Das Lied der Dunkelheit
geschafft hatte, sich wieder auf die Füße zu stellen.
Gared schlug mit seiner massigen Faust nach dem Kurier, doch auch dieses Mal war Marick flinker. Er duckte sich, sodass der Schlag ins Leere ging, landete selbst zwei schnelle Treffer auf Gareds Körper, tänzelte dann gewandt zurück und brachte sich außer Reichweite von Gareds Fäusten, der zum nächsten ungezielten Schwinger ausholte.
Gared gab durch nichts zu erkennen, dass er die Hiebe des Kuriers überhaupt gespürt hatte. Der Schlagabtausch ging weiter,
und dieses Mal bekam der Holzfäller einen harten Treffer auf die Nase. Blut spritzte, doch Gared lachte nur und spuckte den roten Schleim auf den Boden.
»Mehr hast du nicht drauf? Ist das alles, was du kannst?«, spottete er.
Marick stieß einen knurrenden Laut aus und stürzte sich auf ihn, um ihn dann mit einer Reihe schneller Fausthiebe zu bearbeiten. Gareds Schwerfälligkeit hinderte ihn daran, die auf ihn einprasselnden Schläge zu parieren, und er startete auch nur einen halbherzigen Versuch; schließlich gab er es auf und ließ es einfach über sich ergehen, wenn auch zähneknirschend und mit einem vor Wut hochroten Gesicht.
Rasch zog Marick sich wieder zurück und nahm eine Kampfpose ein, die an eine sprungbereite Katze erinnerte, die Fäuste hoch erhoben und gerüstet, jederzeit wieder zuzuschlagen. Die Haut an seinen Fingerknöcheln war abgeschürft, und sein Atem ging schwer. Gared hingegen machte nicht den Eindruck, als würden seine Kräfte schwinden. Zum ersten Mal flackerte Angst in Maricks Wolfsaugen auf.
»Sag bloß, du bist jetzt schon außer Puste!«, höhnte Gared und stapfte auf den Kurier zu.
Wieder ging Marick zum Angriff über, doch dieses Mal bewegte er sich wesentlich langsamer. Er landete ein, zwei Treffer, bis Gared ihm seine fleischige Pranke auf die Schulter legte und fest zudrückte. Marick wollte sich losreißen, aber es gelang ihm nicht.
Gared rammte ihm seine Faust in die Magengrube, und dieser mit ungeheurer Wucht geführte Schlag ließ Marick vornüberkippen und trieb ihm den Atem aus der Lunge. Der nächste Hieb traf ihn am Kopf, und er fiel zu Boden wie ein nasser Sack.
»Jetzt ist dir deine Dreistigkeit wohl vergangen, was?«, röhrte Gared. Marick stützte sich auf Händen und Knien ab und versuchte
aufzustehen, aber Gared versetzte ihm einen kräftigen Tritt in den Bauch, der ihn auf den Rücken warf.
Dann kniete sich der Holzfäller auf den Kurier und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein, während Leesha nach vorn hetzte.
»Leesha gehört mir!«, schrie der außer Rand und Band geratene Hüne. »Und jeder, der etwas anderes behauptet, kann was erleben …!«
Er verstummte abrupt, als Leesha ihm eine Handvoll von Brunas Blendpulver ins Gesicht schleuderte. Da sein Mund offen stand, atmete er eine Menge der ätzenden Substanz ein. Ein unartikuliertes Gebrüll stieg aus seiner Kehle, als das Pulver in seinen Augen brannte, seine Mundschleimhaut reizte und die Nase von innen zuschwellen ließ. Seine Haut fühlte sich an, als sei sie mit kochendem Wasser verbrüht worden. Er fiel von Marick herunter, wälzte sich nach Luft schnappend am Boden und hielt sich die Hände vor das schmerzende Gesicht.
Leesha wusste, dass sie zu viel von dem Pulver benutzt hatte. Eine Prise genügte, um die meisten Männer außer Gefecht zu setzen, eine ganze Handvoll hingegen konnte tödlich wirken, wenn der Betroffene an seinem eigenen Schleim erstickte.
Sie kniff die Lippen zusammen, bahnte sich unter rücksichtslosem Einsatz ihrer Ellenbogen wieder einen Weg durch die wie gebannt glotzenden Leute und schnappte sich einen Eimer voll Wasser, in dem Stefny Kartoffeln gewaschen hatte. Kurzerhand kippte sie ihn über Gared aus, und seine Zuckungen ließen nach. Für ein paar Stunden würde er noch blind sein, aber wenigstens war er außer Lebensgefahr.
»Unser Versprechen wurde aufgehoben«, fuhr sie ihn in ruppigem Ton an. »Und daran wird sich nie etwas ändern. Ich werde dich auf gar keinen Fall heiraten, selbst wenn das bedeuten
sollte, dass ich als alte, vertrocknete Jungfer mein Dasein beschließe! Lieber gäbe ich mich einem Horcling hin als dir!«
Gared stöhnte gequält und gab durch nichts zu erkennen, dass er auch nur ein einziges Wort gehört hatte.
Sie ging zu Marick, kniete nieder und half ihm, sich in eine sitzende Position zu bringen. Mit einem sauberen Tuch tupfte sie ihm das Blut vom Gesicht, das bereits anschwoll und die ersten Anzeichen von
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