gebäude wanderten, wurde Arlen nach und nach bewusst, welch kolossale Arbeit er sich aufgehalst hatte. Selbst wenn er auf

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