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Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Lösegeld genommen, das er uns in den Wald gebracht hat. « Er schnaubte verächtlich. » Ich hätte nie gedacht, dass er so ein Dummkopf ist. «
    Oh, da irrte er, Grischa war kein Dummkopf. Also hatte sie mit ihrem Verdacht richtiggelegen. Nun wusste sie mit Sicherheit, warum Grischa alles tat, um Mischa zu befreien und zu Antonina zurückzubringen.
    » Aber er soll sich mal beeilen. Der Priester will den Buben nicht mehr lang behalten. Man kann ihn nicht aus den Augen lassen, sagt er, und er hetzt die anderen Jungs auf. «
    » Ja « , sagte sie zustimmend, während sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. » Michail Konstantinowitsch ist ein eigensinniger Junge. « Also ist er in einer Kirche oder einer Art Kloster, dachte sie. » Was für ein Priester? «
    Soso rülpste. » Erinnerst du dich an Slawa Sawitsch, aus unserem Dorf? «
    » Ja « , sagt Lilja abermals. Slawa Sawitsch war im Grunde nur ein Bettelmönch in einem Sackleinengewand gewesen, das von einem Strick zusammengehalten wurde. Seine ganzen Habseligkeiten trug er in einem Bündel über der Schulter und zog bettelnd durch die Provinz. Eines Tages – kurz zuvor war der Dorfpfarrer an Typhus gestorben, und sie brauchten dringend einen neuen – kam er in ihr Dorf. Soso fragte den Grafen, ob Slawa die Stelle haben könne, und so war der Bettelmönch als Pater Sawitsch geblieben.
    » Aber Sawitsch hat das Dorf doch verlassen, oder? «
    » Er hat ein Kloster übernommen, wo er Waisenjungen zu Priestern erzieht. « Soso sprach schleppend und machte zwischen jedem Satz eine Pause. » Er ist mir einen Gefallen schuldig; ich habe mehr als einmal seinen Kopf aus der Schlinge gezogen. Außerdem hab ich ihn mit einigen Flaschen Wodka und Säcken voll getrocknetem Rindfleisch und Sonnenblumenkernen bestochen, damit er mir hilft. Die Sachen hab ich aus dem Lager von Angelkow geholt. « Er rieb sich mit der Hand über die Augen. » Jetzt ist Mischa nur ein einfacher Dorfjunge in einer armen Einsiedelei. Sawitsch weiß aber, was ihm blüht, wenn der Junge abhaut und jemandem erzählt, wo er war. Deswegen passt er auf den Bengel auf wie ein Luchs. Aber inzwischen hat er die Nase voll vom Mitlowski-Balg. Und wir auch. Noch mal Lösegeld – Grischa muss diesmal eine fette Summe besorgen –, und das war’s dann. Dann haben wir fürs Erste ausgesorgt, Lilja. «
    » Wie klug du bist, mein Süßer « , murmelte Lilja. » Wenn ihr das Geld habt, gebt ihr Mischa also zurück? «
    Soso gab einen Schnauben von sich, das fast wie Lachen klang. » Damit er seiner Mama von den bösen Männern erzählt, die ihn entführt haben? Er hat mich gesehen, Lilja, und natürlich kennt er auch Sawitsch. Nein, sobald Grischa die Geldscheine abgeliefert hat, verschwindet der Junge. Für immer. « Er streckte die Hand nach seinem Bärenfellmantel aus, der neben der Pritsche lag. Er zog ihn näher heran, wühlte darin und fischte eine Pistole heraus. » Er verschwindet und Grischa auch. So eine schöne Kosakenpistole « , sagte er und fuchtelte mit der Waffe herum. » Lew hat sie mir gegeben. Schau dir mal das Leder am Schaft an. « Er war jetzt wieder ganz wach, seine Stimme klang prahlerisch, und zufrieden strich er mit der Hand über den Lauf. » Dann haben wir alles, was wir wollten. « Er spannte den Hahn und zielte mit der Pistole auf den Ofen. » Bum « , sagte er und ließ den Hahn wieder zurückgleiten. » Sie ist immer geladen. «
    Lilja sah zuerst die Pistole an, dann Soso und lächelte. Aber ihr Mund fühlte sich so trocken an, dass sie kaum schlucken konnte. Sie würde nicht zulassen, dass man Mischa umbrachte; er war ein süßer Junge, das Ebenbild seiner Mutter. Das würde Antonina endgültig zerstören. Sie wollte, dass alles wieder war wie früher – Mischa, die Gräfin und sie. Konstantin tot und der Geiger von Grischa verjagt, der bis dahin seinerseits tot wäre, so wie Soso es angekündigt hatte – besser ging es nicht. » Steck sie weg, Soso « , sagte sie. » Du machst mir Angst. «
    Er lächelte stolz und verstaute die Pistole wieder in der Manteltasche.
    » Und wie kann ich dir helfen, Liebster? « , fragte Lilja. » Ich möchte so gern bei der Sache mitmachen. Also sag mir, wie ich es dem Miststück heimzahlen kann. Ich hasse es, wie sie mich neuerdings behandelt. «
    » Dann bearbeite Grischa. Sag ihm, er soll sich beeilen und uns das Geld endlich beschaffen. Nicht nur das, was die Gräfin ihm gegeben hat, sondern sehr viel mehr. Er muss noch einige Hundert

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