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Das Lied des Achill

Das Lied des Achill

Titel: Das Lied des Achill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Miller
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Bislang hatte sie ihren Kummer verbergen können, zumal immer jemand in der Nähe gewesen war, der ihr Trost spendete. Aber jetzt und hier, zwischen den kahlen Wänden, kannte ihr Schmerz keine Grenzen.
    Unwillkürlich trat ich auf sie zu. Sie seufzte wie ein schlafendes Kind und ließ sich dankbar in meine ausgestreckten Arme fallen. Ihre Tränen sickerten durch mein Kleid. Ich umfasste ihre Taille und fühlte die warme, weiche Haut ihrer Arme. Vielleicht hatte er sie genauso gehalten. Doch in diesem Moment schien Achill weit weg zu sein; sein Glanz hatte in dieser grauen, tristen Kammer keinen Platz. Ihr Gesicht drückte sich fiebrig heiß auf meine Brust. Ich sah nur den Wust ihrer vollen dunklen Haare und die bleiche Kopfhaut darunter.
    Ihr Schluchzen wurde weniger, und sie schmiegte sich näher an mich. Ich spürte ihre Hand über meinen Rücken streicheln, ihren an mich gepressten Körper. Ich wusste nicht, was das zu bedeuten hatte. Dann aber verstand ich.
    »Du möchtest das nicht«, sagte ich und versuchte, von ihr abzurücken. Doch sie hielt mich fest.
    »Doch, ich möchte es.« Ihr Blick machte mir fast Angst.
    »Deidameia.« Ich versuchte, jenen Tonfall anzuschlagen, mit dem ich Peleus zum Einlenken bewegt hatte. »Draußen stehen die Wachen. Du darfst jetzt nicht –«
    Sie hatte sich beruhigt und sagte mit fester Stimme: »Sie werden uns nicht stören.«
    Ich schluckte. Mein Hals war wie ausgetrocknet. »Achill wird nach mir suchen.«
    Sie lächelte traurig. »Hier wird er nicht nachsehen.« Sie ergriff meine Hand. »Komm«, sagte sie und zog mich zur Tür ihrer Schlafkammer.
    Auf meine Bitte hin hatte mir Achill von den gemeinsamen Nächten mit Deidameia erzählt, ganz freimütig, denn es gab keine Geheimnisse zwischen uns. Ihr Körper, hatte er gesagt, sei so klein und zart wie der eines Kindes. In Begleitung seiner Mutter war sie eines Nachts zu ihm in die Kammer gekommen und hatte sich zu ihm ins Bett gelegt. Es sei, so Achill, alles sehr schnell gegangen und keiner von ihnen habe ein Wort gesagt. Er zögerte ein wenig, als er ihren Schoß beschrieb. »Er war ganz feucht und glitschig wie Öl.« Als ich ihn drängte, ausführlicher zu werden, schüttelte er den Kopf. »Ich kann mich wirklich nicht gut erinnern. Es war dunkel. Ich konnte nichts sehen und wollte nur, dass es bald vorüber sein würde.« Er streichelte mir über die Wange. »Du hast mir so gefehlt.«
    Die Tür ging hinter uns zu. Wir waren allein in ihrem Schlafgemach. An den Wänden hingen Webteppiche, der Boden war mit Schaffellen ausgelegt. Ihr Bett stand unter einem kleinen Fenster. Sie zog ihr Kleid über den Kopf und ließ es fallen.
    »Findest du mich schön?«, fragte sie.
    Ich war froh, eine einfache Antwort geben zu können, und sagte: »Ja.« Sie war kleingewachsen und zierlich, der Bauch, in dem ihr Kind heranwuchs, kaum merklich gewölbt. Mein Blick wanderte unwillkürlich auf das, was ich bislang noch nie gesehen hatte, ein kleines Dreieck dunkler und nach oben gerichteter Härchen. Sie sah, wohin ich blickte, langte nach meiner Hand und führte sie an die Stelle, die eine Gluthitze ausstrahlte.
    Die Haut, über die meine Finger fuhren, war warm und so zart, dass ich fürchtete, sie könnte zerreißen. Mit der anderen Hand streichelte ich ihre Wange und die weichen Lider unter den Augen, deren Ausdruck mich erschreckte. Er war ohne Hoffnung und freudlos, zeugte aber von fester Entschlossenheit.
    Fast hätte ich Reißaus genommen. Doch ich konnte sie nicht noch mehr enttäuschen, ihr vorenthalten, was sie wünschte. Also ließ ich zu, dass sie mich aufs Bett und zwischen ihre Schenkel zog, wo sich zarte Haut auftat. Ihr kleines Gesicht wirkte hoch konzentriert, und es schien, als habe sie Schmerzen, so fest presste sie die Zähne aufeinander. Es war für uns beide eine Erleichterung, als sie sich mir schließlich öffnete.
    Ich kann nicht sagen, dass ich erregt war, doch ich spürte ein langsames Aufwallen in mir, eine seltsame, fast träumerische Empfindung, die so ganz anders war als meine scharfe, heftige Lust auf Achill. Es schien, dass meine Trägheit sie erneut verletzte. Noch mehr Gleichgültigkeit . Und so rührte ich mich, gab lustvolle Laute von mir und presste meine Brust an ihre.
    Es schien ihr zu gefallen. Sie trieb mich an und schien plötzlich zu brennen. Ihre Augen leuchteten triumphierend auf, als ich zu keuchen anfing. Und als ich immer schneller wurde, schlang sie ihre leichten Schenkel fest um meinen

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