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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jossip trat die Felle zur Seite. »Hat dir der feine Herr aus der Stadt den Kopf verdreht? Der schöne blonde Herr mit seinen weißen Hemden und blanken Schuhen, seinem glatten Gesicht und seinen weichen Händen, die so zart dein Haar streicheln konnten.«
    »Schweig!« schrie Rosa. Sie ballte die Fäuste und stand am ganzen Körper bebend vor Jossip. Ihr Gesicht war rot und im wilden Zorn schöner als je.
    »Ich habe es gesehen, droben von den Bergen aus!« Jossips Stimme wurde lauter. Haß schwang in ihr, Wut und Scham über die Abweisung seiner Werbung. »Dort droben bin ich gestanden, über dem Wald, und habe gesehen, wie er dich streichelte, wie du dich wie eine streunende Katze an ihn warfst.« Er fuhr herum und sah Fedor an, der bleich und krumm am Tisch stand. »Er hat das Gastrecht verletzt, der feine Herr! Er hat Rosa verführt … keiner in den Bergen wird sie mehr ansehen, wird ihr die Hand geben, wird mit ihr sprechen! Sie hat das Dorf verraten, Fedor! Deine Tochter ist eine Hure …«
    Er sprach nicht weiter. Rosa hatte die Felle vom Boden genommen, die Tür geöffnet und das Bündel hinaus auf die Straße geworfen. Nun kam sie zurück, nicht schnell, sondern langsam, blieb vor Jossip stehen, hob die Hand und schlug ihn mitten ins Gesicht. Es war ein klatschender Schlag, den nur der Aufschrei Fedors unterbrach. Mit weit aufgerissenen Augen stand Jossip im Zimmer, seine Wange brannte. Seinen Körper durchzuckte es wie eine Explosion, die alles in ihm zerriß. Er sah nicht mehr den Herd, die Stube, die aufgereihten Tabakblätter, das Fenster, durch das grell die Sonne fiel … Nebel war um ihn, roter, von Feuer erhitzter Nebel. Er steckte die Hände vor, gegen Rosa, seine Finger krallten sich um ihre Schulter – da schlug sie noch einmal zu, wortlos, mit aller Kraft, die in ihren Armen lag.
    Schlaff fielen die Hände Jossips zurück.
    »Ich werde ihn töten!« sagte er leise. Fedor verstand ihn kaum, so zitterten seine Lippen. »Ich werde ihn töten, wenn er wiederkommt!«
    An Marina vorbei, die weinend die Hände rang, ging er aus der Hütte, band seine beiden Schafe von der Bank und trat das Bündel Felle zur Seite in den Staub der Straße. Doch bevor er zurück in die Berge stieg, nahm er das große Messer aus dem Gürtel seiner Hose, beugte sich über die beiden Schafe und stach sie ab. Die blutenden, zuckenden Körper schleifte er vor die Tür des Hauses und legte sie an den Eingang.
    Blut! Blut wird in diesem Hause sein, Blut von meinen Händen, sollte dies heißen.
    Er nahm das Messer, wischte es an den noch zuckenden Tieren ab und ging dann die Dorfstraße entlang dem Walde zu, der hinaufstieg zu den Felsen, zwischen denen die Weiden Jossips lagen.
    Bleich, mit verstörtem Blick schleifte Fedor die toten Körper von der Tür und deckte sie hinter dem Haus mit Stroh und Ästen zu. In der Nacht lud er sie auf eine Karre, fuhr sie in den Wald und vergrub sie unter einem Gebüsch.
    Kein Bauer ißt ein Schaf, das man aus Rache schlachtete.
    In Foca lief Elena dem Wagen entgegen, als er um die Ecke des Hofes vor das Verwaltungsgebäude der Baufirma bog. Sie achtete nicht auf ihre hochhackigen Schuhe und die Nylonstrümpfe … sie rannte dem Wagen entgegen durch den Staub und stürzte an die Tür. Als Ralf Meerholdt ausstieg, fiel sie in seine Arme und küßte ihn vor allen Arbeitern, die herumstanden und ihnen zusahen.
    »Es ist dir nichts geschehen«, stammelte sie. Sie umfing ihn, legte den Kopf an seine Brust und weinte plötzlich wie ein kleines Kind, erlöst, haltlos, Schutz suchend. »Du bist wieder da … mein Sascha … mein lieber, lieber Sascha …«
    Sie gingen umschlungen ins Haus. Sie weinte noch immer, als sie schon längst in Ralfs Zimmer saßen.
    Vor dem Verwaltungshaus kletterte der Fahrer aus dem schweren Wagen und schob die Mütze in den Nacken.
    »Die Osik und in dem Nest die wilde Katze … wenn das gut geht«, sagte er zu dem Monteur, der steif von der Plattform klomm und den Staub von seinem Anzug klopfte.
    »Soll das unsere ganze Sorge sein …« Er blickte auf den kleinen Wagen Meerholdts, der am Kran des Abschleppers hing. »Mir ist wichtiger, woher ich für das verfluchte Ding die neue Achse bekomme. Ein Mist, daß es gerade die Achse sein muß …«
    »Wir werden wohl nach Zagreb fahren müssen.«
    Der Monteur nickte. »Überall hin fahre ich – nur nicht wieder in dieses Zabari! Man sollte solche Fuchsbauten verbieten und auflösen. Wem nützen sie denn was?«
    Sie gingen

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