Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition)

Titel: Das Lied der Hoffnung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
Vom Netzwerk:
durfte also nicht den leisesten Hinweis auf Sosos – und natürlich Grischas – Beteiligung an der Entführung geben.
    Soso versicherte Grischa, dass er das sicherstellen werde.
    » Und was ist mit Lilja? « , fragte Grischa. » Wirst du deine Frau in deinen Plan einweihen? « Grischa wusste, wie ergeben Sosos Frau ihrer Herrin war und dass sie auch deren Kind abgöttisch liebte. Oft sah man die drei zusammen – Antonina, Lilja und Mischa.
    Soso schüttelte bedächtig den Kopf. » Lilja? Um Gottes willen, der dürfte ich das nicht sagen. Ne, die wird nicht den leisesten Verdacht haben. « Er wischte sich mit den Fingern die Nase ab. » Nur wir vier sind eingeweiht. «
    Doch dann lief die Entführung – Grischa beobachtete hinter Bäumen verborgen den Ablauf – nicht so reibungslos, wie Soso es versprochen hatte. Grischa war wütend, dass der Graf dabei verletzt wurde. Da kamen ihm zum ersten Mal Bedenken, dass sich die Männer nicht an die Abmachungen halten würden.
    Aber es sollte noch viel schlimmer kommen. Als er ein paar Tage später Soso und seinen Kumpanen das Lösegeld überbrachte, war Michail bei ihnen.
    Als er sah, wie sich das Gesicht des Jungen bei seinem Erscheinen auf der Lichtung erhellte, durchzuckte ihn ein dunkler Schmerz; die alten Erinnerungen an Tschita stürmten wieder auf ihn ein.
    » Grischa! « , rief Michail aus. » Grischa! Bring mich nach Hause! «
    Grischa nickte. » Ja, Michail, du kommst jetzt mit mir nach Angelkow zurück. « Er ritt auf Soso zu, der genauso wie Edik und Lew das Gesicht verhüllt hatte.
    Aber als Grischa ihm das Geldbündel entgegenstreckte, während zur gleichen Zeit von hinten der Graf daherritt, umzingelten ihn die Männer, zerrten ihn von seinem Pferd und schlugen auf ihn ein. Es geschah so unerwartet, dass er völlig überrumpelt wurde. Während er sich so gut er konnte wehrte, hörte er, wie Michail seinen Namen rief und dann » Papa! « , und dann erinnerte er sich an nichts mehr. Als er wieder zu Bewusstsein kam, war sein Pferd verschwunden, und der Graf lag neben ihm am Boden; der Araber des Grafen streifte am Waldrand entlang und zupfte an den spärlichen Grashalmen, die auf dem noch halb gefrorenen Boden am Waldrand sprossen.
    Eine unbändige Wut auf Soso ergriff ihn, und er stellte ihn später am selben Tag zur Rede. Soso, der im Kornspeicher schwere Säcke aufeinanderstapelte, zuckte nur gleichgültig die Schultern, als Grischa von ihm wissen wollte, wo sie Michail hingebracht hatten.
    » Ihr habt euer Geld bekommen « , sagte Grischa. » Es ist mir gleich, ob ihr es mit mir teilt. Gebt mir einfach den Jungen. «
    Eigentlich hatte er geplant, mit seinem Anteil zu dem Land, das er bereits besaß, noch einige Werst dazuzukaufen. Schon vor vielen Jahren war er zu dem Schluss gekommen, dass es am besten wäre, eigenen Grund zu erwerben. Und er hatte bereits damit angefangen. Er wollte sich dort ein Haus bauen und einige der früheren Leibeigenen als Arbeitskräfte anheuern. Ljoscha hatte er alles beigebracht, um eines Tages als Verwalter für ihn zu arbeiten. Sobald die leidige Angelegenheit mit der Entführung ein Ende hatte, wollte er Angelkow verlassen. Und zwar nicht wegen des Geldes. Sondern wegen seines tiefen Grolls auf Konstantin. Doch jetzt fragte er sich, wie er nur so rachsüchtig hatte sein können. » Gib den Jungen zurück « , sagte er und ballte die Hände zu Fäusten. Der Schmerz ließ ihn das Gesicht verziehen. Er hatte zwei gebrochene Rippen und wusste, dass seine Drohgebärde vergeblich war; in diesem Zustand hatte er gegen Soso keine Chance.
    » Die anderen wollen noch mehr Geld. «
    » Mehr Geld? Sie haben bekommen, was abgemacht war. «
    Soso ließ den Sack mit einem Grunzen fallen. » Es ist aber nicht genug. «
    » Dann schickt eine weitere Lösegeldforderung. Aber glaubt ja nicht, ihr kriegt es, ohne mir den Jungen vorher zu übergeben. «
    Soso lehnte sich an einen Stapel gefüllter Säcke und zündete sich gemächlich eine Pfeife an. » Sie wollen einfach nur ein bisschen mehr Geld. «
    » Und wo ist Mischa? «
    » In Sicherheit. Besorg mir das Geld, und ich bring dir den Jungen. «
    » Glaubst du, ich gebe euch erneut Geld, auf die Gefahr hin, dass das Kind womöglich schon tot ist? Für wie dumm hältst du mich eigentlich? Entweder ich bekomme einen Beweis, dass er noch am Leben ist, oder es gibt kein weiteres Geld. Bring mir einen Beweis. «
    » Ich werde mit den anderen reden « , sagte Soso und sog an seiner Pfeife. Er

Weitere Kostenlose Bücher