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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Fellow in einer verzweifelten Anstrengung möglichst nah an den Kutschbock heran und griff nach der Peitsche, als Sideblossom erneut ausholte. Er konnte das Gesicht seines Gegners jetzt sehen: John Sideblossoms Züge waren wutverzerrt. Er ließ die Zügel fahren, stand auf und legte seine ganze Kraft in die Schläge nach William, offensichtlich in der Hoffnung, ihn aus dem Sattel zu prügeln. Doch William sah ihm jetzt mutig entgegen, fixierte kaltblütig den auf ihn niedersausenden Peitschenschlag und fing ihn ab. Er spürte das Leder in der Hand, schlang es instinktiv darum, um es nicht mehr zu verlieren. Wenn er jetzt noch genug Kraft aufbringen könnte, die Peitsche zu sich herüberzuziehen ...
    Aber dann reagierte Fellow. Der Schimmel erschrak, als er den tanzenden Schatten der Peitsche über sich schweben sah und wich ruckartig zur Seite aus. William spürte enormen Zug an dem Lederband in seiner Hand. Unter anderen Bedingungen hätte es ihn aus dem Sattel gerissen, doch Tims Spezialsattel hielt ihn. Sideblossom würde nachgeben müssen, die Peitsche würde ihm aus der Hand gerissen ...
    Tatsächlich ließ der Zug plötzlich nach, und dann passierte alles gleichzeitig. Ein Schrei ertönte, ein lautes Poltern. William wollte sich umsehen, doch der völlig verschreckte Fellow beschleunigte noch einmal, um dem Lederriemen auszuweichen. Erneut blieb William nur im Sattel, weil Tims Spezialkonstruktion ihn hielt. Das Pferd brachte er erst wieder unter Kontrolle, als es ihm gelang, sein Handgelenk von dem Lederriemen zu befreien. Die Peitsche fiel zu Boden, und Fellow beruhigte sich sofort. Williams Herz schlug heftig, doch jetzt konnte er endlich zurückblicken.
    Sideblossoms Pferde folgten ihm in halsbrecherischem Tempo, aber der Bock war leer. Sideblossom musste aus dem Gleichgewicht geraten und heruntergestürzt sein. Gott allein wusste, was mit ihm geschehen war ...
    William erlaubte sich ein kurzes Aufatmen. Dann erkannte er, dass die Gefahr für Elaine keineswegs gebannt war. Das Gespann vor dem Wagen war völlig außer Kontrolle, und die kurvige Straße führte jetzt steil bergab. William versuchte, Fellow zu regulieren, um die Pferde zu stoppen, aber auch das war riskant. Der Weg war zu schmal, um einander zu überholen. Wenn der Schimmel jetzt anhielt, und die Zugpferde bremsten nicht ... oder sie konnten nicht anhalten, weil der Druck des schweren Wagens hinter ihnen zu groß wurde ... William sah sich bereits umgerissen, vom Wagen überrollt oder über die Klippe geschleudert.
     
    Elaine kämpfte mit ihren Fesseln. Sie hatte Sideblossom stürzen sehen und wusste, in welcher Gefahr sie schwebte. Zwar sah sie die abschüssige, kurvige Straße nicht vor sich, aber auch auf einem normalen, unbefestigten Weg war ein durchgehendes Gespann gefährlich. Außerdem war mit dem Wagen irgendetwas nicht in Ordnung. Etwas schien das linke Vorderrad zu blockieren. Wenn die Achse brach ...
    Aber dann, ganz plötzlich, gaben die Stricke nach. Sie lockerten sich gerade genug, dass Elaine die rechte Hand herausziehen konnte. Das Mädchen hielt sich kaum mit dem Knebel auf. Sie zog sich auf der Ladefläche hoch und versuchte, auf den Bock zu klettern. Aber dann bekam sie von hinten einen Zügel zu fassen, begann, auf die Pferde einzureden ... schließlich erwischte sie den zweiten. Sie kniete noch halb auf der Ladefläche, während sie die Leinen ordnete und den Pferden die ersten Hilfen zum Durchparieren gab. Wenn die Straße nur nicht so abschüssig wäre! Elaine stemmte sich mit einer letzten Anstrengung höher auf den Bock und zog die Bremse. Der Wagen schlingerte ein wenig, doch die Pferde waren gut geschult. Jetzt, da der Wagen sie nicht mehr anschob, reagierten sie auf Elaines Hilfen. Sie parierten zum Trab durch, dann zum Schritt. William brachte Fellow vor ihnen im gleichen Rhythmus zum Stehen.
    Plötzlich war alles still; selbst Callie kläffte nicht mehr. Man hörte nur noch ihr Hecheln, als sie aufholte und zu Elaine auf den Bock sprang, um ihr das Gesicht zu lecken.
    »Mein Gott, Lainie ...« William spürte sein Herz rasen. Er meinte jetzt erst ermessen zu können, wie knapp sie alle dem Tod oder zumindest einem schweren Unfall entronnen waren. Elaine befreite sich von den letzten Fesseln, lachend und weinend zugleich. Sie schaffte es kaum, Callie abzuwehren.
    »Feine Callie, guter Hund. Jetzt lass, es reicht, du hast mich ja wieder ...«
    William betrachtete sie mit Sorge. Elaine wirkte unnatürlich

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