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Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition)

Titel: Das Lied von Anevay & Robert (The Empires of Stones) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Kopf, er dröhnte in ihr nach, lockerte aber nicht ihren Kiefer. Anevay biss weiter zu, es war ihr egal, worein. Metall in ihrem Mund, sie spuckte einen Knopf in hohem Bogen aus. Dann packte sie so heftig etwas von hinten um den Brustkorb, drückte so sehr zu, dass ihr alle Luft aus der Kehle wich. Sie strampelte, doch der Druck wurde immer stärker. A fühlte, wie sich ihre Rippen bogen, sich gegen den Widerstand drängten. Sie würden brechen, gleich. Sie öffnete den Mund, keuchte. LaRue starrte sie an, als hätte er gerade ganz heldenhaft einen Kampf gewonnen und strich sich übertrieben langsam den zerknitterten Kragen zurecht. Ein kurzer Blick zur Seite zeigte ihr einen taumelnden Fingermann, der sich benommen aus einem Haufen von Scherben, Pflanzen und Erde erhob, eine Beule an der Stirn, die sich verfärbte. Jagor stand da, als hätte er sich nicht bewegt, doch seine Knie zitterten. Mrs Redbliss war noch an der Stelle, wo sie sie zuletzt aus den Augen verloren hatte. Sie sah A an. Ihre grauen Augen fixierten sie und für einen Moment glaubte Anevay, so etwas wie Genugtuung darin zu sehen. Dann traf ein Schlag Anevays Wange. Schlaff und ohne Kraft. A drehte den Kopf zu LaRue.
    »Mach´ nur weiter und mein Wächter macht aus deinen Knochen Splitterholz! Glaubst du, du kannst mich damit beeindrucken?« Seine Stimme schwankte. Sie hörte Erschütterung darin.
    Ja!
    Er nahm weiter Abstand. »Du bist ein Nichts !« Er schrie fast. Als wolle er A diese Worte auf die Haut stanzen. Er zitterte leicht. Das war das Singen des Blutes danach. Wenn alles vorbei war. Alles wieder gut sein sollte, doch gar nichts war gut. Er wich einen weiteren Schritt zurück.
    Sie hatte noch immer die festen Arme des Kupferwesens um sich. Ein Wort von LaRue würde genügen und sie wäre nur noch ein Haufen zerbröselter Krümel in einem Sack aus Haut. Anevay wusste von einer Sekunde zur anderen, dass sie einen großen Fehler begangen hatte. Aber etwas in ihr hatte kämpfen müssen, wollte sich um keinen Preis der Welt einsperren lassen. Hatte panisch nach Flucht gesucht. Sie ging auf die Knie, war plötzlich, in nur einem Augenblick, so leer wie ein Himmel ohne Wolken. A weinte. Sie konnte es nicht zurückhalten, senkte ihre Schmach in den weichen, roten Teppich, der Griff um ihre Hüften ließ nach, verschwand. Gierig sog sie die Luft wieder in ihren Bauch. Und da sah sie es zum zweiten Mal. Die goldenen Augen schimmerten durch das Rot der langen Teppichfransen wie durch erstarrtes, farbiges Gras. Sie sahen A an, nein, sie drangen in ihr Sein, schlichen um sie herum, umkreisten sie. Die Pupillen darin waren tiefschwarz, fordernd, und sie konnte sie in sich fühlen. Anevay sank fort, dem geschlitzten Gold entgegen. Ihr Blick flatterte, wurde unscharf. Sie hörte das Pochen eines fremden Herzens. Stark und stetig. Endlos. Sie brauchte nur noch Ihren Kopf zwischen diese roten, wogenden Fäden zu senken und wäre endlich daheim.
    Sie atmete die Augen in sich hinein, als jemand sie trat und alles auseinander sprang.
    »Wage es nicht, mir zu trotzen, verfluchte Territorie!« A schluckte den Schmerz hinunter, sah die schwarzen Slipper, wie sie in ihr Blickfeld traten. Das Gold war weg. Keine Augen mehr, nur noch Realität.
    »Wir werden es finden, so oder so! Und dein Blut wird mir alles sagen, was ich wissen will.«
    Man geleitete sie einen langen Flur entlang. Die Geweihe von hunderten von Tieren hingen an der gewölbten Decke und den weißen Wänden. Es war eine grausige Zurschaustellung von Trophäen, die auf das Herz des Besitzers schließen ließ. Eine bizarre Verneinung des Lebens war darin zu erkennen.
    Durch eine verzierte Doppeltür gelangten sie in einen rechteckigen hohen Raum, der vom Boden bis zur Decke mit Bücherregalen zugestellt war. Nur eine Front mit länglichen Fenstern war davon ausgenommen. Ein Schreibtisch stand davor, riesig und aus schwarzem Marmor gefertigt. Noch nie hatte Anevay so viele Bücher gesehen. Die stuckgeschmückte Decke war bemalt mit Engeln, die Flammenschwerter gegen die Ausgeburten der Hölle führten. Eine irreale Szene neben der anderen.
    Jagor drückte sie in einen Stuhl neben dem Schreibtisch. Eine Metallschale stand an der Kante, darin eine Spritze mit Glaskolben und ein Gummischlauch. LaRue ging schnurstracks zum linken Regal neben dem Fenster, hantierte herum und plötzlich schwang ein Teil der Bücher beiseite. Ein Tresor kam zum Vorschein, schwer und düster, mit silbernen Einlegearbeiten und

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