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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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selbstverständlich neben Lainie her. »Wochenlang habe ich mich gefragt, was sie an Caleb findet. Sie muss doch merken, dass er sich nichts aus ihr macht. Aber sie will seine Mine – um jeden Preis! Wahrscheinlich würde sie ihr Leben dafür geben, ihren Daddy selbst zu beerben, aber sie ist eben ›nur ein Mädchen‹. Caleb dagegen wäre Wachs in ihren Händen. Wenn sie ihn vor den Traualtar schleppt, hat sie die Biller-Mine. Tim Lambert käme natürlich auch in Frage. Lass sie besser nicht mit ihm allein!«
    Der Rat aus Kuras Mund klang für Elaine ein bisschen seltsam, doch erstaunlicherweise musste sie darüber lachen, statt sich verletzt und an William erinnert zu fühlen.
    »Du bist da ja Expertin«, bemerkte sie spitz – und stellte verblüfft fest, dass Kura betroffen wirkte. Sie schien Tränen in den Augen zu haben. Elaine beschloss, irgendwann mit ihr zu reden. Bisher war sie immer davon ausgegangen, Kura habe William verlassen. War es vielleicht umgekehrt?
     
    Es wurde später Nachmittag, bis die Gäste endlich gingen. Nellie Lambert widmete sich daraufhin sofort den Pflichten einer Hausfrau und beaufsichtigte die Aufräumarbeiten. Marvin zog sich mit einem letzten Drink ins Herrenzimmer zurück.
    Elaine war unschlüssig. Einerseits erwartete man jetzt sicher von ihr, sich ebenfalls zu verabschieden. Andererseits wirkte Tim dermaßen abgekämpft und müde in seinem Stuhl, dass sie es nicht über sich brachte, ihn zu verlassen. Vorhin im Garten hatte er sich angeregt mit Caleb über die Biller-Mine unterhalten, doch in den letzten Stunden hatte er kaum noch etwas gesagt, als brauche er seine ganze Kraft, um sich aufrecht zu halten. Allerdings hätten Lambert, Biller und Weber ihn ohnehin nicht beachtet. Sie machten nicht einmal Anstalten, ihm ein Glas Whisky oder eine der Zigarren anzubieten, zu deren Genuss sie inzwischen übergegangen waren. Dafür bediente ihn Florence, die den Männern ins Herrenzimmer gefolgt war. Anscheinend hielt sie es nicht mehr aus, allein über Vorhänge und Bädereinrichtung zu plaudern. Die Fachsimpelei über Kohlevermarktung zog sie deutlich mehr an.
    Elaine linste eifersüchtig durch die offene Tür ins Herrenzimmer und vermerkte, dass Florence ein paar Worte mit Tim wechselte – wahrscheinlich, weil der Rest der Versammlung beide gleichermaßen ignorierte. Tim war jedoch nicht bei der Sache. Lainie registrierte besorgt, wie fahrig seine Hände an den Lehnen des Rollstuhls spielten. Er versuchte immer wieder, seine Lage in den viel zu weichen Kissen zu verändern, um dann voller Schmerzen das Gesicht zu verziehen, wenn es wieder nicht gelang. Jetzt saß er am Fenster, starrte mit grauem Gesicht in den Park und schien verzweifelt darauf zu warten, dass die Sonne endlich unterging.
    Elaine zog sich einen Stuhl zu ihm heran und ließ ihre Finger zaghaft über seine Hand gleiten.
    »Tim ...«
    Er entzog ihr seine Hand und begann sein Jackett aufzuknöpfen.
    »Du erlaubst?«, fragte er höflich.
    Elaine stand auf, um ihm zu helfen, doch er wehrte sie unwirsch ab.
    »Lass das, ich hab gesunde Hände ...«
    Entmutigt zog sie sich zurück und versuchte es mit Konversation, während er ungeschickt einen der vielen Knöpfe nach dem anderen aufnestelte und sich damit wenigstens ein bisschen Kühlung verschaffte.
    »Caleb Biller ist ein netter Kerl ...«
    Tim riss sich zusammen und nickte. »Ja, aber seine beiden Frauen sind mindestens eine Nummer zu groß für ihn.« Er lächelte mühsam. »Entschuldige, Lainie. Ich wollte dich nicht anfahren. Aber es geht mir nicht gut.«
    Elaine strich ihm sanft über die Schulter und öffnete dann rasch auch die Knöpfe seiner Weste. Dabei dankte sie dem Himmel für ihr leichtes Sommerkleid – offizielle Herrenkleidung bei diesen Temperaturen war die reinste Tortur. Allerdings hatten die anderen Männer zumindest ihre Jacketts nach dem Dinner abgelegt. Tim hätte dabei Hilfe gebraucht, aber er wäre eher gestorben, als jemanden darum zu bitten.
    »Es war ein langer Tag. Und die Leute waren schrecklich«, sagte sie leise. »Kann ich irgendwas tun?«
    »Vielleicht könntest du ... du könntest zu den O’Briens reiten und Roly bitten, etwas früher zu kommen? Ich ...« Er versuchte erneut, seine Position zu verändern, kämpfte jedoch aussichtslos gegen die tiefen Polster.
    »Vielleicht kann ich dir helfen?«, fragte Lainie und wurde rot. Tim sollte bloß nicht annehmen, sie wollte ihn ausziehen und zu Bett bringen! Aber vielleicht ließ er zu,

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