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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Frachtwagen, die sich jetzt nur mit einiger Mühe auf Linie halten ließen. Die vierbeinigen Damen wussten eindeutig, was sie wollten. William verzog indigniert den Mund. Elaine war zweifellos gut erzogen, aber manchmal benahm sie sich wie eine derbe Farmerstochter! Wie konnte sie so ungeniert und in aller Öffentlichkeit von Zucht sprechen? Er überlegte, ob er sie tadeln sollte, doch Elaine war schon vom Wagen gesprungen und eilte auf die lässig-elegant gekleidete ältere Dame zu, in der man unschwer ihre Großmutter erkannte. Wenn man Fleurette betrachtete, wusste man, wie Elaine mit vierzig aussehen würde, und Gwyneira gab einen Ausblick auf ihre Gestalt mit sechzig.
    William schwankte zwischen Lächeln und Seufzen. Das war der einzige Wermutstropfen bei seiner Werbung um Elaine: Wenn er sich für dieses Mädchen entschied, hielte das Leben keinerlei Überraschungen mehr für ihn bereit. Beruflich und privat würde er sich vorwärtsbewegen wie ein Zug auf Schienen.
    Er parkte sein Gespann hinter einem der schweren Wagen ein und achtete darauf, seine Zugpferde gut festzubinden. Dann machte er sich gemessenen Schrittes auf den Weg, um sich Elaines Großmutter und der Cousine vorstellen zu lassen. Wahrscheinlich eine weitere Auflage von Rotschopf mit Wespentaille.
    Elaine begrüßte derweil Gwyneira, die soeben Fleurette aus ihren Armen entließ. Offensichtlich war sie gerade erst eingetroffen.
    Gwyneira küsste Elaine, drückte sie und hielt sie dann ein Stück weit von sich, um sie anschauen zu können.
    »Da bist du ja, Lainie! Und hübsch bist du geworden, eine richtige Frau! Siehst genauso aus wie deine Mutter in dem Alter. Hoffentlich bist du genauso ein Wildfang. Falls nicht, habe ich das falsche Geschenk für dich mitgebracht ... Wo steckt es überhaupt? Kura, hast du den Hundekorb? Was machst du überhaupt noch im Wagen? Steig aus, und sag deiner Cousine guten Tag!« Gwyn klang jetzt ein wenig gereizt. Kura musste nicht so deutlich zeigen, dass dieser Besuch in Queenstown ihr im Grunde egal war.
    Aber das Mädchen hatte wohl nur auf eine Aufforderung gewartet. Gelassen und mit geschmeidigen, anmutigen Bewegungen erhob sich Kura-maro-tini Warden, um Queenstown in Besitz zu nehmen. Und sie bemerkte mit Genugtuung, dass ihr Auftritt seine Wirkung nicht verfehlte. Selbst auf dem Gesicht ihrer Tante und ihrer Cousine stand Bewunderung, beinahe Ehrfurcht.
     
    Elaine hatte sich selbst eben noch hübsch gefunden. Die Liebe zu William tat ihr gut. Sie strahlte von innen heraus; ihre Haut war rein und rosig, ihr Haar glänzte, und ihre Augen schienen wacher und ausdrucksvoller als zuvor. Doch vor dem Anblick ihrer Cousine schrumpfte sie sofort zum hässlichen Entlein – wie wahrscheinlich jedes Mädchen, das die Natur nicht mit so vielen Vorzügen überhäuft hatte wie Paul Wardens Tochter. Elaine erblickte ein Mädchen, das sie um eine halbe Haupteslänge überragte, was sicher nicht nur daran lag, dass es sich natürlich gerade hielt und mit katzenhafter Anmut bewegte.
    Kuras Haut besaß die Farbe von Kaffee, in den man großzügig dicke weiße Sahne gerührt hatte. Ihre Haut hatte einen leichten Goldglanz, der sie warm und einladend wirken ließ. Kuras glattes, hüftlanges Haar war tiefschwarz und schimmernd, sodass es aussah, als fiele ein Vorhang aus Onyx über ihre Schultern. Auch ihre langen Wimpern und ihre weich geschwungenen Augenbrauen zeigten dieses tiefe Schwarz, was ihre Augen, die groß und azurblau leuchteten wie die ihrer Großmutter Gwyn, umso bemerkenswerter machte. Ihre Augen neigten allerdings nicht, wie bei Gwyn, zu spöttischem oder mutwilligem Aufblitzen, sondern wirkten ruhig und verträumt, beinahe ein wenig gelangweilt, was dieser exotischen Schönheit einen geheimnisvollen Anstrich verlieh. Auch ihre schweren Lider unterstrichen den Eindruck einer Träumerin, die nur darauf wartete, erweckt zu werden.
    Kuras Lippen waren voll, von dunklem Rot, und schimmerten feucht. Ihr Zähne waren klein, vollkommen ebenmäßig und schneeweiß, was sie unwiderstehlich wirken ließ. Ihr Gesicht war schmal, der Hals lang und schön geschwungen. Sie trug ein dunkelrotes, schlichtes Reisekleid, doch ihre Körperformen hätten sich wohl auch unter einer Kutte abgezeichnet. Ihre Brüste waren fest und voll, ihre Hüften breit. Sie schwangen lasziv bei jedem ihrer Schritte, doch es wirkte nicht eingeübt, wie bei Daphnes Mädchen, sondern war Kura angeboren.
    Ein schwarzer Panther ... William hatte einmal

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