Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
hinter sich her schleifend.

    Draußen heulte der Wind, peitschte den Regen vor sich her und verwandelte die Tropfen in stechende Insekten. Arlen sah, wie Marea und seine Mutter zum Haus zurückhasteten, doch schon erschienen die ersten Dämonen. Wie immer bildeten die Flammendämonen die Vorhut; ihre verschwommenen, dunstigen Umrisse stiegen langsam aus dem Boden auf. Mit einer Schulterhöhe von knapp achtzehn Zoll stellten sie die kleinste Art der Horclinge dar; geduckt, auf allen vieren kriechend, nahmen sie allmählich stoffliche Gestalt an. Ihre Augen, Nüstern und Mäuler glühten in einem trüben Licht.
    »Schneller, Silvy!«, schrie Jeph. »Schneller!«
    Es schien, als könnten die beiden Frauen es schaffen, doch dann stolperte Marea und fiel hin. Silvy machte kehrt, um ihr aufzuhelfen, und in diesem Moment verdichtete sich der Körper des ersten Horclings. Arlen wollte hinauslaufen, um seiner Mutter zu helfen, doch Norine umklammerte seinen Arm und hielt ihn fest.
    »Sei nicht dumm«, zischte sie ihm zu.
    »Steh auf!«, schrie Silvy und zerrte an Mareas Arm.
    »Mein Knöchel!«, wimmerte Marea. »Ich kann nicht! Lass mich hier liegen!«
    »Bei der Nacht, ich werde nichts dergleichen tun!«, fauchte Silvy. »Jeph!«, rief sie. »Hilf uns!«
    Doch mittlerweile verfestigten sich überall auf dem Hof die Horclinge. Jeph stand da wie erstarrt, während die Dämonen auf die Frauen aufmerksam wurden und sich wild kreischend auf sie stürzten.
    »Lass mich los !« Arlen stieß ein wütendes Knurren aus und trat kräftig auf Norines Fuß. Die Frau quiekte vor Schmerzen, und mit einem Ruck befreite sich Arlen aus ihrem Griff. Er schnappte sich den erstbesten Gegenstand, der als Waffe dienen
konnte, einen hölzernen Melkeimer, und stürmte auf den Hof.
    »Arlen, nein !«, brüllte Jeph, doch der Junge hörte nicht auf ihn.
    Ein Flammendämon, nicht größer als eine ausgewachsene Katze, sprang auf Silvys Rücken. Sie schrie, als Krallen tiefe Furchen in ihr Fleisch rissen und von ihrem Kleid nur noch blutige Fetzen übrig blieben. Während der Horcling fortfuhr, Silvy zu zerfleischen, spie er gleichzeitig Marea Feuer ins Gesicht. Die Frau stieß ein unartikuliertes Gebrüll aus, als ihre Haut sich unter der Hitze auflöste und die Haare in Flammen aufgingen.
    Im nächsten Moment erreichte Arlen den Schauplatz des Grauens und schwang mit aller Kraft, die er aufbieten konnte, den Eimer. Der zerbarst, als er gegen den Horcling knallte, aber der Dämon wurde glatt von Silvys Rücken gefegt. Sie selbst strauchelte, aber im Nu war Arlen bei ihr, um sie zu stützen. Noch mehr Flammendämonen umzingelten sie, während die ersten Winddämonen ihre Flügel streckten und ein Dutzend Yards weiter ein Felsendämon langsam Gestalt annahm.
    Silvy stöhnte, aber sie kam wieder auf die Beine. Arlen zerrte sie weg von der sich windenden und kreischenden Marea, aber der Rückweg zum Haus war von Flammendämonen versperrt. Jetzt nahm auch der Felsendämon Notiz von ihnen, visierte seine Beute an und ging zum Angriff über. Ein paar Winddämonen, die sich darauf vorbereiteten, sich in die Luft zu schwingen, gerieten der massigen Bestie vor die Pranken, und die wuchtigen Krallen mähten die fragileren Horclinge so mühelos beiseite wie eine Sense Getreidehalme durchtrennt. Ihre zerschmetterten Körper flogen in alle Richtungen, während Flammendämonen sich auf sie stürzten und sie in Stücke rissen.

    Der Felsendämon wurde nur flüchtig von seinem eigentlichen Ziel abgelenkt, doch Arlen nutzte die winzige Atempause und zog seine Mutter vom Haus weg. Der Weg zur Scheune war ebenfalls von Dämonen versperrt, doch wenn sie nur ein wenig schneller waren als die Horclinge, konnten sie den Pferch erreichen, in dem tagsüber das Vieh untergebracht war. Silvy stieß unentwegt gellende Schreie aus, ob vor Angst oder Schmerzen konnte Arlen nicht sagen, aber von ihm gestützt stolperte sie weiter, selbst in ihren weiten Röcken mit ihm Schritt haltend.
    Als Arlen dann anfing zu rennen, setzten sich auch die Flammendämonen in Trab, die sie in einem Halbkreis umringten. Der Regen rauschte in einer wahren Sturzflut hernieder, und der Wind nahm an Stärke zu. Gegabelte Blitze zuckten über den Himmel und tauchten ihre Verfolger sowie den Pferch in einen unheimlichen Glast. Die Augen starr auf die Umfriedung geheftet, kämpfte sich Arlen weiter vor, seine Mutter mit sich schleifend. Jetzt kam alles darauf an, dass sie noch vor den Dämonen den

Weitere Kostenlose Bücher