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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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zur Südinsel an. Das Gerät mochte er nicht austauschen, obwohl es inzwischen modernere Modelle gab. Aber die alte Maschine hatte ihm Glück gebracht. William war entschlossen, die Südinsel zu erobern. Dabei würde er sicher auch etwas von Kura hören. Eigentlich konnte er Gwyneira McKenzie sogar wieder mal anschreiben und sich nach Gloria erkundigen. Sicher wusste sie von Kuras Verbleiben. Und womöglich hatte sie noch keine Nähmaschine ...
     
    Gwyneira McKenzie Warden stand der Sinn nach allem Möglichen, nur nicht nach einer Nähmaschine. Sie hätte sich allerdings selbst damit anfreunden können, hätte Williams Brief nur einen kleinen Anhaltspunkt bezüglich des Aufenthaltsortes ihrer Enkelin Kura enthalten. Ansonsten freute sie sich durchaus darüber, mal wieder von Glorias Vater zu hören, und atmete auf, als er nach wie vor keine Ansprüche auf das Kind erhob. William tappte in Sachen Kura ebenso im Dunkeln wie sie. Lediglich darüber, dass Kura nicht mit dem Opernensemble nach England gereist war, konnten beide sich relativ sicher sein.
    »Auf meiner Rechnung tauchte sie jedenfalls nicht auf«, erklärte George Greenwood. »Und Barrister hätte garantiert versucht, sie mir unterzujubeln. Der war doch mit allen Wassern gewaschen! Unter eigenem Namen ist sie auch nicht gefahren, meint die Reederei. Aber sie kann natürlich einen anderen angegeben haben. So genau registrieren die das nicht.«
    »Aber warum sollte sie?«, fragte Gwyn nervös. »Vielleicht, weil sie noch minderjährig war?«
    »Das hätten die kaum nachgeprüft«, meinte George, versprach aber, auch in England die Fühler auszustrecken.
    Ein paar Wochen später brachte er Gwyn die Ergebnisse.
    »Es gibt keine Kura-maro-tini oder ein anderes Maori-Mädchen in der seriösen Londoner Musikszene«, verkündete er. »Diesen Barrister haben meine Leute an einem ziemlich miesen Theater an der Cheapside gefunden. Und Sabina Conetti singt in einem Musical – das ist leichte Unterhaltung, eine Art Operette. Zwei Tänzerinnen aus dem Ensemble sind da auch untergekommen. Aber nichts von Kura. Sie ist definitiv nicht in England. Bleiben also noch die Westküste, die Nordinsel, Australien und der Rest der We l t . «
    Gwyneira seufzte. George schien die Sache gelassen zu sehen, aber sie machte sich um Kura fast so viele Sorgen wie um Elaine.
    James teilte ihre Befürchtungen nicht. »Wenn es um ihre Tugend ginge«, meinte er trocken, »könnte ich’s nachvollziehen. Dafür würde ich keinen Pfifferling geben. Aber das nackte Überleben – möglicherweise im wahrsten Sinne des Wortes! Da mache ich mir um Kura keine Gedanken. Das Mädchen ist unverwüstlich, auch wenn es noch so zart und weltfremd wirkt.«
    Gwyneira schalt ihn herzlos, hoffte aber im Stillen, dass er Recht behielt. Kuras Tugend war ihr herzlich egal; sie wollte sie nur möglichst bald gesund und wohlbehalten wiederfinden.
    Schließlich war es Marama, die eine Spur entdeckte. Kuras Mutter trauerte zwar um das Verschwinden ihrer Tochter, machte sich aber keine Sorgen um ihr Leben.
    »Ich würde wissen, wenn ihr etwas zugestoßen wäre!«, erklärte sie im Brustton der Überzeugung – und wurde schließlich in ihren Erwartungen bestätigt. Ein wandernder Maori-Stamm erzählte von einer 
tohunga
, die bei Blenheim ein paar Tage in ihrem Dorf gelebt hatte. Kura habe wunderschön gesungen, viel Spaß mit ihnen gehabt und von ihrer Herkunft aus Maramas Stamm erzählt. Ein Irrtum bezüglich ihrer Identität war unmöglich. Aber was sie sonst tat, wo sie herkam und wo sie hinwollte, hatte man nicht gefragt. Und wann genau das Treffen stattgefunden hatte, wussten die Maoris auch nicht mehr.
    »In Blenheim legt die Fähre zur Nordinsel an«, meinte Gwyneira resigniert. »Also ist Kura womöglich übergesetzt. Aber was will sie da? Und wem meint sie etwas beweisen zu müssen? Mein Gott, sie konnte doch einfach herkommen und ...«
    »Sie ist fast neunzehn«, bemerkte Marama. »Sie ist dickköpfig und noch ein bisschen wie ein Kind. Sie will alles haben, und wenn etwas schiefgeht, stampft sie mit dem Fuß auf und schreit. Dabei spielt sie dauernd die Erwachsene. Aber irgendwann wird sie alles einsehen und zurückkommen. Sie müssen nur warten, Miss Gwyn.«
    Warten war noch niemals Gwyneiras starke Seite gewesen. Doch während Kuras Verschwinden nur ihre Geduld auf eine harte Probe stellte, sorgte sich die ganze Familie ernsthaft um Elaine. Ruben O’Keefe ließ einen Privatdetektiv auf der Nordinsel

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