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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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-Flöte. Elaine versuchte, die Geisterstimme auszusperren, doch sie klang näher als sonst, und nicht einmal die dicksten Vorhänge vermochten sie zu dämmen.
     
    In dieser grauenhaften Nacht versuchte Elaine zum ersten Mal eine Essigspülung. Sie stöhnte dabei vor Schmerz. Sie hatte es ohnehin kaum in ihr Badezimmer geschafft, nachdem Thomas ihr die »Spielchen« ausgetrieben hatte, wilder und heftiger denn je. Emeres unheimliches Flötenspiel schien seine Wut noch zu steigern.
    Als er sie endlich verließ, wollte Elaine sich am liebten unter ihren Decken verkriechen, bis der Schmerz nachließ, erinnerte sich dann aber an Ingers Anweisungen zur Vermeidung unerwünschter Schwangerschaften. Denn es durfte nicht sein, dass sie ein Kind empfing. Auf gar keinen Fall!
     

9
    William und Kura Martyn führten eine merkwürdige Ehe, seit Kura von ihrer Schwangerschaft wusste. Die junge Frau schien praktisch allen Bewohnern von Kiward Station irgendetwas übel zu nehmen. Den Tag verbrachte sie meist allein, allenfalls mit Heather Witherspoon. Sie spielte kaum noch Klavier, und auch ihre Stimme war seit Wochen nicht mehr zu hören gewesen. Gwyneira machte sich Sorgen, doch James und Jack fanden es erholsam.
    »Selige Ruhe!«, freute James sich gleich am Abend nach seiner Rückkehr aus Queenstown und räkelte sich in einem Sessel. »Dabei habe ich Musik früher durchaus mal gemocht! Aber jetzt ... nun mach nicht so ein Gesicht, Gwyn! Lass sie schmollen. Vielleicht liegt es ja an der Schwangerschaft. Frauen werden dann komisch, sagt man.«
    »Vielen Dank!«, gab Gwyneira zurück. »Warum hast du mich nicht früher darauf aufmerksam gemacht? Bei Jack hast du immer behauptet, die Schwangerschaft mache mich schöner! Von ›komisch‹ war nicht die Rede.«
    »Du bist eben die rühmliche Ausnahme«, sagte James und lachte. »Deshalb habe ich mich vom ersten Augenblick an in dich verliebt. Und Kura wird sich auch wieder einkriegen. Wahrscheinlich ist ihr jetzt erst aufgegangen, dass die Ehe kein Spiel ist.«
    »Sie ist so schrecklich unglücklich«, seufzte Gwyn. »Und sie ist uns allen böse, vor allem mir. Dabei habe ich ihr doch wirklich die Wahl gelassen ...«
    »Wir werden eben nicht alle glücklich mit der Erfüllung unserer Wünsche«, meinte James weise. »Aber daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. William tut mir fast leid, der kriegt wohl das Meiste ab. Aber es scheint ihm ja nicht viel auszumachen.«
    Letzteres lag vor allem daran, dass Kuras schlechte Laune und Zurückgezogenheit sich vor allem auf die Tage beschränkte. Bei Nacht schien sie William alles zu verzeihen und war eine fast noch aufregendere Geliebte als bisher. Sie schien alle Energie nur dafür aufzusparen, sich selbst und William Befriedigung zu verschaffen, und so folgte in den Nächten ein Höhepunkt dem anderen. Tagsüber verzog William sich dann zur Arbeit auf der Farm – wobei er sich ebenfalls besser fühlte. Gwyneira ließ ihn jetzt weitgehend in Ruhe. Auch wenn ihr etwas nicht passte, nahm sie eher für ihn Partei, manchmal selbst dann, wenn es Auseinandersetzungen mit James McKenzie gab. Nun war James von seiner Natur her ein gelassener Mensch. Er hatte Kiward Station nie als seinen Besitz empfunden, so nahm er auch Williams gelegentliche Fehlentscheidungen kommentarlos hin. Wahrscheinlich würde der junge Mann eines Tages der Herr sein – da konnte James sich gleich daran gewöhnen, von ihm herumkommandiert zu werden.
    Poker Livingston allerdings zog sich zurück. Angeblich hinderte sein verletzter Arm ihn daran, weiterhin schwere Farmarbeit zu verrichten, und er lebte jetzt bei seiner Freundin in der Stadt. William nahm triumphierend Pokers Platz ein und beaufsichtigte die Männer bei Reparaturarbeiten und anderen Aufgaben, die im Laufe des Sommers anfielen. Kurz darauf verzog sich der auf Kiward Station ansässige Maori-Stamm, um auf eine längere Wanderung zu gehen. James verdrehte bloß die Augen und heuerte weiße Farmarbeiter in Haldon an.
    »Dieser Urenkel kommt teuer«, sagte er zu Gwyneira. »Vielleicht hättest du dich doch mit einem Maori als Erzeuger abfinden sollen. Dann wäre der Stamm jetzt nicht auf der Flucht, und wenn doch, hätten sie Kura vielleicht einfach mitgeschleppt, und wir brauchten uns ihre vorwurfsvolle Miene nicht mehr anzusehen. Sie tut ja gerade so, als hätten wir sie geschwängert!«
    Gwyneira seufzte. »Warum versteht William sich bloß nicht mit den Maoris? In Irland hatte er Probleme,

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