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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Dinge. Wie würde sie reagieren, wenn sie William wiedersah? Würde sie vor Herzklopfen kein Wort herausbekommen und abwechselnd rot und blass werden? Sie hasste sich für ihre Unfähigkeit, Gefühle zu verbergen. Und wie würde William reagieren? Er musste wissen, dass sie Thomas Sideblossom getötet hatte. Würde er sie dafür verurteilen? Sie womöglich drängen, sich zu stellen?
    »Na, dann hat er ja hoffentlich selbst genug Dreck am Stecken«, meinte Tim. »Aber das ist der Anfang vom Ende! Wenn die zwei sich jetzt hier ansiedeln, werden sie auch wieder Kontakt mit deiner Familie aufnehmen. Erst recht, wenn das mit den Auftritten so weitergeht.«
    Kura und Caleb hatten ihr Musikprogramm »Pecorino meets Piano« inzwischen erfolgreich in Greymouth, Punakaiki und Westport vorgestellt, stets im Rahmen von Wohltätigkeitsprojekten; Zeitungen hatten noch nicht über sie geschrieben. Es gab ja auch keine großen Zeitungen an der Westküste. Aber die beiden waren erstklassige Musiker, und ihr Programm war etwas ganz anderes, etwas Neues. Kura hatte Elaine gegenüber angedeutet, dass ihre weiteren Pläne eine Tournee durch Neuseeland, Australien und England vorsahen. Bislang scheiterten weitere Auftritte allerdings an mangelnden Kontakten und vielleicht auch an Calebs Lampenfieber. Er starb beinahe vor Angst, die sich in körperlichen Symptomen äußerte. Fast vor jedem Auftritt war Caleb krank.
    »Wenn das so weitergeht, hat er Magengeschwüre, bevor wir auch nur nach Auckland kommen«, beschwerte sich Kura. Sie nahm Caleb nicht sonderlich ernst. Doch Mrs. Biller und die Damen Weber, auf deren Kontakte zu Wohltätigkeitsvereinen Kura und Caleb vorerst angewiesen waren, bemerkten sein Unbehagen und organisierten vorerst keine weiteren Konzerte.
    »Wenn Caleb und Kura wirklich auf Tournee gehen, sind sie doch weg«, gab Elaine zu bedenken und streichelte Tim. »Du machst dir zu viele Sorgen. Schau, ich bin jetzt über zwei Jahre hier, und nichts ist passiert.«
    »Was mich auch schon wundert«, grummelte Tim, ließ das Thema vorerst aber fallen und küsste Lainie. Er würde sein Bestes tun, all ihre Erinnerungen an William Martyn zu löschen.
    Schließlich brachte Elaine Tim nach Hause. Dabei begegneten sie William. Der junge Mann war bester Laune. Er hatte eben ein Zimmer bei Mrs. Miller angemietet, dabei deren beste Freundin kennen gelernt und ihrem Mann, dem Schneider, gleich eine Nähmaschine verkauft. Allerdings würde es endlos dauern, bis Mr. Mortimer sich eingearbeitet hatte; er wirkte eher wie ein Herren- und Damenschneider alter Schule. Doch William erklärte ihm, dass man auch in seinem Gewerbe mit der Zeit gehen müsse; schließlich wolle er gegenüber der Konkurrenz nicht zurückbleiben. Darüber vergaß Mr. Mortimer völlig, dass er bis weit über Westport hinaus gar keine Konkurrenz hatte ... aber das gedachte William auf die Dauer ja zu ändern. Nun freute er sich erst einmal aufrichtig, Elaine O’Keefe wiederzusehen – »Lainie Keefer.« William rief sich zur Ordnung. Jeder hatte seine Geheimnisse ...
    »Lainie!« William strahlte das Mädchen an und vertraute auf die bewährte, alles entschuldigende Wirkung seines Lächelns. Natürlich hatten sie sich nicht gerade als Freunde getrennt, aber das konnte Elaine ihm nun wirklich nicht mehr übel nehmen.
    »Kura erzählte mir, du wärst auch hier, aber ich konnte es kaum glauben! Gut siehst du aus!« William streckte ihr spontan die Hand entgegen. Wenn sie nicht auf dem Pferd gesessen hätte, hätte er sie wahrscheinlich zur Begrüßung auf die Wange geküsst.
    Elaine merkte verwirrt, dass sie das ebenso kalt gelassen hätte wie sein Lächeln. Zwar empfand sie ihn immer noch als gut aussehenden Mann, doch sein Anblick erregte sie nicht mehr. Im Gegenteil, sie erkannte jetzt den Anflug von Leichtsinn in seinen Augen, seine Oberflächlichkeit und seinen Egoismus. Früher hatte sie das alles für Abenteuerlust gehalten; es war herrlich aufregend und ein bisschen gefährlich gewesen. Aber das Spiel mit dem Feuer lockte sie inzwischen nicht mehr. Eigentlich hatte es sie nie wirklich befriedigt. Elaine wollte sich geliebt und geborgen fühlen. Sie wollte sich sicher fühlen.
    Lainie erwiderte Williams Händedruck, doch ihr Lächeln galt Tim.
    »Darf ich dir Timothy Lambert vorstellen? Er ist mein Verlobter.«
    Schien es ihr nur so, oder flackerte da Verwunderung oder gar Missfallen in Williams Augen auf? Passte es ihm womöglich nicht, dass die kleine Elaine

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