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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Tageslicht im nächsten Dorf ankommen. «
    Aleksandr schwieg noch immer. Im selben Moment, als der Dirigent in den Raum trat, kam Kolja aus seinem Zimmer, die Geige in der einen und den Bogen in der anderen Hand. Es war warm, und er war barfuß und trug eine saubere weiße Tunika und eine schwarze Hose. Aleksandr bemerkte , wie zart die Fesseln seines Sohnes waren.
    Als Nikolai den Dirigenten sah, lächelte er erfreut. » Guten Tag, Maestro « , sagte er.
    Aleksandrs Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Und in diesem Augenblick wusste er, dass er seinen Plan zu Ende bringen musste. Und zwar schnell, bevor er es sich wieder anders überlegte. » Kolja « , sagte er. » Ich will, dass du dir die Stiefel anziehst. Dann nimm deine Kleider – alles, was du hast – und stopf sie in einen Mehlsack. In der Küche gibt es welche. Und verstau deine Violine im Geigenkasten. «
    Der Junge nickte, ging in die Küche, kam, einen leeren Sack unter dem Arm, wieder zurück und ging damit weiter in sein Zimmer. Aleksandr wusste, dass sein Sohn ihm keine Fragen stellen würde. Er tat immer ohne das leiseste Zögern oder den geringsten Widerstand, was man ihn hieß.
    Während sie schweigend warteten, rasten Aleksandrs Gedanken, begleitet vom Trommeln seines Herzens. Er spürte das Brennen des Bluts, das sich in seiner Lunge sammelte. » Ich will, dass Sie den Jungen gut behandeln « , sagte er zu dem Dirigenten. » Wie Sie sehen, ist er sehr gehorsam. Er ist … « Er unterbrach sich. » Er ist mein Sohn. Sie verstehen, was ich meine. « Er zog das leere Blatt Papier heran und kritzelte mit zitternder Hand ein paar Zeilen, nicht ohne das Blatt mit Tintenklecksen zu beflecken. » Er kann lesen, was ich geschrieben habe, auch wenn er es vielleicht erst begreifen wird, wenn er älter ist. Es ist wichtig für mich, dass er versteht, was mit ihm geschieht. Werden Sie dafür sorgen, dass er diesen Brief nicht verliert? «
    Der Dirigent nickte, doch sein Gesicht spiegelte Ungeduld. Sofort kamen Aleksandr wieder Zweifel: War es richtig, diesem Mann den Jungen mitzugeben, wenn es ihm doch offenbar lästig war? » Kolja! « , rief er seine ganze Kraft zusammennehmend. » Komm jetzt, bitte, komm. «
    Der Junge erschien, den gefüllten Sack in der einen und den kleinen lederbezogenen Violinkasten in der anderen Hand. Er sah seinen Vater mit großen Augen an. Aleksandr wurde bewusst, dass er ihn erschreckt hatte, indem er mit ungewöhnlich lauter Stimme nach ihm rief.
    » Es ist schon in Ordnung, Kolja « , sagte er ruhig. » Du hast nichts falsch gemacht. « Sofort entspannten sich Koljas Schultern, und er lächelte seinen Vater an. » Kolja « , sagte Aleksandr und musste gegen die Furcht ankämpfen, die ihm die Brust zuschnürte. » Du gehst jetzt mit dem Dirigenten. «
    Kolja sah ihn mit leicht geneigtem Kopf an.
    » Du wirst mit diesen Männern Musik machen. Das ist es doch, was du willst, nicht wahr? Du willst jeden Tag Geige spielen und wunderschöne Musik machen. «
    Kolja lächelte wieder und nickte. » Ja, Papa. Ich werde heute mit ihnen spielen, und heute Abend werde ich Mama erzählen, wie es war. «
    Aleksandr schloss die Augen. Sein schöner, musikbegabter Kolja. Er steckte das gefaltete Blatt in die Tasche von dessen Tunika. » Du musst diesen Brief immer aufbewahren « , sagte er. » Hast du verstanden? « Er legte Koljas Hand auf die Tasche. » Das ist sehr wichtig. Darauf stehen dein Name und dein Wohnort. Du musst ihn nicht gleich lesen. Lies ihn, wenn du ein großer Junge bist, Kolja. Und achte darauf, dass du ihn nie verlierst. «
    Kolja tätschelte die Tasche mit dem Blatt und nickte. » Mama macht heute Abend schuba. Ich liebe gehackte Heringe und Eier. «
    Aleksandr zog den Jungen an seine Brust. Er spürte dessen zarte Knochen, die hervorstanden. Dann hielt er ihn auf Armeslänge von sich weg, betrachtete sein schmales Gesicht und wischte ihm das Haar aus der Stirn. » Du bist ein guter Junge « , sagte er. » Vergiss nie, dass dein Vater und deine Mutter das wissen. Und dass du ein ganz großartiger Musiker bist. «
    Wieder nickte Kolja.
    » Geh jetzt mit dem Dirigenten « , sagte Aleksandr, der spürte, wie gurgelnd das Blut in seiner Kehle aufstieg. » Sag deinem Vater auf Wiedersehen. « Er küsste Kolja auf Stirn und Wangen, darauf achtend, mit seinen Lippen nicht seinen Mund zu berühren, um ihn nicht mit der Krankheit anzustecken.
    » Geh jetzt « , sagte er und schob ihn weg. Er wollte, dass sein Sohn das Haus

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