Das Lied der Sirenen
abläuft. Instinkt, darauf kommt es an. Instinkt und harte Arbeit. Kein verdammter Trickser mit dem Kopf voll von beknackten Ideen wie so ein Scheißtyp von Sozialarbeiter.«
»Wer ist dieser Mann denn nun?« fragte Penny.
»Ein gewisser beschissener Dr.Tony Hill vom Innenministerium. Sitzt in seinem Elfenbeinturm und will uns sagen, wie man diese Bastarde schnappt. Er hat so wenig Kenntnisse von der Arbeit eines Cops wie ich von der beschissenen Atomphysik. Aber der gute Doktor kommt zu dem Schluß, daß wir den Arschficker laufenlassen sollen, und Brandon sagt nur jawohl, Sir, nein, Sir, aber natürlich, Sir. Und bloß weil ich da nicht mitspiele, setzen sie meinen Arsch vor die Tür.« Cross nahm wieder einen kräftigen Schluck. Sein Gesicht war vor Zorn und vom Alkohol knallrot angelaufen. »Alle meinen sie, wir hätten es bei dem Killer mit einem Superhirn zu tun, nicht mit einem beschissenen dämlichen Arschficker, der bis jetzt nur ein bißchen Glück gehabt hat. Man braucht keinen Klugscheißer mit ’nem verdammten Doktor vor dem Namen, um Abschaum wie diesen Kerl zu schnappen. Man braucht die mordende kleine schwule Tunte nur ein bißchen in die Mangel zu nehmen.«
»Es wäre demnach richtig, wenn man sagt, daß Sie mit dem Vorgehen bei den Ermittlungen nicht einverstanden sind, oder?« fragte Penny.
»So könnte man das ausdrücken. Denken Sie an meine Worte – wenn sie diesen verdammten kleinen Arschficker laufenlassen, werden wir bald die nächste Leiche finden.«
Zu Tonys Überraschung traf ein, was Carol vorausgesagt und versprochen hatte. Sie saß an seinem Schreibtisch und kämpfte sich durch den Stapel der Polizeiberichte, während er am Computer weiterarbeitete. Sie lenkte ihn nicht ab, ja, er empfand seltsamerweise ihre Anwesenheit sogar als wohltuend. Er hatte keinerlei Schwierigkeiten, das Profil weiterzuentwickeln.
Wie bei einer Achterbahn muß jeder Scheitelpunkt höher sein als der vorherige, um den unvermeidlichen Tiefpunkt, der voranging, kompensieren zu können. In diesem besonderen Fall gibt es drei Anzeichen für eine Eskalation. Die Schnitte in die Kehle werden von Mal zu Mal heftiger und tiefer. Die Verstümmelungen im Genitalbereich haben sich von einigen kleinen Schnitten zu regelrechten Amputationen gesteigert. Und die Bisse, die er den Opfern beibringt und deren Spuren er durch Herausschneiden des Fleisches an diesen Stellen beseitigt, haben sich in der Zahl und in der Tiefe verändert. Aber er hat sich dennoch genug unter Kontrolle, um seine Spuren zu beseitigen.
Es ist schwer zu beurteilen, ob er die Intensität seiner Folterungen an den Opfern steigert oder nicht, da er jedesmal unterschiedliche Folterungsmethoden anwendet. Da er jedoch die Stimulierung durch diese unterschiedlichen Methoden zu brauchen scheint, ist dies an sich schon eine Form der Eskalation.
Auf der Grundlage der pathologischen Berichte scheint der Ablauf seines Vorgehens folgender zu sein:
Er bringt die Opfer in seine Gewalt, dabei Handschellen sowie Fußfesseln einsetzend.
Anschließend Folterungen einschließlich sexuell motivierter Handlungen (Beiß- und Saugspuren).
Dann der tödliche Schnitt durch die Kehle.
Postmortale Verstümmelung der Genitalien.
Was sagt uns das über den Mörder?
Er hat intensive, ausschweifende Phantasievorstellungen, die er in seinen Foltermethoden auslebt.
Er verfügt über einen geeigneten Ort für seine Verbrechen. Der starke Ausfluß von Blut und anderer Körperflüssigkeiten kann in einer normalen häuslichen Umgebung nur schwer entfernt werden. Mit großer Wahrscheinlichkeit sind an diesem Ort auch Einrichtungen verfügbar, die ihm eine Reinigung seines Körpers ermöglichen, dazu Elektrizität, um Licht zu haben und einen Camcorder einsetzen zu können.
Wir sollten daher nach einer geschlossenen Garage oder einem ähnlichen Gebäude Ausschau halten, das für seine Zwecke geeignet erscheint und über Strom und Wasser verfügt. Es wird wahrscheinlich in einer abgeschiedenen Gegend liegen, in der der Mörder sicher sein kann, daß die Schreie seiner Opfer nicht gehört werden. (Er wird bei den Folterungen mit Sicherheit vorher angebrachte Mundknebel entfernen; er will die Schreie seiner Opfer und ihr Betteln um Gnade hören!)
Er ist auf die Folterungen versessen und hat offensichtlich genügend handwerkliches Geschick, sich seine Foltermaschinen selbst zu bauen. Jedoch hat er anscheinend weder medizinische Kenntnisse noch die handwerklichen Fähigkeiten
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