Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)
beiden Händen stieß sie sich mit aller Kraft von seiner Brust weg und riss sich los.
»Was …?«, knurrte er schwerfällig. Seine Mundwinkel senkten sich, und ein Stirnrunzeln machte seine unschönen Gesichtszüge noch hässlicher.
Sarah wusste, dass sie nur eine Chance hatte. Sie nahm das nächstbeste Objekt vom Tisch, eine Gabel, und noch bevor er ahnte, was sie vorhatte, stach sie ihm damit in die Wange und zog die Zinken quer über sein Gesicht bis zum Kiefer.
Elijah schrie vor Schmerz auf und griff sich mit beiden Händen ins Gesicht. Blut schoss aus der Wunde, quoll dunkel zwischen seinen Fingern hervor und lief ihm den Arm herunter auf die Uniform. Heulend wie ein Tier stolperte er erneut auf sie zu. »Du hinterhältiges, verschlagenes Luder, das wirst du mir büßen!« Das Biest hatte ihn doch tatsächlich überlistet … aber nicht lange! Er würde sie grün und blau schlagen, wenn er erst mit ihr fertig war, bei Gott, das würde er! Sie würde schon noch sehen, wer hier der Herr war, und das war Elijah Waugh!
Sarahs Temperament war, noch verstärkt durch ihre Angst, mittlerweile übergekocht, und sie bewegte sich mit der Schnelligkeit, die ihr die Verzweiflung gab. Sie nahm die Bratpfanne vom Tisch, die dort noch von ihrem Essen mit Meggie stand, schwang sie über den Kopf und traf ihn mit aller Kraft an der Schulter. Der Hieb traf ihn unvorbereitet, und er stürzte aufs Knie. Als er wieder aufzustehen versuchte, stieß er Worte aus, die einen alten Seemann stolz gemacht hätten, doch in diesem Moment schlug sie ihm die Pfanne auf den Kopf. Es gab ein knackendes Geräusch, als das Metall auf Knochen traf, dann wurde es still. Er stürzte zu Boden und blieb liegen.
Keuchend vor Anstrengung und Angst blickte sie auf ihn hinab und wartete, ob er wieder aufstehen würde. Doch er blieb liegen.
»Ich habe ihn umgebracht«, sagte sie sich leise, schlug sich die Hand vor den Mund und bekreuzigte sich. »O Heilige Muttergottes, was habe ich getan!«
Sie seufzte gleichermaßen erleichtert und enttäuscht auf, als Elijah stöhnte. Doch dann lenkten sie Meggies Schreie aus dem Schlafzimmer ab, und sie rannte zu ihrem Kind. Sie wickelte Meggie in einen Schal, und ohne auf ihre bloßen, gemarterten Brüste zu achten, presste sie ihr Kind an sich und lief aus dem Haus, um Hilfe zu holen.
Zum Teil, weil Sergeant William O'Riley ein beliebter Unteroffizier gewesen war und seine Frau in der Armee-Gesellschaft respektiert wurde, bestrafte das Regiment Corporal Elijah Waugh für seine Vergehen härter, als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. Für die versuchte Vergewaltigung erhielt er zwölf Peitschenhiebe, nicht mit der neunschwänzigen Katze, die für die Sträflinge vorgesehen war, sondern mit einer kräftigen Peitsche, die ihm dennoch Narben zufügte, die er sein Leben lang tragen würde. Vor seiner Kompanie wurden ihm die Corporals-Abzeichen abgerissen, er wurde zum Gefreiten degradiert, nach Newcastle versetzt und erhielt vom Tribunal die Auflage, sich nie wieder Sarah O'Riley zu nähern.
Die Leute, ob Nachbarn oder die Frauen einiger Soldaten, waren außerordentlich freundlich zu Sarah und Meggie und halfen ihnen, die Schrecken nach Wills Tod und Elijahs Angriff zu überwinden. Sie brachten ihnen Essen, und mehrere der Mütter kümmerten sich um das Kind, während Sarah versuchte, ihre Trauer über eine so frühe Witwenschaft – sie war erst einundzwanzig – zu bewältigen. Die Information, dass Elijah bestraft wurde, verschaffte ihr eine gewisse Genugtuung, und sie war froh, dass er weit von Sydney Town fortgeschickt worden war.
Erst nach zwei Wochen hatte Sarah sich so weit erholt, dass sie sich auf die Suche nach Arbeit begeben konnte …
»Aber Mr. Peabody, Meggie ist ein gutes Kind, sie wird kein Problem sein«, versprach Sarah dem Besitzer des Ladens Pea body and Sons General Store in der George Street.
Peabody war bereits der fünfte Laden, in dem sie um Arbeit bat, doch überall schien man der gleichen Meinung zu sein. Ein Kind war ein Hindernis für den Arbeitgeber, die anderen Angestellten und die Kunden.
»Mrs. O'Riley, ich verstehe Ihre Situation sehr gut, aber Sie müssen mich auch verstehen. Ein Geschäft ist kein angemessener Ort für ein kleines Kind.« Cedric Peabody warf noch einen Blick auf O'Tooles Zeugnis und fuhr fort: »Allerdings haben Sie ausgezeichnete Referenzen, und wenn Sie jemanden finden, der auf Ihr Kind aufpasst, würde ich Sie gerne
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