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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einfach. Sein Oberkörper wog schwer, und schließlich schob sie ihren Arm unter seinem Kopf durch, bis er letztlich an ihrer Schulter ruhte. Sie fühlte seine Nähe so intensiv wie noch nie, und es war angenehm, ihn zu halten und seine Wärme zu spüren. Bevor sie ihn zurück auf das Kissen gleiten ließ, wandte sie ihm den Kopf zu und gab ihm einen schüchternen Kuss auf die Stirn.
    »Du bist nicht allein«, flüsterte sie ihm zu. »Ich bin da. Ich kann dich genauso gut zu Hause besuchen wie hier. Schließlich habe ich immer noch zwei Pferde ...«
    Tim lächelte mühsam.
    »Du wirst ja richtig zudringlich, Lainie«, neckte er sie und löste sich erkennbar ungern aus ihrer Umarmung. »Was wird meine fabelhafte neue Pflegerin Elizabeth Toeburton dazu sagen?«
    Elaine strich ihm über die Wange. »Hoffentlich nichts. Sonst werde ich eifersüchtig.«
    Sie versuchte, seinen scherzhaften Tonfall nachzuahmen, obwohl ihr eher nach Weinen zumute war. Er wirkte so müde und hilflos und versuchte trotzdem, sie aufzumuntern. Sie hätte ihn gern noch einmal in die Arme genommen – und plötzlich konnte sie sich auch vorstellen, irgendwann von ihm umarmt zu werden.
    Elaine holte tief Luft. »Oder willst du jetzt Miss Toeburton heiraten?«
    Tim schaute zu ihr auf, und sein Gesicht wurde plötzlich ernst. »Lainie, soll das heißen ...? Du sagst das nicht aus Mitleid oder so? Ich verstehe dich jetzt doch nicht falsch? Und du nimmst morgen auch nichts zurück?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich werde dich heiraten, Timothy Lambert. Aber den da«, sie wies auf den Rollstuhl, »den heirate ich nicht! Also sieh zu, dass du ihn nicht allzu lange brauchst. Verstanden?«
    Tims erschöpftes Gesicht leuchtete auf.
    »Du weißt, was ich dir versprochen habe«, sagte er heiser. »Ich werde auf unserer Hochzeit tanzen! Aber jetzt will ich einen richtigen Kuss. Nicht auf die Stirn oder auf die Wange. Du musst mich auf den Mund küssen!«
    Er sah ihr erwartungsvoll entgegen, doch Elaine zögerte. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an Williams Küsse – verräterisch süß. Und an Thomas’ gewaltsames Eindringen in ihren Mund und in ihren Körper. Tim sah die Angst in ihren Augen und wollte die Bitte schon zurücknehmen. Aber dann überwand sie sich und küsste ihn doch, zögernd und vorsichtig. Ihre Lippen streiften gerade eben die seinen, bevor sie sich scheu zurückzog und sich plötzlich fast panisch umsah.
    »Callie?«
    Verwirrt beobachtete Tim ihre Suche nach dem Hund, der sich gleich bei ihrem Eintreten unter sein Bett verzogen hatte. Berta Leroy sah das Tier nicht gern auf ihrer Krankenstation, was Callie zu verstehen schien. Sie ließ sich von den Leroys praktisch nie sehen, kam jetzt aber wedelnd hervor und drückte den Kopf gegen Tims herabhängende Hand. Aus irgendeinem Grund schien es Lainie zu beruhigen, dass er das Tier kurz kraulte, bevor er dem Mädchen die Hand entgegenhielt. Elaine kam wieder näher und schob ihre Finger vertrauensvoll in seine.
    »Das wird alles noch besser, Lainie«, sagte er zärtlich. »Wir müssen das Tanzen und das Küssen einfach noch ein bisschen üben.«
    Und während er sie hielt und in dem kleinen Stück Himmel vor seinem Fenster langsam die Sterne aufgehen sah, überlegte er, dass Lainies Weg zum Tanz auf ihrer Hochzeit vielleicht ebenso lang und hart war wie seiner.
    Als Elaine am nächsten Tag gegen Mittag in der Arztpraxis vorbeischaute, fand sie Miss Berta nicht wie sonst üblich in der Ambulanz. Doch die Türen waren nicht verschlossen, und Elaine wusste, dass sie bei Tim willkommen war. Auf das Bild, das sich ihr in seinem Zimmer bot, war sie allerdings nicht vorbereitet. Tim war verschwunden, ebenso der Rollstuhl. Stattdessen lag Miss Berta auf dem Bett, von Kissen gestützt, und Roly O’Brien legte soeben ungeschickt den Arm um sie. Er ließ ihren Kopf auf seine Schulter gleiten, fasste nach ihrer Taille ...
    Elaine starrte die alte Krankenschwester fassungslos an. Aber bevor sie die Tür entsetzt wieder schließen konnte, erblickte Berta sie und lachte schallend.
    »Guter Gott, Lainie, es ist nicht, was Sie denken!«, kicherte sie. »Oh, Sie sollten Ihr Gesicht sehen, ich fasse es nicht. Haben Sie wirklich gedacht, ich gäbe mich hier mit einem Halbstarken unzüchtigen Handlungen hin?«
    Elaine wurde glühend rot.
    »Guten Tag, Miss Lainie«, grüßte Roly unbefangen. Ihm war offenbar weder die Zweideutigkeit noch die Komik der Situation aufgegangen.
    »Ich kann Sie beruhigen,

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