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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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dann solltest du dich auch gefälligst daran halten, Mädchen.«
    Leesha nickte.
    Just in diesem Moment kam Gared zurück. »Darsy ist hier, um dich in die Stadt zu bringen«, meldete er Bruna.
    »Ich dachte, ich hätte dieses schwachsinnige Gör weggeschickt«, grummelte die Alte.
    »Gestern versammelte sich der Stadtrat und setzte mich wieder als deine Gehilfin ein«, erklärte Darsy, die gerade in die Hütte stürmte. Sie war fast so groß wie Gared und wog wesentlich mehr als dieser kräftige Bursche. »Du bist selbst schuld daran, denn es fand sich keine andere Frau, die meine Arbeit übernimmt.«
    »Was fällt diesen Leuten ein, meinen ausdrücklichen Wunsch zu übergehen!«, schnauzte Bruna. »Sie können mir doch nicht so einfach in den Rücken fallen!«
    »Oh doch, das können sie«, behauptete Darsy. »Ich bin davon genauso wenig begeistert wie du, aber du kannst jeden Tag sterben, und die Stadt braucht jemanden, der sich um die Kranken kümmert.«
    »Ich habe bessere Leute als dich überlebt«, höhnte Bruna. »Und noch bestimme ich - und nur ich allein -, wen ich als meine Gehilfin anerkenne!«

    »Nun, bis du dir eine neue Schülerin zugelegt hast, soll ich bei dir bleiben. Das hat der Rat beschlossen.« Darsy blickte Leesha herausfordernd an und bleckte die Zähne.
    »Dann mach dich nützlich und bereite den Haferbrei zu«, befahl Bruna. »Gared ist noch im Wachstum und braucht eine Mahlzeit, die ihm Kraft gibt.«
    Darsy runzelte unwillig die Stirn, aber sie krempelte die Ärmel hoch und steuerte auf den Kessel mit dem siedenden Wasser zu.
    »Wenn ich wieder in der Stadt bin, werde ich mir Smitt vorknöpfen«, brummte die Alte.
    »Ist Darsy wirklich so schlimm?«, erkundigte sich Leesha. Brunas tränende Augen richteten sich auf Gared. »Ich weiß, dass du stärker bist als ein Ochse, Junge, und ich glaube, draußen warten noch ein paar Klafter Holz darauf, von dir kleingehackt zu werden.«
    Gared fackelte nicht lange. Er sauste zur Tür hinaus, und kurz darauf vernahmen sie die dumpfen Schläge der Axt.
    »Bei den Arbeiten, die in der Hütte anfallen, ist Darsy ganz gut zu gebrauchen«, räumte Bruna ein. »Sie kann fast genauso schnell Holz spalten wie Gared, und ihr Haferbrei schmeckt gar nicht mal schlecht. Aber ihre fleischigen Hände sind nicht geschickt genug, als dass sie jemals eine ordentliche Heilerin werden könnte, und die Kunst, Heilkräuter zu sammeln und zu mischen, ist nicht gerade ihre starke Seite. Sie gäbe eine ganz passable Hebamme ab - selbst der dümmste Mensch kann ein Kind aus dem Schoß der Mutter ziehen -, und gebrochene Knochen vermag sie zu richten wie keine Zweite, aber für die feineren Arbeiten eignet sie sich nicht. Ich muss weinen bei dem Gedanken, dass diese Stadt einmal auf sie als Kräutersammlerin angewiesen sein wird.«

    »Du wirst Gared keine gute Ehefrau sein, wenn du nicht mal ein simples Abendessen zustande bringst«, zeterte Elona.
    Leesha verzog mürrisch das Gesicht. Soweit sie wusste, hatte ihre Mutter in ihrem ganzen Leben noch keine Mahlzeit zubereitet. Seit Tagen hatte sie nicht mehr richtig durchgeschlafen und konnte sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten; aber ihre Mutter dachte im Traum nicht daran, ihr helfend zur Hand zu gehen.
    Den ganzen Tag lang hatte Leesha zusammen mit Bruna und Darsy die Kranken versorgt. Das dazu erforderliche Wissen hatte sie sich im Nu angeeignet, und dieser Umstand veranlasste wiederum Bruna, sie Darsy als leuchtendes Beispiel vor Augen zu halten. Darsy war davon alles andere als begeistert.
    Leesha wusste, dass Bruna sie liebend gern als ihre Schülerin angenommen hätte. Die Alte bedrängte sie nicht, aber sie machte aus ihrem Wunsch keinen Hehl. Aber Leesha musste Rücksicht auf das Geschäft ihres Vaters nehmen, der Papier von bester Qualität fabrizierte. Bereits als kleines Mädchen hatte sie in der Werkstatt gearbeitet, die sich in einem Anbau ihres Wohnhauses befand; sie schrieb Botschaften für die Dorfbewohner und stellte Papierbögen her. Erny pflegte zu betonen, sie hätte eine natürliche Begabung für dieses Gewerbe. Ihre Bucheinbände waren schöner als die ihres Vaters, und Leesha liebte es, ihre Seiten mit Blütenblättern zu verzieren; als Kundschaft dieses Schmuckpapiers taten sich die Damen von Lakton und Fort Rizon hervor, die bereit waren, für hübsch dekorierte Blätter mehr zu zahlen, im Gegensatz zu ihren Ehemännern, denen das einfache, schmucklose Papier genügte.
    Erny hoffte,

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