Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
Klimperkasten wie der andere. Also mach kein Theater und troll dich zu deinem Traumjob. Für Mädchen, die Ärger machen, wenn sie nur hier reinkommen, hat Madame Clarisse sowieso nichts übrig!«
    Kura wandte sich um, den Kopf königlich hocherhoben. »Wir sehen uns noch, Elaine ...«, grüßte sie.
    Aber dann war Charlene blitzschnell die Treppe herunter, huschte an ihr vorbei und stand in der Tür. Ihr Blick war kalt vor Zorn, ihre Finger zu Krallen gekrümmt.
    »Ihr Name ist Lainie«, sagte sie ruhig. »Lainie Keefer. Und sie war und ist niemandes Frau. Verbreite also keine Lügen. Dann reden wir auch nicht über dich. Denn du rennst genauso vor irgendwas weg, Allerschönste! Und wenn ich will, dann krieg ich auch raus, wovor du davonläufst! Mal ganz abgesehen davon«, Charlene streckte ihre Krallen, »dass Schönheit nicht unendlich ist ...«
    Kura blitzte sie an. Aber dann floh sie und gab den Gedanken auf, sich noch einmal wegen eines Jobs an die Chefin des Etablissements zu wenden. Sie hatte Mädchen wie Charlene noch nie kennen gelernt, aber sie hatte die Tänzer von ihnen reden hören. Mädchen, die anderen die Tanzschuhe präparierten, damit sie ausrutschten und fielen. Mädchen, die ihren Feindinnen das Gesicht zerkratzten oder mit ihren Partnern schliefen und die Jungs überredeten, sie bei gefährlichen Tanzfiguren fallen zu lassen. Und Charlene war nicht die Einzige. Madame Clarisse’ ganzes Bordell mochte voller aggressiver Miststücke sein, die ihre Pfründe verteidigten. Und Elaines.
     
    Elaine brach in Tränen aus, als Kura gegangen war.
    »Ich wollte nicht ... ich wollte sie eigentlich gleich rausschmeißen oder ihr die Haare ausreißen. Aber es kam so plötzlich, und sie ...«
    »Sie ist ein eiskaltes Biest«, erklärte Charlene und nahm ihre Freundin in den Arm. »Aber mach dir keine Sorgen. Egal, mit wem du verheiratet warst und wie du richtig heißt, ich verrate nichts, und diese kleine Ziege auch nicht. Ich hab ihr Angst gemacht. Außerdem wär’s Madame Clarisse egal. Die mag dich. Und ich mag dich auch. Und die Gäste mögen dich ... und Mr. Tim ...«
    Charlene wiegte die krampfhaft schluchzende Elaine wie ein Kind in ihren Armen. Sie spürte, wie das Mädchen sich zuerst entspannte und dann wieder starr wurde, als Tim Lamberts Name fiel. Richtig, der wollte ja heute Abend bei Holloway spionieren. Charlene seufzte. Hätten sie nur früher herausgefunden, dass da irgendetwas zwischen Lainie und diesem Maori-Mädchen war! Das hieß, eine reine Maori war diese Kura nicht, ein Elternteil musste eindeutig weiß gewesen sein. Schon diese Augen ...! Und wenn Charlene sich nicht völlig täuschte, gab es entfernte Ähnlichkeiten zwischen Lainie und dem Mädchen. Charlene überlegte, ob sie gleich fragen sollte oder besser wartete, bis Lainie sich beruhigt hatte. Das zog sich allerdings hin. Das Mädchen weinte jetzt zwar nicht mehr, wirkte aber nach wie vor weggetreten. Sie gab zwar vor, für ihren Osterauftritt in der Kirche üben zu wollen, saß aber nur regungslos vor dem Klavier und starrte ins Nichts. Charlene brachte ihr heißen Tee, dann einen richtigen Whisky.
    »Hier, du siehst ja aus wie ein Gespenst. Trink das. Nachher kommt dein Mr. Tim, dann kannst du wieder mit ihm rumalbern. Das war süß gestern, mit dem Pferdeflirt im nächsten Leben! Jetzt lach mal wieder, Lainie!«
    Elaine trank, aber sie glaubte nicht, dass sie heute noch etwas zu lachen finden würde. Tim Lambert ging an diesem Abend ins Wild Rover, und da würde er bleiben. Genau wie Matt Gawain. Die Männer würden Lainie und Charlene sofort vergessen. Sie fragte sich vage, warum ihr das nicht egal war. Im Grunde wäre es sogar gut, wenn sie Tim loswürde. Hatte sie nicht oft darüber geklagt, dass er zu aufdringlich wurde?
    Elaine begann brav zu spielen, als die ersten Gäste eintrafen. Aber sie spielte mechanisch und unkonzentriert, was die Männer sofort zu merken schienen. An diesem Abend gab es kaum Drinks für Lainie und keine Musikwünsche. Elaine registrierte das nur nebenbei, doch es erschien ihr normal. Ein paar Häuser weiter spielte und sang Kura-maro-tini. Warum also sollten die Leute ihr zuhören?
    Elaines Gesicht war bleich und unbeteiligt. Sie schien durch das Klavier und die Wand des Pubs hindurchzusehen – in andere Welten und andere Zeiten. Die Sperrstunde näherte sich quälend langsam. Und dabei wollte Elaine nur noch in ihr kleines Zimmer verschwinden, sich mit Callie im Arm unter den Decken

Weitere Kostenlose Bücher