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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Arbeitsplatzes lag.
    Da sie eine schnelle Auffassungsgabe hatte, gut mit Leuten umgehen konnte, exakt addieren und subtrahieren konnte und eine natürliche Begabung dafür hatte, zu erkennen, wenn sich ein gutes Geschäft bot, wurde sie für Seamus O'Toole unentbehrlich.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Miss Sarah«, wünschte ihr Linus O'Keefe, Sarahs rechte Hand. Ohne in der Arbeit innezuhalten, fragte der große, gut gebaute Linus, während er eine große Holzkiste auf die andere stapelte: »Wo steckt denn unsere Bridget heute?«
    Sarah glaubte, dass Linus genau wie Seamus O'Toole in Bridget verliebt war.
    »Sie ist krank«, erwiderte sie, nahm ihren Hut ab und schüttelte das Haar. »Hast du die Arbeit erledigt, die ich dir gestern aufgetragen habe, Linus?«
    »Natürlich.« Sein Tonfall war respektvoll und etwas überrascht, dass sie überhaupt fragte. Sie wussten beide, dass er der beste Arbeiter bei O'Toole war.
    »Mr. O'Toole wird heute nicht da sein, er ist geschäftlich unterwegs«, erklärte sie ihm, legte die Schürze an und band sie sich um die Taille. »Du musst heute den Karren herrichten, um die Bestellungen bei einigen Händlern abzuholen. Ich gebe dir die Liste, sobald ich sie fertig habe. Wir brauchen die Sachen heute für eine Bestellung von Proviant für die Wild Swan , die morgen mit der Flut ausläuft.«
    »Dann fang ich gleich damit an und besorg schon mal den Wagen.«
    »Ein paar von diesen Fässern und Kisten sind verdammt schwer für einen Mann«, überlegte Sarah rücksichtsvoll. »Frag lieber Charlie, ob er dir nicht helfen kann.«
    Linus tippte sich an die Stirn und murmelte: »Ay, Miss Sarah, dann geh ich jetzt den Wagen organisieren.«
    Nach ein paar Minuten hatte Sarah die Liste für Linus fertig geschrieben und wollte ihn gerade suchen gehen, als sie auf dem Weg durch den Laden einen Mann an der Vordertür sah, der die ausgetretenen Stufen hinaufschritt. Er ließ sich Zeit damit, die Tür zu öffnen, was ihr die Gelegenheit verschaffte, ihn aus dem Schatten der Regale, voll gestopft mit allen möglichen Produkten, genauer zu betrachten.
    Seine rotweiße Uniform wies ihn als Soldaten der Krone aus, und zwar als ein ziemlich beeindruckendes Exemplar. Er war ein paar Zoll größer als sie selbst, und seine breiten Schultern spannten den Stoff der Uniform so, dass die Nähte zu platzen drohten. Außerdem konnte sie kein Zögern in seinem Schritt erkennen, als er zum Tresen ging und seinen Hut abnahm.
    »Guten Morgen, Miss. Ich suche den Besitzer, wenn es recht ist.«
    Er hatte einen starken Akzent, der Sarah an das Dorf erinnerte, aus dem sie vor so vielen Jahren gekommen war. Sie fragte sich, ob er wie die Familie Flynn ebenfalls vom eigenen Land vertrieben worden war und ob er, wie so viele junge Iren, den Truppen der jungen Königin Victoria beigetreten war, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie trat in den Lichtschein, der aus einer Öllampe fiel, die über dem Tresen brannte und erkannte die Abzeichen eines Corporals.
    »Ja, Corporal, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Corporal William O'Riley sah überrascht auf. Dieses junge Ding konnte doch unmöglich die Besitzerin des Ladens sein, darauf hätte er einen Monatssold verwettet – auch wenn das nicht viel war. Aber, Heilige Maria Mutter Gottes, sie war eine schöne Erscheinung! Einen Moment lang starrte er sie mit offenem Mund an, bevor er sich an die guten Manieren erinnerte, die ihm seine Mutter mit vielen Nasenstübern und Schimpfwörtern eingetrichtert hatte.
    »Ich bitte um Verzeihung, Miss, ich … ich … mein vorgesetzter Offizier hat mich gebeten, den Proviant für unser Schiff zu holen. Ich muss mit Ihrem Arbeitgeber, Mr. Seamus O'Toole, reden über … die verschiedenen Dinge.«
    »Mr. O'Toole ist heute nicht da, aber Sie können mit mir verhandeln, ich bin die stellvertretende Geschäftsführerin«, erklärte Sarah lächelnd. Sie war die Reaktionen von Männern gewöhnt, wenn sie erfuhren, welche Stellung sie in O'Tooles Geschäft innehatte. Erst ein ungläubiger Blick und dann – meistens – langsam aufdämmernder Respekt.
    »Aber Sie sind eine Frau. Es schickt sich nicht, Geschäfte mit … ich meine …« Will fiel plötzlich auf, dass er Unsinn redete, und schwieg.
    Sarah konnte sich das Lachen nicht länger verkneifen und platzte heraus. »Oh, Corporal, wirklich! Wäre es denn genauso schwierig, mit mir zu verhandeln, wenn ich eine Taverne besäße oder eine Schneiderwerkstatt?«
    Will kratzte sich

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