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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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weil er zu freundlich zu den Pächtern war, und hier verprellt er mir die Eingeborenen ...«
    James zuckte die Achseln. »Unser Willie mag es eben, wenn man ihm dankbar ist. Und das ist Tonga bekanntlich wesensfremd ... Wobei er William ja auch wirklich nichts schuldet! Sieh den Tatsachen ins Auge, Gwyn, William kann es nicht vertragen, mit anderen auf Augenhöhe zu verkehren. Er möchte der Chef sein, und wehe, einer zweifelt es an.«
    Gwyneira nickte unglücklich, rang sich dann aber ein Lächeln ab. »Wir schicken die zwei jetzt erst mal zur Schafzüchterversammlung nach Christchurch«, sagte sie. »Da kann unser Country-Gentleman sich wichtig fühlen. Kura kommt auf andere Gedanken, und du kannst die Zäune reparieren. Oder wolltest du selbst zu der Versammlung?«
    James winkte ab. Er hielt Viehzüchterversammlungen für völlig überflüssig. Ein paar Reden, ein paar Diskussionen zur Lösung aktueller Probleme und dann ein ausgiebiges Besäufnis, in dessen Verlauf die Vorschläge immer unsinniger wurden. Im letzten Jahr hatte Major Richland tatsächlich den Einfall geäußert, zwecks Bekämpfung der Kaninchenplage einen Schleppjagdverein zu gründen. Die Tatsache, dass man dabei Füchse jagte statt Hasen, war ihm gänzlich entgangen.
    James jedenfalls brauchte das nicht – ganz abgesehen davon, dass die Viehzüchtervereinigung Christchurch ursprünglich nur zur Bekämpfung eines gewissen Viehdiebs gegründet worden war. Ein Umstand, den Lord Barrington spätestens nach dem dritten Glas im Beisein McKenzies zur Sprache brachte.
    »Na, hoffentlich bringen sie Willie nicht auf dumme Gedanken«, murmelte James. »Womöglich züchten wir sonst bald Hunter statt Schafe ...«
     
    William genoss den Ausflug nach Christchurch und schien um etliche Zoll gewachsen, als er heimkehrte. Kura hatte ein Vermögen in Schneiderateliers ausgegeben, war sonst aber eher noch schlechter gelaunt als zuvor. Williams freundliche und selbstverständliche Aufnahme im Kreis der Schafbarone hatte ihr endgültig die Augen geöffnet: Ihre Ehe und ihr Kind fesselten sie an Kiward Station. William hatte nie die Absicht gehabt, Kura als eine Art männliche Muse durch die Opernhäuser Europas zu folgen. Eine Reise vielleicht mal, aber ganz sicher kein längerer Aufenthalt, und erst recht kein Studium an einem Konservatorium. In langen, einsamen Stunden wütete Kura gegen ihren Mann und sich selbst – um William dann doch wieder in die Arme zu sinken. Wenn William sie küsste und ihren Körper liebkoste, vergaß sie alle anderen Wünsche und Bedürfnisse. Seine Anbetung entschädigte sie für den Applaus der Menge, und wenn er in sie stieß, erfüllte es sie mehr als jedes Hochgefühl des Belcanto. Wenn da nur nicht die endlosen Tage gewesen wären und wenn sie nicht argwöhnisch hätte beobachten müssen, wie ihr Körper sich veränderte. William fand, dass die Schwangerschaft Kura noch schöner werden ließ, aber sie selbst hasste ihre neuen Rundungen. Und dabei ging jeder davon aus, sie müsse sich unbändig auf dieses Kind freuen – Kura war es bestenfalls gleichgültig.
    Schließlich kam der Herbst, die Männer zogen zum Abtrieb der Schafe ins Hochland, und William blamierte sich unsterblich, indem er sich auf der Suche nach versprengten Tieren im Gebirge verirrte. Erst einen Tag später konnte er mit Hilfe eines Suchtrupps aufgefunden werden.
    »Wir dachten schon, er hätte sich aus dem Staub gemacht«, berichtete Andy grinsend dem feixenden James. Beide McKenzies waren diesmal nicht mitgeritten. Gwyn fand, Kura brauche Gesellschaft, und James schmerzten langsam die Knochen, wenn er den ganzen Tag auf dem Pferd verbrachte und nachts auf hartem Boden schlief. Er konnte sich inzwischen gut vorstellen, Kiward Station eines Tages William zu überlassen und mit Gwyn in ein kleineres, gemütlicheres Haus zu ziehen. Ein paar Schafe, eine Hundezucht und abends ein warmes Kaminfeuer, das er ganz allein anfachte und keinem Angestellten überließ. Von einem solchen Leben hatten Gwyn und James schon als junge Leute geträumt, und James sah keinen Grund, es nicht endlich wahr zu machen. Lediglich um Jacks willen tat der Verzicht auf die Farm ihm ein bisschen leid. Sein Sohn war noch jung, aber er wäre der perfekte Viehzüchter. Auch jetzt wieder war Andy des Lobes voll.
    »Jack hat einen sechsten Sinn für die Arbeit. Der findet jedes Schaf, und die Hunde gehorchen ihm fast von allein. Gibt es denn gar keine Möglichkeit, dass er das Gut

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