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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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an und spalte Holz für den Kamin.« Gared sauste nach draußen, noch ehe sie den Satz zu Ende gesprochen hatte. Leesha prustete vor Lachen, als die Tür mit einem lauten Knall zufiel.
    »Das hat dir gefallen, was?«, fragte Bruna.
    »Ich habe noch nie erlebt, dass jemand Gared so aus der Fassung gebracht hat«, gab Leesha zu. »Er ist geflitzt wie ein Wiesel.«
    »Komm näher, damit ich dich sehen kann«, forderte Bruna das Mädchen auf. Als Leesha dicht vor ihr stand, fuhr sie fort: »Eine Dorfheilerin muss mehr können, als nur Tränke zusammenbrauen. Selbst der größte Junge im Ort braucht manchmal eine gehörige Dosis Angst, damit er nicht über die Stränge schlägt. Wenn er befürchten muss, dass alles, was er unternimmt, Konsequenzen hat, überlegt er es sich vielleicht zweimal, ehe er jemandem einen Schaden zufügt.«
    »Gared würde nie einem Menschen schaden«, behauptete Leesha.
    »Wenn du meinst«, erwiderte Bruna, doch es klang nicht sehr überzeugt.
    »Kennst du wirklich eine Rezeptur, die dafür sorgt, dass ein Junge seine Manneskraft verliert?«, erkundigte sich Leesha.
    Bruna gluckste in sich hinein. »Ja, sicher, doch das Mittel wirkt nicht ein ganzes Jahr lang. Jedenfalls nicht, wenn man nur eine einzige Dosis verabreicht. Aber für ein paar Tage oder gar eine Woche kann ich jemanden schon außer Gefecht setzen. Es ist überhaupt nichts dabei. Gestern habe ich doch auch was in seinen Tee getan, genauso würde ich wieder vorgehen.«
    Leesha blickte nachdenklich drein.

    »Was ist los, Mädchen?«, hakte Bruna nach. »Hast du Angst, dein Junge könnte dich noch vor eurer Hochzeit in Bedrängnis bringen?«
    »Ich dachte da eher an Steave«, gab Leesha zu.
    Bruna nickte. »Es wäre wirklich ratsam, ihm in die Parade zu fahren«, meinte die Alte. »Aber du musst vorsichtig sein. Deine Mutter kennt diesen Trick. Als sie jung war, kam sie oft zu mir. Sie benötigte meine Dienste, um ihren Monatsfluss zu stillen und zu verhindern, dass sie schwanger wurde, wenn sie sich mit Männern vergnügte. Damals hatte ich sie noch nicht so gut durchschaut wie heute, und leider muss ich gestehen, dass ich ihr mehr beibrachte, als ich es hätte tun dürfen.«
    »Meine Mam war keine Jungfrau mehr, als Dad sie über die Schwelle mit seinen Siegeln trug?«, fragte Leesha schockiert.
    Bruna zog die Nase hoch. »Sie hatte es mit der Hälfte der Männer im Dorf getrieben, ehe Steave seine Rivalen verjagte.«
    Leeshas Kinnlade klappte herunter. »Meine Mam hat Klarissa verurteilt, als sie schwanger wurde.«
    Verächtlich spuckte Bruna auf den Boden. »Jeder wandte sich gegen das arme Mädchen. Heuchler, samt und sonders! Smitt schwafelt andauernd, wie wichtig die Familie ist, aber er hat nicht den kleinen Finger gekrümmt, um Klarissa zu helfen, als seine Frau die Leute gegen das Mädchen aufhetzte. Die Leute verfolgten Klarissa wie ein Rudel Flammendämonen. Und die Hälfte der Frauen, die mit dem Finger auf sie zeigten und ›Sünderin‹ schrien, hatten genau dasselbe getan. Sie fielen nur nicht auf, weil sie schnell genug geheiratet hatten oder raffiniert genug waren, Vorkehrungen zu treffen.«
    »Vorkehrungen?«, wiederholte Leesha verständnislos.
    Bruna schüttelte den Kopf. »Elona ist so erpicht darauf, einen Enkelsohn zu bekommen, dass sie dich überhaupt nicht
aufgeklärt hat, wie? Weißt du überhaupt, wie Kinder gezeugt werden?«
    Leesha schoss das Blut in die Wangen. »Der Mann, ich meine, der Ehegemahl … er …«
    »Raus mit der Sprache, Mädchen!«, schnauzte Bruna. »Ich bin zu alt, um darauf zu warten, dass du aufhörst, dich für einen ganz natürlichen Vorgang zu schämen.«
    »Er ergießt seinen Samen in die Frau«, stotterte Leesha, deren Gesicht noch eine Spur röter anlief.
    Bruna lachte gackernd. »Du kannst Verbrennungen und Verletzungen durch Dämonen behandeln, wirst aber rot, wenn du erklären willst, wie neues Leben entsteht?«
    Leesha öffnete den Mund zu einer Erwiderung, aber Bruna ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Wenn dein Junge seinen Samen auf deinen Bauch spritzt, kannst du ihm beiliegen, so oft dein Herz es begehrt«, erklärte Bruna. »Aber man kann sich nicht darauf verlassen, dass der Junge sein Glied rechtzeitig aus dir herauszieht, wie die arme Klarissa erfahren musste. Die Frauen, die schlau sind, kommen zu mir und lassen sich einen Tee geben.«
    »Tee?«, staunte Leesha, die förmlich an Brunas Lippen hing.
    »Pomeranzenblätter, in der richtigen Dosis vermischt mit einigen

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