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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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vergraben und diesen Tag einfach vergessen. Morgen musste sie dann Pläne machen. Vielleicht eine andere Stadt, ein anderer Pub ... aber kein anderer Timothy Lambert ...
    »Guten Abend, Miss Lainie!« Tims fröhliche Stimme riss sie aus ihrer Lethargie.
    Elaine brach das Lied ab, das sie gerade spielte. Fast ungläubig wandte sie sich um. »Guten Abend, Mr. Tim ...«
    Ihre Stimme klang tonlos.
    Tim Lambert sah sie forschend an. »Stimmt etwas nicht, Miss Lainie?«
    Elaine schüttelte den Kopf. »Es ist nur ... es ist gar nichts«, sagte sie dann entschlossen, begann wieder zu spielen und spürte, wie die Farbe in ihre Wangen zurückkehrte. Ihr Herz klopfte wild. Obwohl ... natürlich hatte Tim heute sowieso wiederkommen müssen, er hatte Madame Clarisse schließlich versprochen, ihr zu berichten. Elaine versuchte, ein paar Worte davon aufzuschnappen, doch freitagabends ging es im Pub sehr laut zu. Immerhin verriet auch Madame Clarisse gleich ihre Neugierde, indem sie Tim und Matt sofort einen Tisch anwies und mit der Whisky-Flasche herüberkam. Der Flasche mit dem besseren Whisky ...
    »Tut mir leid, dass es so spät geworden ist«, meinte Tim und roch angenehm überrascht an dem teuren Getränk. »Aber wir haben Caleb Biller getroffen und natürlich die Chance genutzt, ihn ein bisschen über die Mine seines Daddys auszuhorchen.« Dabei musste auch schon Whisky geflossen sein; ganz nüchtern waren die beiden nicht mehr.
    »Ja, der alte Biller lässt sämtliche Lüftungsschächte erneuern«, berichtete Matt. »Sie hatten wohl vor kurzem einen Gasaustritt. Seitdem hat Biller Muffensausen. Und Klein-Caleb weint, dass er die Sache beaufsichtigen muss ...«
    »Während wir es mit Freuden beaufsichtigen 
würden
, wenn mein alter Herr sich bloß auch mal bequemte.« Tim schaute betrübt in sein Glas.
    Madame Clarisse verdrehte die Augen. »Hab ich euch in das Rover geschickt, weil mich die Wetterschächte bei Biller so brennend interessieren, Jungs? Nein! Also, was ist mit dem Mädchen? Der Kleinen am Klavier?«
    Elaine sackte in sich zusammen. Sie wusste nicht, wie viel Charlene ihrer Chefin über Kuras nachmittäglichen Auftritt erzählt hatte. Doch es war unwahrscheinlich, dass sie die Sache ganz für sich behalten hatte.
    Tim zuckte die Achseln. »Die Kleine ist hübsch«, konstatierte er.
    Matt wandte den Blick gen Himmel. »So kann es nur jemand ausdrücken, der ernstlich verliebt ist. Madame Clarisse, das Mädchen ist schön. Als sie geboren wurde, hatten alle bösen Feen Ausgang. Sie ist ein Traum!«
    Madame Clarisse runzelte die Stirn, und Charlene, die eben zum Stammtisch tänzelte, blickte geradezu mörderisch drein.
    »Soviel ich weiß«, bemerkte sie sarkastisch, »ziehen die meisten Männer Damen aus Fleisch und Blut vor.«
    Matt grinste sie an. Er genoss ihre Eifersucht sichtlich.
    »Oh, sie ist durchaus sinnlich, Charlene. Wenn du sie singen hörst ... da ist Leidenschaft. Ein Vulkan unter einer sanften Oberfläche!«
    »Sanft?«, fragte Charlene. »Manchmal wünschte ich mir, Männer wären nicht gar so leicht zu täuschen ...«
    »Dann würdest du aber weniger verdienen!«, sagte Madame Clarisse lachend. »Aber weiter, Jungs, was soll die Schwärmerei? Habt ihr euch nicht an sie rangeschmissen? Wer ist sie, und woher kommt sie?«
    »Na, na, Madame Clarisse, Sie wollten doch wohl nicht, dass wir die Kleine verführen!« Matt amüsierte sich königlich. »Was ist das überhaupt für eine Wortwahl? Tim und ich würden uns doch niemals an jemanden ›ranschmeißen‹.«
    »Wobei wir in diesem Fall auch erst mal an Caleb Biller vorbeimüssten«, fügte Tim hinzu. »Was sicher nicht schwierig ist. Aber wenn er sich schon mal für ein Mädchen interessiert ...«
    Die Männer lachten, auch die an den umliegenden Tischen. Bei Madame Clarisse verkehrten vor allem die Männer der Lambert- und der Blackburn-Mine. Zwischen ihnen und den Leuten von Biller gab es stets Konkurrenz, die zwar nicht in offenen Zorn umschlug, aber doch zu gegenseitigen Neckereien führte. Der als »weibisch« geltende Caleb Biller war da ein beliebtes Opfer.
    »Auf jeden Fall kommt sie aus der Gegend von Canterbury. Das hat sie Caleb zwar nicht ausdrücklich gesagt, aber er konnte es der Vorgeschichte entnehmen.« Tim erzählte ruhig, was er über Kura erfahren hatte. Offensichtlich hatte er Biller nicht nur nach der Mine seines Vaters ausgehorcht. »Sie ist mit einem Opernensemble herumgereist. Südinsel, Nordinsel, sogar Australien. Aber

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