Das Lied der Dunkelheit
rettenden Pferch erreichten, der so nah war und dennoch endlos weit weg zu liegen schien.
Die dicke Staubschicht auf dem Hof hatte sich durch den Regen in glitschigen Schlamm verwandelt, aber die Angst machte Arlen und Silvy behände, und sie glitten kein einziges Mal aus. Die Schritte des sie verfolgenden Felsendämons hallten wie Donnerschläge, und unter ihrer Wucht vibrierte der Boden.
Vor der Umfriedung kam Arlen schlitternd zum Stehen und machte sich mit fieberhafter Hast an der Verriegelung zu schaffen. In diesem winzigen Augenblick holten die Flammendämonen sie so weit ein, dass sie ihre tödlichste Waffe einsetzen konnten. Sie spien Feuergarben und trafen Arlen und seine Mutter. Durch die Entfernung wurde die Kraft des Flammenstoßes
abgeschwächt, trotzdem spürte Arlen, wie seine Kleidung Feuer fing, und der ätzende Gestank verschmorter Haare stieg ihm in die Nase. Eine Welle aus Schmerzen durchlief ihn, aber er ignorierte sie einfach. Endlich gelang es ihm, das Gatter des Pferchs zu öffnen.
In größter Hast schickte er sich an, seine Mutter hineinzubugsieren, als ein anderer Flammendämon Silvy attackierte und seine Krallen in ihre Brust bohrte. Mit einem letzten kraftvollen Ruck zerrte Arlen seine Mutter in die Umfriedung. Als sie die Siegel passierten, kam Silvy glatt hindurch, doch die Magie flackerte auf und der Horcling wurde zurückgeworfen. Seine Krallen, die tief in Silvys Brustkorb steckten, wurden in einem Schauer aus Blut und Fleisch herausgerissen.
Ihre Kleidung brannte immer noch. Arlen umschlang Silvy mit beiden Armen und warf sich zusammen mit seiner Mutter zu Boden. Er richtete es so ein, dass er mit seinem Rücken die größte Wucht des Aufpralls abfing, dann wälzten sie sich im Morast, um die Flammen zu ersticken.
Es bestand nicht die geringste Chance, das Gatter wieder zu schließen. Nun umringten die Dämonen den Pferch, schlugen auf das Siegelnetz ein, dessen Magie sich in knisternden Stichflammen entlang des Gewebes aus Schutzzeichen entlud. Aber das Tor war im Grunde unwichtig; und auch die Umzäunung spielte keine wesentliche Rolle. Solange die Siegelpfosten intakt blieben, waren sie vor den Horclingen geschützt.
Dafür waren sie dem Unwetter hilflos ausgesetzt. Der Regen hatte sich in einen eiskalten Wolkenbruch verwandelt, der ungehindert auf sie niederprasselte. Nach dem Sturz konnte Silvy nicht mehr aufstehen. Ihr ganzer Körper war mit Blut und Schlamm verschmiert, und Arlen fragte sich, ob sie ihre Verletzungen und obendrein diesen fürchterlichen Regenguss überleben würde.
Taumelnd kämpfte er sich zum Futtertrog vor und kippte ihn mit einem Fußtritt um; die Reste, die die Schweine nicht mehr hatten auffressen können, weil man sie überstürzt in die Scheune getrieben hatte, verteilten sich im Matsch, um dort zu verrotten. Arlen sah, wie der Felsendämon sich immer und immer wieder gegen das Siegelnetz warf, doch die Magie hielt die Angriffe aus, und der Dämon kam nicht an den Schutzzeichen vorbei. Schaurig beleuchtet von den Blitzen, die den Himmel aufrissen, und den Stichflammen aus den Mäulern der Dämonen, lag Marea im Schlamm, begraben unter einem Schwarm von Horclingen, die ganze Stücke aus ihrem Körper rissen und dann zur Seite tanzten, um sich an den ergatterten Happen gütlich zu tun.
Bald gab der Felsendämon seine Angriffe gegen das Siegelnetz auf, das den Pferch schützte, stapfte zum Schauplatz des makabren Festschmauses und packte mit seiner massigen Pranke Marea an einem Bein, wie ein brutaler Mensch eine Katze ergreifen würde. Flammendämonen stoben davon, als der Felsendämon die Frau hochriss und durch die Luft wirbelte. Marea stieß einen heiseren Schrei aus, und zu seinem maßlosen Schrecken sah Arlen, dass sie noch lebte. Vor Entsetzen begann auch er zu brüllen und überlegte, ob er den Pferch verlassen und der Frau zu Hilfe eilen sollte. Doch dann schmetterte der Felsendämon Marea auf den Boden, wo sie mit einem widerlichen Knacken und Knirschen landete.
Arlen wandte sich ab, ehe die Kreatur anfangen konnte zu fressen, und der niederrauschende Regen wusch ihm die Tränen vom Gesicht. Er schleifte den Futtertrog zu Silvy, zerriss ihren Unterrock und hielt ihn in den Regen, damit er nass wurde. So gut er konnte, wischte er den Dreck aus ihren Wunden und bedeckte sie mit Fetzen des Unterkleides. Es war auch nicht sauber, aber immer noch hygienischer als der mit Schweinekot verunreinigte Schlamm.
Silvy zitterte am ganzen
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