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Das Lied der Maori

Das Lied der Maori

Titel: Das Lied der Maori Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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erregen? Wenn nur dieser verfluchte Hund mit seinem Gekläff aufhören würde! Sideblossom tastete nach seiner Waffe. Aber wenn er das Biest hier und jetzt erschoss, würden die Leute im Haus den Schuss hören. Es war besser, den Köter abzuhängen. Sideblossom ließ die Pferde angaloppieren.
     
    Kura suchte Elaine und Tim, stieß aber nur auf William, der an der Bar mit jemandem plauderte. Sie nahm ihn zur Seite.
    »Lainie ist völlig außer sich! Sie meint, sie hätte Sideblossom gesehen. Und Tim kann ich auch nirgendwo finden.«
    »Na, Tim kann dir kaum weglaufen ...« William war nicht mehr ganz nüchtern.
    »William, das ist ernst! Elaine war verrückt vor Angst. Weiß der Himmel, wohin sie ist ...«
    »Wenn ich mal raten soll: Hinter Madame Clarisse’ Klavier. Elaine rennt immer weg, wenn sie sich vor irgendwas erschrickt, das weißt du doch. Und wie soll denn Sideblossom hierherkommen? Der ist gelähmt und so gut wie blind ...«
    Kura schüttelte ihn. »Nicht der junge Sideblossom! Der Alte! Jetzt mach schon, William, wir müssen sie finden. Wenn es falscher Alarm war, umso besser. Aber ich sag dir, Elaine hat jemanden gesehen. Und wenn das nicht John Sideblossom war, dann der Leibhaftige!«
    William nahm sich zusammen. Er hielt es immer noch für unwahrscheinlich, dass John Sideblossom hier auftauchen konnte. Andererseits war der Kerl ein alter Coaster so wie Marvin Lambert. Eine Bekanntschaft war nicht auszuschließen.
    Doch kopflos umherzurennen wie Kura, die sich eben wieder auf den Weg machte, war sinnlos. William dachte kurz nach. Was er über Lainie gesagt hatte, war richtig. Sie stellte sich den Problemen nicht, sondern flüchtete. Wenn sie wirklich John Sideblossom gesehen hatte, war sie jetzt schon unterwegs. Bloß wohin? Zu Madame Clarisse? Oder ganz weg von hier? William bewegte sich in Richtung Ausgang. Und dann hörte er Callie kläffen. Nicht sehr laut, eher ein sich entfernendes Bellen. William rannte los.
     
    »Hierher! Hilfe!«
    William hörte Tim rufen, als er noch im Eingang stand und versuchte, sich zu orientieren. Links von der erleuchteten Zufahrt, am Anbindebalken. Tim versuchte verzweifelt, sich daran hochzuziehen. Er schien das linke Bein kaum bewegen zu können.
    »Warten Sie, ich helfe Ihnen ...« William wollte die Krücken aufheben, doch auf einmal kam ihm ein hässlicher Verdacht. Wenn Tim nur gestürzt wäre, hätte er sie bei sich ...
    »Lassen Sie mich!« Tim wehrte heftig ab, als er ihm aufhelfen wollte. »Suchen Sie Lainie! Der Mistkerl hat sie entführt. Ein Frachtwagen, zwei Pferde, Richtung Westport. Den holen Sie ein, nehmen Sie mein Pferd!«
    »Aber Sie ...«
    »Nichts aber, ich komme allein zurecht. Nun reiten Sie schon!«
    Tim stöhnte. Durch seine Hüfte schienen feurige Messer zu fahren. Es war völlig hoffnungslos, Sideblossom auf eigene Faust einholen zu wollen, selbst wenn er irgendwie aufs Pferd käme. »Reiten Sie!«
    William setzte zögernd einen Fuß in den seltsamen Steigbügel.
    »Aber Westport? Würde er nicht eher nach Süden ...«
    »Herrgott, ich habe ihn wegfahren sehen! Und was weiß ich, was er in Westport will! Vielleicht hat er da Komplizen. Oder in Punakaiki. Finden Sie ’s raus! Reiten Sie!«
    Tim verlor den Halt am Balken und sank wieder zu Boden, doch William schwang sich jetzt endlich in den Sattel. Er stieß Fellow die Absätze in die Weichen, und das Pferd grunzte unwillig. Die schweren Kastensteigbügel schlugen schmerzhaft an seine Flanke. Fellow warf sich herum und preschte in vollem Galopp davon. William hatte vorerst keine Führung. Der Blitzstart brachte ihn völlig aus dem Gleichgewicht, doch aus dem Spezialsattel zu fallen, war so gut wie unmöglich. Tim dachte flüchtig an Ernests Bedenken beim Bau des Hilfsmittels. Fellow durfte jetzt nur nicht stolpern ...
     
    Fellow stolperte nicht. Als er die letzten Häuser von Greymouth passierte, hatte William sich auf dem Rücken des Tieres eingerichtet. Der Sattel bot kaum Bewegungsfreiheit, doch in den Steigbügeln fand er erstaunlich viel Halt. Fellow rannte wie von Furien gehetzt, ließ sich aber leicht kontrollieren, als William es endlich schaffte, die Zügel zu ordnen. Die Straße war vorerst noch griffig und gut ausgebaut – ein Umstand, der sich bald ändern würde. Der Weg wich der Küstenstraße nach Punakaiki, eine sehr schöne Strecke mit atemberaubenden Ausblicken aufs Meer, sie war jedoch kurvig und uneben. Nach dem Regen konnte sie obendrein rutschig sein. William

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