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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Martin
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mitbringen, ich würde deinen Sohn gerne kennenlernen. Vielleicht werden die beiden Kinder ja Freunde.«
    Susan zuckte zurück, als hätte sie sich an Rosalinds Hand verbrannt.
    »Jimmy stammt aus einfachsten Verhältnissen, wie du weißt. Er ist nicht der richtige Umgang für Anabell. Lady Lavinia oder deine Mutter würden das niemals gutheißen.«
    Rosalind lächelte. »Das lass meine Sorge sein.
Ich
würde mich freuen, wenn wir uns häufiger sehen könnten, und ich würde dir gerne Sumerhays zeigen. Also, abgemacht – ich erwarte dich und deinen Sohn kommenden Sonntag zum Tee. Ja?«
    Susan wusste, dass sie einen großen Fehler machte, als sie sagte: »Also gut, wir kommen sehr gern.«

32. Kapitel
    I ch weiß wirklich nicht, was ich da soll.« Mürrisch trottete Jimmy, die Hände in den Hosentaschen vergraben, neben seiner Mutter die gewundene Auffahrt nach Sumerhays hoch. »Lewis und die anderen wollen heute Nachmittag Krabben fischen. In Richtung Looe gibt es eine Stelle, wo man prima fischen kann, und wir verkaufen die Krabben dann an den Pub.«
    »Ich habe es dir schon erklärt.« Susan seufzte. »Rosalind ist eine frühere Bekannte von mir und die Schwägerin von Lady Lavinia Callington, der Herrin dieses Hauses.« Sumerhays mit seinen wuchtigen, mit wildem Wein überwucherten Mauern, den kleinen Sprossenfenstern und dem hohen Turm kam in Sicht. »Es wäre einfach unhöflich, die Einladung auszuschlagen.«
    »Hm …«, brummte Jimmy wenig überzeugt. »Ich muss aber nicht mit diesem kleinen Mädchen spielen, oder? Kleine Mädchen sind nämlich blöd, das sagt Lewis auch immer.«
    »Das kleine Mädchen heißt Anabell, und du wirst nett zu ihr sein«, mahnte Susan, dann hatten sie das Portal erreicht. Offenbar wurden sie erwartet, denn die Tür öffnete sich, bevor Susan die Klingel betätigen konnte.
    »Sie?« Mae Windle starrte Susan fassungslos an. »Was wollen
Sie
hier?«
    Susan schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte die alte Haushälterin völlig vergessen. Natürlich lebte Mrs. Windle immer noch im Herrenhaus, wie hatte sie das nur vergessen können? Neben Lavinia war die Haushälterin die Einzige auf Sumerhays, nachdem die Nankerris fortgezogen waren, die die Wahrheit über Anabells Abstammung wusste. Susan holte tief Luft und versuchte, ihrer Stimme einen ruhigen und überlegenen Klang zu geben.
    »Mrs. Cassidy erwartet uns zum Tee.«
    »Das sind ausgerechnet Sie?«, wiederholte Mrs. Windle ungläubig. »Mylady sagte mir, sie würde Gäste erwarten, ich kann nur hoffen, dass es sich um einen Irrtum handelt.«
    Bevor Susan antworten konnte, trat Rosalind in die dämmrige Halle.
    »Mrs. Windle, ist meine Freundin gekommen?« Mit ausgestreckten Armen eilte sie an der Haushälterin vorbei und auf Susan zu, umarmte sie und küsste sie auf die Wange. Dann sah sie zu Jimmy. »Und du musst Jimmy sein, nicht wahr? Es freut mich, dich endlich kennenzulernen.«
    Rosalind reichte dem Jungen die Hand, und Jimmy blieb nichts anderes übrig, als diese zu ergreifen. Er machte allerdings keinen Diener, wie Susan es ihm eigentlich eingeschärft hatte, doch Rosalind schien das nicht zu stören.
    Mrs. Windle blieb nichts anderes übrig, als zur Seite zu treten und Susan mit ihrem Sohn einzulassen. Susan meinte ein gemurmeltes »Wenn das Lady Lavinia erfährt« zu vernehmen, Rosalind hatte es glücklicherweise nicht gehört. Sie folgten der Freundin in den kleinen Salon im ersten Stock, in dem bereits ein runder Tisch gedeckt war. Susan zählte vier Gedecke, und Rosalind, die ihren Blick bemerkte, erklärte: »Meine Mutter lässt sich entschuldigen. Der Rheumatismus zwingt sie, das Bett zu hüten. Dieses feuchte und neblige Wetter ist gar nicht gut für ihre Knochen.« Sie zwinkerte Susan zu und flüsterte: »So können wir besser plaudern. Du musst mir erzählen, wie es in London war, was Doro macht und warum du ausgerechnet nach Cornwall gekommen bist.«
    Die Tür öffnete sich, und Mrs. Windle trat mit fest aufeinandergepressten Lippen und Anabell an der Hand ein.
    »Bitte bringen Sie den Teewagen herein, Mrs. Windle«, bat Rosalind. »Dann können Sie uns allein lassen, das Einschenken übernehme ich.«
    Susan ließ sich ihre Erleichterung, als die Haushälterin den Salon verließ, nicht anmerken. Anabell begrüßte sie mit einem freundlichen »Ein schöner Nachmittag, nicht wahr?« und gab auch Jimmy die Hand. Der Junge ergriff diese widerwillig und nannte seinen Namen, nachdem Anabell gesagt hatte:

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