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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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machte Calebs Akribie ihn allerdings nicht, und in Situationen wie dieser konnte er seine Zuhörer zum Wahnsinn treiben.
    »Kommen Sie zur Sache, Caleb!«, mahnte Kura.
    »Jedenfalls ... sie wurden nicht müde, von den Minen zu erzählen, von Florence’ und meiner, und von den gemeinsamen Vertriebswegen. Und sie taxierte mich dabei mit so einem milden Blick ... Nicht mal wie auf dem Pferdemarkt, eher als ob man mit einem lahmen Gaul schon gestraft wäre. Aber man macht halt das Beste draus.«
    Kura musste lachen. »Sie sind aber doch sicher kein lahmer Gaul«, bemerkte sie dann.
    »Nein, aber ein warmer Bruder, wie man so sagt«, flüsterte Caleb und ließ den Kopf tief übers Glas sinken. »Ich stehe nicht auf Mädchen ...«
    Kura runzelte die Stirn. »Das nennt man ›warmer Bruder‹? Hab ich noch nie gehört. Aber sonst ist es nicht gerade eine Überraschung.«
    Caleb blickte verwirrt auf. »Sie ... wussten es?« Sein langes Gesicht lief feuerrot an.
    Kura musste lachen. Es war unfassbar, dass dieser Mann ihre Verführungsversuche nicht bemerkt hatte! Aber es brachte nichts, ihn jetzt damit zu necken. Also nickte sie nur und wartete, bis Calab nicht mehr nach Luft schnappte und sein Gesicht wieder eine halbwegs normale Farbe annahm.
    »Wie gesagt, es ist mir nicht entgangen«, sagte sie schließlich. »Aber was stellen Sie sich denn jetzt vor? Soll ich ... ich meine, möchten Sie, dass ich das Bett mit Ihnen teile? Das funktioniert nicht, das kann ich Ihnen gleich sagen. Bernadette, eine der Tänzerinnen im Ensemble, war in Jimmy verliebt, aber der war ... so wie Sie. Bernadette hat alles versucht, hat sich schön gemacht, ihn angefasst, ihn betrunken gemacht. Aber es klappt nicht. Die einen sind eben so, die anderen so.«
    Für Kura war das problemlos zu akzeptieren. Caleb bedachte sie wieder einmal mit schmachtenden Blicken, wenn auch leicht peinlich berührt.
    »Ich würde Ihnen nie auf diese Weise zu nahetreten, Kura«, versicherte er ihr dann. »Allein das Ansinnen wäre unschicklich.«
    Kura konnte sich das Kichern kaum verbeißen. Hoffentlich hörte Paddy Holloway nicht zu und verbreitete dieses Gespräch später im Pub.
    »Es ist nur ... Kura, würden Sie sich mit mir verloben?«
    Jetzt war es heraus. Caleb blickte sie erwartungsvoll an, doch das hoffnungsvolle Leuchten in seinen Augen erlosch, als er ihr Gesicht sah.
    Kura seufzte. »Was soll das denn helfen, Caleb? Ich werde Sie nicht heiraten, ganz sicher nicht. Selbst wenn ich könnte ... ich meine, selbst wenn ich mich mit dem Gedanken anfreunden könnte zu heiraten. Dann will ich aber was davon haben. Für eine Josefsehe bin ich nicht geschaffen. Da fragen Sie besser diese Florence. 
Pakeha
-Mädchen sind ja oft ziemlich ... prüde erzogen.«
    »Aber die kenne ich doch gar nicht.« Caleb klang fast kindlich, und Kura wurde schlagartig klar, dass er sich vor der Weber-Erbin zu Tode fürchtete. »Und ich dachte ja auch gar nicht ans Heiraten. Nur ans ... hm ... Verloben. Oder so tun als ob. Bis mir was Besseres einfällt.«
    Kura fragte sich, was Caleb dazu wohl noch einfallen sollte; andererseits war er zweifellos hochintelligent. Vielleicht fand sich ja tatsächlich eine Lösung, wenn er sich erst mal beruhigte.
    »Bitte, Kura«, sagte er, »kommen Sie wenigstens am Sonntagabend zum Dinner. Wenn ich Sie förmlich einlade, ist das doch so etwas wie ein Zeichen ...«
    Kura sah es persönlich mehr als Kriegserklärung, doch eine Florence Weber machte ihr keine Angst. Wahrscheinlich suchte die Kleine sich allein schon bei ihrem Anblick das nächste Mauseloch. Kura wusste, wie eher durchschnittliche Mädchen auf sie reagierten, und sie würde mit Florence Weber genauso fertig werden wie mit Elaine O’Keefe.
    »Also schön, Caleb. Aber wenn ich deine Verlobte spielen soll, musst du aufhören, mich ›Miss Kura‹ zu nennen. Sag einfach Du zu mir.«
     
    Florence erwies sich allerdings als anderes Kaliber als Elaine. Dabei war sie alles andere als schön. Man brauchte schon Calebs freundliche Weltsicht und seinen mangelnden Sinn für weibliche Attraktivität, um das Mädchen auch nur als »hübsch« zu bezeichnen. Florence war klein und hatte jetzt noch ansprechende Formen, die aber spätestens nach dem ersten Kind der ausgesprochenen Rundlichkeit ihrer Mutter weichen würden. Die blassroten Sommersprossen in ihrem ovalen, etwas teigigen Gesicht wollten nicht so recht zu ihrem dicken braunen Haar passen. Die dunklen Locken wirkten ebenso unzähmbar wie

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