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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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erblassen.
    »William ... das ist nicht möglich ...« Sie trat näher und blickte ihn mit einem Ausdruck an, als wäre sie noch zu sehr in der magischen Welt ihrer Musik gefangen, um die Wirklichkeit begreifen zu können. »Als wir dieses Lied arrangiert haben«, sagte sie schließlich, »habe ich an uns gedacht. An das, was uns zusammenbrachte ... und trennte. Und dann bat ich die Geister, dich zurückzurufen. Aber das kann doch nicht sein! Es ist doch nur ein Lied ...« Sie stand wie erstarrt, die Flöte in der Hand.
    William lächelte.
    »Man sollte die Geister eben nie unterschätzen«, sagte er und küsste sie freundschaftlich auf die Wange. Dann aber nahmen ihre Haut und ihr Duft ihn wieder so sehr gefangen, dass er nicht widerstehen konnte. Er drückte seine Lippen auf die ihren.
    Die Männer rundum johlten und applaudierten.
    »Noch einmal!«
    William war nicht abgeneigt, aber inzwischen hatte sich der Pianist erhoben. Er war groß und schlank, hatte ein langes, nichtssagendes Gesicht. Ihr Liebhaber?
    »Kura?«, fragte Caleb verwirrt. »Willst du uns ... nicht vorstellen?«
    Ein Gentleman. William hätte beinahe gelacht.
    Kura wirkte abwesend. Sie hatte Williams Kuss erwidert, aber die Situation war derart unwirklich ...
    »Entschuldige bitte, Caleb«, sagte sie. »Das ist William Martyn. Mein Mann.«
    Der Pianist starrte William fassungslos an; dann fing er sich und streckte ihm die Hand entgegen.
    »Caleb Biller.«
    »Miss Kuras Verlobter!«, bemerkte Paddy Holloway.
     
    »Es ist nicht, was du denkst«, flüsterte Kura in das peinliche Schweigen hinein.
    William beschloss zu handeln. Was immer hier ablief, es sollte nicht vor aller Augen und Ohren besprochen werden. Und es hatte garantiert Zeit bis später ...
    »Das kann warten, Süße«, flüsterte er zurück und verstärkte den Griff, mit dem er Kura immer noch wie zum Kuss umarmt hielt. »Wir sollten erst mal diesen himmlischen Auftrag erledigen ...«
    Lächelnd löste er sich von ihr und wandte sich Caleb zu.
    »Es war nett, Sie kennen zu lernen. Ich hätte mich gern länger mit Ihnen unterhalten. Aber die Geister, Sie verstehen. Am besten, Sie halten jetzt eine oder zwei Stunden die Stellung hier ...« William fischte zwei Dollarscheine aus der Tasche und legte sie aufs Klavier. »Sie können auch gern einen Whisky auf meine Rechnung trinken. Aber meine Frau muss ich Ihnen leider ein wenig entführen. Wie gesagt, die Geister ... Man sollte ihrem Ruf nicht zu lange widerstehen ...«
    William ergriff die Hand der verwirrten Kura und ließ einen völlig verblüfften Caleb zurück. Auf dem Weg zur Tür drückte er auch Paddy einen Schein in die Hand. »Hier, Buddy, bring dem Jungen am besten gleich die ganze Flasche. Er wirkt ein bisschen blass. Wir sehen uns später.«
    Kura kicherte hysterisch, als er sie aus dem Pub zog.
    »William, du bist schrecklich!«
    Er lachte. »Ich stehe dir in nichts nach. Darf ich dich daran erinnern, wie du dich damals aufgeführt hast? Ich denke nur an diesen Kuss mitten auf der Tanzfläche von Kiward Station. Ich dachte, du reißt mir gleich die Kleider vom Leib.«
    »Ich war nahe daran ...« Kura rieb ihren Körper an seinem, dachte dabei aber fieberhaft nach. Sie konnte ihn unmöglich mit zu Mrs. Miller nehmen. Herrenbesuch war ihr ausdrücklich untersagt; wahrscheinlich hätte es nicht einmal geholfen, wenn sie ihren Trauschein hätte vorweisen können. Der Mietstall? Nein, dann konnten sie es auch gleich auf offener Straße treiben. Schließlich zog Kura ihren Mann in Richtung Lucky Horse. Madame Clarisse’ Stall! Soviel Kura wusste, stand da nur Lainies Pony. Und Elaine spielte mindestens noch zwei Stunden Klavier ...
    Kura und William kicherten wie Kinder, als Kura die Tür zu Madame Clarisse’ Stall suchte und daran rüttelte. Beim zweiten Versuch gab das Schloss nach, und die beiden schlüpften in den trockenen Stall. William küsste Kura einen Regentropfen von der Nase. Er selbst war trocken, hatte seinen Wachsmantel gar nicht erst ausgezogen.
    Im Stall standen dann doch ein paar mehr Pferde als nur Lainies Schimmel. Wahrscheinlich gehörten sie Gästen im Pub. Das Publikum des Lucky Horse bestand nicht nur aus Bergarbeitern, sondern auch aus Handwerkern und kleinen Geschäftsleuten, die Reitpferde besaßen. Kura überlegte kurz, ob sie das Risiko trotzdem eingehen sollte, aber William küsste bereits ihre Schultern und machte Anstalten, ihr Kleid herunterzuziehen.
    Kura schaffte es gerade noch in eine

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