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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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sich die Ohren zu und rückten hastig von Rojer ab. Solange der musikalische Angriff andauerte, zogen sie sich immer weiter zurück, bis sie mit den Schatten hinter dem Lichtkreis des Lagerfeuers verschmolzen.
    »Sie lauern noch in der Nähe«, erklärte Rojer. »Sobald ich damit aufhöre, kommen sie zurück.«
    »Was kannst du sonst noch?«, fragte der Tätowierte Mann ruhig.

    Rojer lächelte. Nur allzu gern gab er eine Vorstellung, und es war ihm egal, ob sein Publikum aus zwei Zuschauern oder aus einer jubelnden Menge bestand. Er hörte auf, seine Fiedel zu malträtieren, und die dissonanten Töne gingen wieder in die wohlklingende, ergreifende Melodie über. Von der Musik angezogen, pirschten sich die Horclinge abermals an den Zirkel heran.
    »Und jetzt gebt Acht, was passiert«, forderte Rojer Leesha und den Mann auf, während er sein Spiel noch einmal änderte. Bei den grellen Tönen, die sich immer höher schraubten, bissen selbst Leesha und der Tätowierte Mann auf die Zähne und lehnten sich angewidert zurück.
    Auf die Horclinge hatte dieses klangliche Chaos eine noch viel drastischere Wirkung. Sie gerieten in Raserei, kreischten, brüllten, und warfen sich mit Hingabe gegen die Barriere. Pausenlos flammten die Siegel auf und schleuderten sie zurück, aber die Dämonen hörten nicht auf, das Netz zu attackieren, in dem aberwitzigen Versuch, Rojer zu erreichen und ihn für immer zum Schweigen zu bringen.
    Zwei Felsendämonen schlossen sich den Angreifern an, wälzten sich an den anderen vorbei und hämmerten gegen die Siegel, während immer mehr Horclinge herbeiströmten und den Druck auf das Netz verstärkten. Ohne ein Wort zu sagen, stellte sich der Tätowierte Mann hinter Rojer und hob seinen Bogen.
    Die Sehne sirrte, und einer der wuchtigen Pfeile durchschlug die Brust des nächsten Felsendämons in einem Blitzstrahl, der einen kurzen Moment lang den gesamten Umkreis in ein gleißendes Licht tauchte. Immer wieder schoss der Tätowierte Mann in die rasende Horde, so schnell, dass die Bewegungen seiner Hände verschwammen. Die Magie der Pfeile entlud sich in den Horclingen und trieb das Rudel zurück, und die wenigen
verletzten Dämonen, die sich wieder aufraffen konnten, wurden von ihren Artgenossen zerfleischt.
    Entsetzt sahen Rojer und Leesha diesem Gemetzel zu. Rojers Bogen rutschte von den Saiten und hing in seiner kraftlosen Hand, während er zutiefst erschüttert den Tätowierten Mann bei seinem Treiben beobachtete.
    Die Dämonen kreischten immer noch, aber dieses Mal schrien sie vor Schmerzen und Angst; sowie die Musik verstummte, war ihre Aggressivität verflogen. Doch der Tätowierte Mann hörte erst auf zu schießen, als ihm die Pfeile ausgingen. Dann schnappte er sich einen Speer, schleuderte ihn, und traf einen flüchtenden Baumdämon in den Rücken.
    Ein wildes Chaos brach aus, als die letzten Horclinge in Panik die Flucht ergriffen. Der Tätowierte Mann riss sich seine Gewänder vom Leib und schickte sich an, aus dem Zirkel zu rennen, um die Dämonen mit bloßen Händen zu töten.
    »Nein, bitte nicht!«, schrie Leesha und warf sich auf ihn. »Sie laufen doch weg!«
    »Willst du sie etwa verschonen?«, brüllte der Mann mit wutverzerrtem Gesicht. Erschrocken wich sie zurück, doch tapfer blickte sie ihm in die Augen. »Bitte!«, beschwor sie ihn. »Geh nicht da raus!«
    Leesha fürchtete schon, er könnte sie schlagen, doch er starrte sie nur an; sein Atem ging stoßweise. Nach einer Weile, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam, beruhigte er sich, legte seine Kleidung wieder an und bedeckte seine Tätowierungen.
    »War das wirklich nötig?«, fragte sie.
    »Der Zirkel war nie dafür konstruiert, so viele Horclinge gleichzeitig abzuwehren«, antwortete er in seiner gewohnten monotonen Sprechweise. »Ich war mir nicht sicher, ob er halten würde.«

    »Du hättest mir einfach sagen können, dass ich aufhören soll zu spielen«, wandte Rojer ein.
    »Ja«, räumte der Mann ein. »Da hast du Recht.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«, wollte Leesha wissen.
    Darauf gab der Tätowierte Mann keine Antwort. Mit langen Schritten verließ er den Zirkel und fing an, seine Pfeile aus den toten Dämonen zu ziehen.

    Leesha schlief tief und fest, als sich der Tätowierte Mann später in der Nacht Rojer näherte. Der Jongleur, der auf die Leichen der Horclinge starrte, zuckte erschrocken zusammen, als der Mann neben ihm in die Hocke ging.
    »Du hast Macht über die Dämonen«, begann er.
    Rojer zuckte die

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