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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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und schob Elaine sanft in Richtung ihrer Wohnräume hinter der Praxis. »Ich glaube, wir trinken erst mal einen Tee ... und dann versuche ich Ihnen begreiflich zu machen, was da auf ihn zukommt. Tim will es ja nicht hören, und Nellie ...«
    Elaine folgte der Arztgattin beklommen. Sie hatte gewusst, dass es nicht so einfach sein würde, wie Tim hoffte. Aber das hier klang weitaus ernster als ihre Befürchtungen.
    »Lainie«, begann Berta schließlich, als zwei dampfende Tassen vor ihnen standen, »selbst wenn Tim Recht hätte mit seinem Optimismus, was ich ihm von Herzen wünsche ...«
    ... aber nicht glaube, ergänzte Lainie im Stillen.
    »... selbst wenn alles perfekt verheilt wäre, könnte er morgen trotzdem nicht gehen. Nicht morgen, nicht übermorgen und auch nicht in einer Woche oder einem Monat ...« Berta rührte in ihrem Tee.
    »Aber mein Bruder konnte nach seinem Beinbruch gleich wieder laufen«, wandte Lainie ein. »Sicher, er hat ein bisschen gehumpelt, aber ...«
    »Wie lange lag Ihr Bruder im Bett? Fünf Wochen? Sechs Wochen? Wahrscheinlich noch nicht mal, so ein Junge ist doch nicht im Haus zu halten. Lassen Sie mich raten. Er war nach drei Wochen mit zwei Krücken und auf einem Bein ganz vergnügt wieder unterwegs, stimmt’s?«
    Lainie lächelte. »Nach einer. Durfte meine Mutter bloß nicht wissen ...«
    Berta nickte. »Da haben Sie ’s. Meine Güte, Lainie, Sie können doch nicht so naiv sein. Dieses Pferd, von dem Sie ihm da dauernd erzählen. Sie trainieren es. Warum tun Sie das?«
    Elaine blickte verwirrt. »Damit es seine Kondition nicht verliert. Wenn die Pferde nur herumstehen, bauen sie Muskeln ab.«
    »Sehen Sie?«, meinte Berta zufrieden. »Und was meinen Sie, wie viele Muskeln der Gaul erst abbauen würde, wenn er fünf Monate nur herumläge!«
    Lainie lachte. »Dann wäre er tot. Pferde können nicht so lange flach liegen ...« Plötzlich verstand sie, was Berta sagen wollte, und ihre Miene wurde ernst. »Sie meinen, Tim wird zu schwach sein, um sich zu bewegen?«
    Berta nickte wieder. »Seine Muskeln sind verkümmert, seine Sehnen verkürzt, die Gelenke völlig unbeweglich. Bis das alles wieder in Ordnung kommt, dauert es. Und es geht nicht von selbst, Lainie. Gegen das, was Tim in den nächsten Monaten vor sich hat, wenn er wirklich wieder laufen lernen will, waren die letzten Wochen ein Zuckerschlecken. Er wird unglaublich viel Courage brauchen, und Kraft, und vielleicht auch jemanden, der ihm – Verzeihung, junge Dame – gelegentlich in den Hintern tritt. Am Anfang wird alles wehtun, und er wird um jeden Zoll kämpfen müssen, um den er ein Gelenk bewegen kann. An Arbeiten oder gar Reiten ist vorerst nicht zu denken. Und das wird ihm morgen schlagartig zu Bewusstsein kommen. Seien Sie bloß da, wenn das passiert, Lainie, seien Sie bloß da!« In Bertas Stimme lagen Besorgnis und äußerster Ernst.
    »Aber er will doch gleich nach Hause«, meinte Lainie. »Ich ...«
    »Auch wieder so eine Idee!«, schnaubte Berta. »Ich darf gar nicht daran denken, ihn in diesem Zustand Nellie auszuliefern! Die hat sich doch längst damit abgefunden, dass er ein Pflegefall bleibt, und es scheint ihr immer besser zu gefallen. Sie langweilt sich zu Tode in dem großen Haus. Wenn sie da jemanden hat, dem sie nach Belieben auf die Nerven gehen kann ... sie wird aufblühen! Eine Pflegerin für die weniger angenehmen Arbeiten hat sie schon bestellt, die kommt morgen mit Dr. Porter. Ebenso ein Rollstuhl. Und sie hat jetzt schon angefangen, Tim ›Baby‹ zu nennen. Lainie, wenn wir Tim denen überlassen, liegt er in zwei Wochen nur noch herum und betäubt sich mit allem, was er kriegen kann! Morphium gebe ich ihm nicht mit, aber Laudanum hat Nellie in ausreichenden Mengen, und Männer bevorzugen ja sowieso meistens Whisky ...«
    »Aber was soll ich denn machen?«, fragte Elaine mutlos. »Ich kann natürlich zu den Lamberts reiten, aber ...«
    »Erst mal müssen Sie morgen da sein«, erklärte Berta. »Warten wir ab, was passiert.«
     
    Elaine beobachtete vom Pub aus, wie die Kutsche mit dem Arzt aus Christchurch und dann eine Chaise mit Nellie Lambert und einer vierschrötigen jungen Frau in Schwesterntracht das kleine Hospital verließen. Dann lief sie hinüber. Berta Leroy erwartete sie im Vorraum. Die große, kräftige Frau schwankte zwischen lodernder Wut und abgrundtiefer Verzweiflung.
    »Gehen Sie rein zu ihm, Lainie«, sagte sie tonlos. »Sie wollen ihn erst morgen holen. Sowohl Dr. Porter als

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