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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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›Impresario‹, wie sie ihn nennt – noch mal treffen kann. Aber im Moment können wir eigentlich niemanden entbehren außer vielleicht William. Aber der hätte ja auch gleich mit ihr dableiben können ...«
    »Ich an seiner Stelle hätte sie da auch nicht vorsingen lassen«, bemerkte James grantig. »Ist doch klar, was der Kerl will. Oder glaubst du im Ernst, der setzt seinen Sängerinnen auf einmal ein Mädchen vor die Nase, das nie ein Konservatorium von innen gesehen hat?«
    Gwyneira zuckte die Schultern. »James, ich weiß das nicht. Ich habe keine Ahnung von all dem, und ehrlich gesagt interessiert es mich auch nicht. Ich würde nur Carmen gerne abstellen. Und Kura glücklich machen ...«
    Kura begann soeben, die Arie noch einmal zu singen. James verdrehte die Augen.
    »Nicht schon wieder!«, murmelte er unleidlich. »Sieh es doch einfach mal so, Gwyn: Du hast sechzehn Jahre lang versucht, Kura glücklich zu machen. Jetzt ist William dran. Soll sie den bearbeiten, sie nach Christchurch zu fahren, und am besten bleibt er gleich da und hält ihr beim Singen das Händchen. Bestimmt ist er auch ganz großartig darin, ihre Verträge auszuhandeln und ihre Partner zum Wahnsinn zu bringen, wenn sie zu laut oder zu leise singen. Aber dich geht das nichts mehr an. Schlimm genug, dass sich keiner von den beiden um das Kind sorgt. Wir müssen Jack übrigens sagen, dass die Kleine während der Schur nicht mit im Schuppen sein darf, die Luft ist nicht gut für sie. Auch wenn sie dann wieder den ganzen Tag schreit.«
    Gwyneira seufzte. Auch das noch! Am Ende würde die Kinderfrau kündigen. Sie selbst würde zwar wie immer in einem der Schuppen die Aufsicht führen, aber wenn Kura den ganzen Tag sang und Gloria folglich den ganzen Tag schrie, würde Mrs. Whealer womöglich die Waffen strecken.
     
    Kura sang wie besessen, und je sicherer sie die Texte beherrschte und die Töne traf, desto mehr bestärkte es sie in der Ansicht, Roderick Barristers Ansprüchen gewachsen zu sein. Sie musste nach Christchurch, sie musste einfach! Und inzwischen war die Woche fast um; sie hatte gerade noch zwei Tage, wovon einer allein für die Fahrt verschwendet wurde. Vielleicht konnte sie ja doch noch einmal mit William reden. Oder nicht nur reden! Falls sie ihn nach all der Zeit endlich wieder in ihr Bett ließ, würde er Wachs in ihren Händen sein. Natürlich war das ein Risiko. Aber wenn sie William von einem Höhepunkt zum anderen peitschte, würde er ihr alles versprechen; sie musste die Gefahr einfach auf sich nehmen. Und überhaupt, sie hatte die Tänzerinnen auf dem Empfang etwas munkeln hören ... über eine böse Sache, die einer von ihnen passiert sei, aber offensichtlich gab es irgendeine Möglichkeit, das wieder auszubügeln. Wenn also alle Stricke rissen, würde sie das Mädchen darauf ansprechen. Oder Mr. Barrister. Dem konnte es doch auch nicht recht sein, wenn seine Sängerinnen oder Tänzerinnen plötzlich mit dicken Bäuchen herumliefen.
    Kura verbrachte den Nachmittag also nicht am Flügel, sondern richtete sich für William her. Sie spielte erst am Abend wieder, für ihn und Miss Witherspoon – Gwyn und James hatten sich früh zurückgezogen, und Jack verschanzte sich mit Gloria und seinem Hund in seinem halbwegs schalldichten Zimmer.
    An diesem Abend verlegte Kura sich allerdings nicht auf die Oper, sondern versuchte es mit den irischen Liedern, die William stets verzaubert hatten. Und tatsächlich sah sie spätestens nach 
Sally Gardens
 das Leuchten des Begehrens in seinen Augen. Sie sang 
Wild Mountain Thyme
, um seine Lust weiter anzufachen, und versprach Liebe in der
Nacht auf Tara Hill
. Schließlich fand sie, dass er genug eingestimmt war. Sie stand langsam auf, darauf achtend, dass er die Blicke nicht von ihr nahm, und schritt mit wiegenden Hüften zur Treppe.
    »Lass es nicht zu spät werden«, hauchte sie und hoffte, Lockung und Verheißung in ihre Stimme zu legen. Williams Atem schien auch jetzt schon schneller zu gehen. Kura stieg die Treppe mit dem sicheren Gefühl hinauf, ihn bald an ihre Tür klopfen zu hören.
    Doch William erschien nicht. Zunächst war Kura nicht besonders beunruhigt. Er musste ja noch seinen Whisky austrinken und sich irgendwie von Heather Witherspoon loseisen. Die schien in der letzten Zeit ein bisschen verliebt in ihn zu sein. Absurd!
    Kura zog sich in Ruhe aus, parfümierte sich und hüllte sich in ihr schönstes Nachthemd. Erst dann wurde sie etwas ungeduldig. So langsam

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