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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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herbeigestürzt und wollte Leesha die mit Taschen besetzte Decke abnehmen. »Das kann ich machen«, rief sie. »Du siehst aus, als könntest du jeden Moment zusammenbrechen.«
    Leesha ließ sich die Decke nicht abnehmen und schüttelte energisch den Kopf. »Nein, das ist meine Aufgabe«, erwiderte sie, knüpfte die Bänder auf, mit denen das Kräutertuch verschnürt war, und breitete es aus.
    »Leesha ist jetzt meine Schülerin!«, schrie Bruna so laut, dass jeder sie hören musste. Als sie fortfuhr, starrte sie Elona direkt ins Gesicht. »Ihre Verlobung mit Gared ist null und nichtig, und sie wird mir sieben Jahre und einen Tag lang dienen! Jeder, der damit nicht einverstanden ist oder schlecht über Leesha spricht, kann seine Krankheiten selbst behandeln!«
    Elona klappte den Mund auf, aber ehe sie etwas sagen konnte, herrschte Erny sie mit einer für ihn ungewöhnlichen
Ruppigkeit an. »Du bist still«, schnauzte er. Vor Verblüffung traten Elona fast die Augen aus dem Kopf, und sie bekam einen Hustenanfall, als sie sich an ihren eigenen Worten verschluckte. Erny nickte grimmig und ging dann zu Smitt hinüber. Die beiden Männer zogen sich in einen ruhigen Winkel zurück und sprachen leise miteinander.
    Leesha verlor jedes Zeitgefühl, während sie und Bruna die Kranken versorgten. Darsy hatte versehentlich in Andes Darm geschnitten, als sie versuchte, die Dämonenfäule zu entfernen, und ihn so mit seinem eigenen Kot vergiftet. Nun kämpfte Bruna darum, den Schaden wieder zu beheben, und dabei fluchte sie unaufhörlich. Leesha war ihr eine unentbehrliche Hilfe. Die Alte ließ sie Instrumente säubern, Kräuter holen und Heilmittel herstellen. Gleichzeitig erteilte sie dem Mädchen Unterricht; sie erklärte, was Darsy falsch gemacht hatte und was sie unternahm, um Andes Leben zu retten. Leesha hörte aufmerksam zu.
    Endlich hatten sie alles getan, was sie für den armen Mann tun konnten, vernähten die Wunde und bedeckten sie mit frischen Bandagen. Ande schlief weiterhin tief und fest, weil Bruna ihn mit einem Trunk betäubt hatte, doch er schien bereits leichter zu atmen, und seine Haut nahm allmählich wieder eine normale Färbung an.
    »Wird er es schaffen?«, fragte Smitt, als Leesha Bruna beim Aufstehen half.
    »Wenn ja, dann hat er es weder dir noch Darsy zu verdanken«, schnaubte Bruna. »Aber wenn er still liegenbleibt und genau das tut, was man ihm sagt, dann wird er an dieser Wunde nicht sterben.«
    Auf ihrem Weg zur Tür machte Bruna einen Abstecher zu den Feldbetten, auf denen Gared und Steave lagen. »Nehmt diese albernen Bandagen von den Augen und hört auf zu jammern!«, schnauzte sie.

    Gared traute sich als Erster, den feuchten Lappen von seinem Gesicht zu ziehen; blinzelnd öffnete er probehalber die Augen. »Ich kann wieder sehen!«, schrie er.
    »Natürlich kannst du sehen, du idiotischer Holzkopf!«, schimpfte Bruna. »Die Stadt braucht jemanden, der schwere Sachen schleppt, und wenn du blind bist, hat man für einen Trottel wie dich keine Verwendung mehr.« Sie drohte ihm mit ihrem Stock. »Aber ich warne dich! Wenn du mir noch ein einziges Mal in die Quere kommst, springe ich so mit dir um, dass Blindheit die geringste deiner Sorgen sein wird!«
    Gared erbleichte und nickte hastig.
    »Schön, wenn du mich verstanden hast«, gackerte Bruna. »Und jetzt sag die Wahrheit. Hast du Leesha entjungfert oder nicht?«
    Erschrocken sah Gared in die Runde. Schließlich senkte er den Blick und flüsterte: »Nein, hab ich nicht. Es war gelogen.«
    »Sprich lauter, Junge«, schnappte Bruna. »Ich bin eine alte Frau und schwerhörig.« Mit erhobener Stimme, die bis in den letzten Winkel des Raums drang, wiederholte sie ihre Frage: »Sag die Wahrheit! Hast du Leesha entjungfert oder nicht?«
    »Nein!«, rief Gared. Sein Gesicht war jetzt noch röter als nach dem Blendpulver. Ein Raunen ging durch die Menge und verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
    Mittlerweile hatte auch Steave seine Bandage entfernt, und als er seine Antwort hörte, schlug er seinem Sohn die Faust auf den Hinterkopf. »Zum Horc mit dir!«, donnerte er. »Warte, bis wir nach Hause kommen, dann kannst du was erleben!«
    »Den Aufenthalt in meinem Haus könnt ihr als beendet betrachten«, warf Erny ein. Elona bedachte ihn mit einem wütenden
Blick, den er jedoch ignorierte. Mit dem Daumen deutete er auf Smitt. »In der Taverne ist Platz für euch zwei«, fuhr er fort.
    »Die Kosten für das Zimmer lasse ich euch abarbeiten«, fügte Smitt

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