Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
können uns einigen«, meinte sie, um ihn zu besänftigen. »Wir müssen uns nur hier und jetzt darüber klar werden, dass unsere Ehe am Ende ist und dass wir die Absicht haben, in Zukunft getrennte Wege zu gehen.«
»Wenn du deine Freiheit willst, wird sie dich teuer zu stehen kommen! Ich will das Geld, und zwar alles!«, erklärte er mit Nachdruck. »Gott weiß, bei allem, was ich seit Damians Tod durchgemacht habe, habe ich einen Anspruch darauf!«
Jessica zuckte unwillkürlich zusammen. Es war ein Schlag unter die Gürtellinie, ihren Nervenzusammenbruch ins Spiel zu bringen. Und … es war die schlechteste Aussage, die er machen konnte, denn es stärkte ihren Dickkopf aufs Wirksamste. »Ich glaube nicht.« In ihrer Stimme lag eine ruhige Bestimmtheit, als sie ihn fest ansah.
»Glaubst du nicht?«, äffte er sie hässlich nach. »Du bist dir da so sicher, was? Nun, ich habe mich bereits rechtlich beraten lassen, und mein Vertreter meint, ich hätte eine fünfzigprozentige Chance, mindestens die Hälfte zu bekommen.«
»Ach, tatsächlich?« Sie lächelte absichtlich zuversichtlich. »Erinnerst du dich zufällig daran, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene?«
Er starrte sie nur an und wartete darauf, dass sie weitersprach.
»Nun, ehrlich gesagt, könntest du sogar fast die Hälfte bekommen – diese Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen –, aber wenn du das versuchst, werde ich dich so viele Jahre vor Gericht festhalten, dass du, wenn du endlich das bekommst, was du für deinen gerechten Anteil hältst, so alt bist, dass du einen Platz in einem Geriatriezentrum brauchst, anstatt eines zu bauen!« Das war zwar ein Bluff, aber sie hoffte, dass er das nicht merkte.
»Das würdest du nicht tun!«
In ihren Augen blitzte Kampfgeist auf. »Versuch es doch!«
»Du Luder!« Er sprang aus dem Sessel auf und schob die Hände in die Hosentaschen. »Bei all den merkwürdigen Ereignissen hier hätte ich dich schon für unzurechnungsfähig erklären lassen und alle Vollmachten bekommen können. Ist dir das eigentlich klar?«
Sie brauchte ihre ganze Selbstbeherrschung, um ihm nicht zu zeigen, wie geschockt sie war. »Das könntest du versuchen.« Dass er das auch nur in Erwägung zog, zeigte ihr nur allzu deutlich, wie tot ihre Ehe wirklich war. Und bei allem, was sie auf Norfolk durchgemacht hatte, wusste sie, dass er das sogar versuchen konnte, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering war. Allerdings würde er es ohne die Unterstützung von Marcus tun müssen, da war sie sich sicher.
Sie seufzte tief auf und sah weg. »Simon, ich glaube, wir sind in einer Sackgasse gelandet, und es ist wohl besser, wenn du jetzt gehst. Ich habe dir gesagt, was ich will, die Scheidung. Ich werde morgen mit Max reden, damit er die Scheidungspapiere fertig machen kann. Ich halte es für das Beste, wenn du so bald wie möglich ausziehst.«
»Einfach so, ja?«, höhnte er. Seine Verärgerung zeigte sich in seinen heruntergezogenen Mundwinkeln und seinem feindseligen Blick. »Die Leute werden reden. Norfolk ist ein kleiner Ort. Hier weiß jeder, was der andere tut.«
»Das stimmt, aber wie du schon gesagt hast, dein Vertrag läuft in zwei Monaten aus, also wirst du dich nicht allzu lange mit dem Tratsch herumschlagen müssen.«
Er warf ihr einen bitterbösen Blick zu, der sie hoffentlich einschüchterte, nahm seine Autoschlüssel und ging zur Tür. »Das ist noch nicht vorbei, Jessica, noch lange nicht.«
Nachdem er gegangen war, saß sie lange Zeit still da und dachte über seine Abschiedsworte und seine Drohungen nach. Sie wusste, dass sie ihn aus ihrem Herzen verbannt hatte, aber er war noch lange nicht aus ihrem Leben verschwunden.
»Mein armer Liebling.« Sue schlang die Arme um Simon, als er sich auf ihr Sofa fallen ließ.
»Nein, das war nicht sonderlich schön. Jessica kann ganz schön hart sein, wenn sie will.« Er ließ es zu, dass sie ihn beruhigte und umschmeichelte, bis er in besserer Laune war. »Ich glaube, wir haben beide Dinge gesagt, die wir später bereuen werden.«
»Das spielt jetzt keine Rolle mehr, es ist geschehen. Ich finde, das schreit nach Champagner«, meinte sie, sprang auf und lief zum Kühlschrank. In weniger als einer Minute waren zwei Sektflöten bis zum Rand mit dem perlenden Getränk gefüllt.
»Auf uns«, prostete sie ihm begeistert zu und ließ sich neben ihm nieder.
»Auf uns«, wiederholte er nicht ganz so enthusiastisch, als er einen großen Schluck nahm.
»Du wirst natürlich bei mir
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