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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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hatten schließlich Füchse, Luchse und andere Kaninchenjäger eingeführt und ausgewildert. Aber es gab noch längst nicht genug Raubtiere, um mit der Menge fertig zu werden.
    Von Callie jedenfalls drohte den Langohren keine Gefahr. Sie setzte ihnen zwar begeistert nach, fing aber nie einen. Gwyneira pflegte zu sagen, dass Border Collies die Kaninchen wohl eher zusammentreiben und hüten als auffressen würden.
    Gegen Mittag rastete Elaine an einem Bachlauf, der in einen kleinen Wasserfall in den Haast River mündete, und Khan und Callie planschten im Wasser. Elaine nahm auf einem Felsen Platz und richtete ihre Mahlzeit auf einem anderen, denn die Steine waren angeordnet wie ein Esstisch mit Stühlen rundum. Das würde den Maoris gefallen. Elaine fragte sich, ob Raheras Stamm vielleicht öfter hier lagerte, fand aber keine Spuren. Nun, sie selbst würde auch keine hinterlassen – die Maoris waren vorsichtig mit ihrem Land, und Fleurette und Ruben hatten ihren Kindern beigebracht, es ihnen nachzutun. Natürlich graste Khan ein wenig, und seine Hufe hinterließen Abdrücke im hohen Gras, doch die würden nach einem Tag verschwunden sein. Und Elaine selbst hatte nicht einmal ein Feuer entzündet. Nach dem Essen lag sie noch ein wenig in der Sonne und genoss den klaren, traumhaften Ta g .
    Was die Landschaft anging, gefiel ihr die neue Heimat. Wenn Thomas sich doch nur normal verhielte! Was gefiel ihm daran, sie zu quälen und zu demütigen? Aber vielleicht steckte ja doch eine Art Angst dahinter. Vielleicht sollte sie noch einmal mit ihm reden, sollte versuchen, ihren Standpunkt klarzumachen und ihn darauf hinzuweisen, dass wirklich keine Gefahr drohte. Sie konnte ihm ja nicht davonlaufen oder ihm gar untreu werden. Wenn er nur lernen könnte, ihr zu vertrauen! Hier im Sonnenschein, weit weg von ihrer düsteren, inzwischen nur noch als albtraumhaft empfundenen Wohnung und nach drei Tagen Freiheit ohne Thomas erschien Elaine ihre Lage nicht mehr so aussichtslos.
    Erfüllt von neuem Optimismus, sattelte sie Khan schließlich auf. Eigentlich hätte sie nach Lionel Station zurückreiten müssen. Aber dann verfiel sie der Versuchung, noch eine Kehre des Flusses zu erforschen, um zu sehen, was sich dahinter versteckte. Außerdem ging es bislang fast nur bergauf. Der Fluss lag inzwischen weit unter ihr in einem Canyon; es sah aus, als hätte jemand die Landschaft mit einem Messer zerteilt und dann Wasser in die Furche geleitet. Der Heimweg würde also bergab führen, und sie würde erheblich schneller vorwärtskommen. Glücklich genoss Elaine die Aussicht, lachte über Callie, die aufgeregt am Abgrund stand und neugierig in den Fluss spähte, und überlegte, wo wohl die McKenzie Highlands begannen und wo sich der berühmte Pass befand, durch den James die Schafe getrieben und so lange vor den Augen aller Häscher verborgen hatte.
     
    So wurde es später Nachmittag, bis Elaine sich zur Umkehr entschloss. Plötzlich hob Khan den Kopf und wieherte. Andere Pferde antworteten – und da waren auch schon mehrere Hunde, die Callie begrüßten. Elaine spähte in die Richtung, aus der das Wiehern kam, und erkannte die Reiter: John und Thomas Sideblossom und ihre Crew. Sie waren deutlich schneller gewesen, als Elaine vermutet hatte.
    Trotz der ermutigenden Gedanken, die sie kurz zuvor noch gehegt hatte, durchlief sie der übliche Schauer von Angst und Argwohn, als sie Thomas auf sich zukommen sah. Ihr Instinkt drängte sie zur Flucht. Vielleicht hatten die Männer sie ja noch nicht gesehen, und Khan war schnell. Aber dann schalt sie sich für den Gedanken. Diese Leute waren ihre Familie, und sie hatte nichts Unrechtes getan. Es gab keinen Grund davonzulaufen. Sie musste endlich aufhören, sich in Thomas’ Anwesenheit wie ein verschrecktes Kaninchen zu benehmen. Elaine setzte ihr freundlichstes Lächeln auf und ritt den Männern entgegen.
    »Das ist ja eine Überraschung!«, rief sie fröhlich. »Ich hätte nie damit gerechnet, euch hier zu treffen. Ich dachte, ihr kämt erst morgen zurück.«
    Thomas blickte sie kalt an. »Was machst du hier?«, fragte er dann langsam und gedehnt, statt auf ihre Worte einzugehen.
    Elaine zwang sich, ihm in die Augen zu schauen.
    »Einen Ausritt, was sonst? Ich dachte, ich sehe mir die Umgebung mal an, und da mein Pferd ja noch nicht da ist, habe ich mir Khan geliehen. Das durfte ich doch, oder?« Der letzte Satz kam schon wieder ziemlich kleinlaut heraus. Aber es war auch nicht einfach, sich

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