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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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angesichts ihrer Logik anerkennend den Kopf. »Wahrscheinlich nicht«, gab er zu. Sie war so hübsch, dass er es nicht lassen konnte, sie anzustarren. Und sie schien intelligent zu sein. Er war lediglich den Umgang mit gewöhnlichen Schankmädchen gewohnt oder gelegentlich einer Dienstmagd, was seine Verwirrung nur verstärkte. Er merkte, wie sich seine Wangen vor Verlegenheit röteten, und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen.
    Auch Sarah betrachtete ihn verstohlen unter ihren langen roten Wimpern hervor, und was sie sah, gefiel ihr. Ein großer, blonder Mann, nicht wirklich gut aussehend, aber doch gefällig. Sein Bart und Schnurrbart waren sauber gestutzt und, wie sie bemerkte, einen Ton dunkler als sein Haupthaar. Und er hatte die freundlichsten haselnussbraunen Augen, die sie je gesehen hatte. Zu ihrer eigenen Überraschung durchlief sie ein Schauer von … ja was nur? … Erregung? Vorahnung? … Es war so stark, dass es ihr fast den Atem nahm.
    Eine Sekunde später riss sie sich selbst aus solch unsinnigen Gedanken und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. »Vielleicht erlauben Sie mir einen Blick auf Ihre Liste, damit ich sehen kann, ob ich Ihnen behilflich sein kann.«
    »Ja, selbstverständlich. Mein Name ist Corporal O'Riley vom 67. Infanterieregiment Ihrer Majestät. Die meisten nennen mich Will O'Riley«, stellte er sich vor. Er sah, dass sie die Hand ausstreckte, und wusste erst nicht, was sie damit meinte, doch dann erinnerte er sich an ihr Angebot. Das Mädchen hat mich völlig um den Verstand gebracht, dachte er mit einem leisen Fluch. Dann zog er mit mehr Eile als Eleganz Captain Stewarts Liste aus seinem Hemd und reichte sie ihr.
    Sarah überflog die in gestochen scharfen Buchstaben geschriebene Liste. »Sie benötigen eine ganze Menge Dinge, Corporal O'Riley«, meinte sie, als sie aufblickte. »Wir werden eine Weile brauchen, um alles zu besorgen.«
    »Ay, damit hat der Captain gerechnet«, nickte Will. »Wir segeln in zwei Wochen mit der Raven's Wing , die zur Zeit neue Masten bekommt.«
    »O ja, ich habe davon gehört, dass sie bei einem Sturm vor den Shetlands ihre Masten verloren hat. O'Toole liefert die neuen Segel für die Raven's Wing .«
    »Das stimmt. Sie hatten Glück, dass sie nicht auf Grund gelaufen sind, sagt der Erste Maat.«
    »Captain Stewart ist der Befehlshaber des Schiffes?«, fragte Sarah für den Fall, dass sie ihn wegen irgendwelcher Dinge auf der Liste sprechen musste.
    »Nein, Miss …?« Er blickte sie fragend an.
    »Sarah Flynn.«
    »Nun, Miss Flynn«, lächelte er sie vorsichtig, aber aufmunternd an, »Captain Stewart ist mein vorgesetzter Offizier. Unser Regiment segelt auf der Raven's Wing zum Dienst nach Australien.«
    »So weit weg!« Die Worte entflohen ihr, bevor Sarah sie zurückhalten konnte.
    »Ay. Aber«, fuhr er augenzwinkernd fort, »das ist ein Land mit vielen Möglichkeiten, Miss Flynn. Auch wenn es harte Arbeit bedeutet und gefährlich ist dazu.«
    »Gefährlich, Corporal O'Riley?«, fragte sie mit großen Augen.
    »Ja, sicher. Giftschlangen und Spinnen gibt es da im Busch. Und dann sind dort die schwarzen Teufel. Aber es gibt Land, viel Land für die, die stark genug sind, es sich zu unterwerfen.«
    »Wenn Sie das so sagen, hört es sich aufregend an, Corporal«, sagte Sarah, von seiner Begeisterung angesteckt. »Waren Sie denn schon einmal da?«
    »Ay, 1845.« Doch dann zuckte er mit den breiten Schultern. »Aber nun hör sich einer an, wie ich daherrede. Der Captain wäre enttäuscht. Ich sollte meine Pflicht tun, Miss Flynn.« Doch es war recht offensichtlich, dass er nur ungern ging. Es war eine höchst angenehme Beschäftigung, sich mit ihr zu unterhalten und vor allem auch, sie anzusehen. Diese großen blauen Augen, das volle rote Haar. Was würde er nicht darum geben, einmal mit den Fingern durch ihre Locken fahren zu dürfen? Alles – nicht dass er viel von irgendeinem Wert gehabt hätte. Er gab sich im Geiste einen Ruck und schaute angelegentlich auf die Liste des Captains. »Dann darf ich das hier bei Ihnen lassen, Miss Flynn, ja?«
    »Natürlich können Sie das, Corporal O'Riley.« Sie dachte einen Moment nach und fügte hinzu: »Wenn es Ihnen möglich ist, fragen Sie doch in ein paar Tagen noch einmal nach. Dann kann ich Ihnen sagen, wie weit wir mit der Beschaf fung Ihres Proviants sind.«
    Er strahlte sie an. »Das werde ich gerne tun, Miss Flynn.«
    Will drehte sich um und verließ den Laden, glücklicher als er je gewesen war

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