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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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hielt etwas zwischen seinen Zähnen. Etwas Schwarzes. »Was hat er da?«, fragte Bowen Marsch stirnrunzelnd.
    »Zu mir, Geist.« Jon kniete nieder. »Bring es her.«
    Der Schattenwolf trottete zu ihm. Jon hörte, wie Samwell Tarly scharf einatmete.
    »Bei allen Göttern«, murmelte Dywen. »Das ist eine Hand.«

EDDARD
    Das graue Licht der Morgendämmerung drang durch sein Fenster, als das Donnern von Hufen Eddard Stark aus seinem kurzen, erschöpften Schlaf riss. Er hob den Kopf vom Tisch, um in den Hof hinabzublicken. Unten ließen Männer in Ketten und Leder und roten Umhängen am frühen Morgen schon die Schwerter klirren und ritten feindliche Strohpuppen nieder. Ned sah, wie Sandor Clegane über den festen Boden galoppierte, um eine eisenbesetzte Lanze durch einen Puppenkopf zu bohren. Leinwand riss, und Stroh barst, während Gardisten der Lennisters scherzten und fluchten.
    Gilt dieses tapfere Theater mir?, fragte er sich. Falls ja, war Cersei eine noch größere Närrin, als er vermutet hatte. Verdammt soll sie sein, dachte er, warum ist die Frau nicht geflohen? Ich habe ihr eine Chance nach der anderen gegeben …
    Der Morgen war bedeckt und düster. Ned nahm das Morgenmahl mit seinen Töchtern und Septa Mordane ein. Sansa, noch immer tieftraurig, starrte trübe auf ihr Essen und weigerte sich, etwas davon zu sich zu nehmen, Arya hingegen schlang alles herunter, was vor ihr stand. »Syrio sagt, wir haben noch Zeit für eine letzte Stunde, bevor wir heute Abend an Bord gehen«, sagte sie. »Darf ich, Vater? Meine Sachen sind alle gepackt.«
    »Eine kurze Stunde, und achte darauf, dass du dir Zeit zum Baden und Umziehen lässt. Ich möchte, dass du am Mittag reisefertig bist, hast du mich verstanden?«

    »Am Mittag«, sagte Arya.
    Sansa sah von ihrem Essen auf. »Wenn sie eine Tanzstunde bekommen kann, wieso willst du dann nicht, dass ich Prinz Joffrey Lebewohl sage?«
    »Ich würde auch mit ihr gehen, Lord Eddard«, bot sich Septa Mordane an. »Das Schiff würden wir ganz sicher nicht versäumen.«
    »Es wäre nicht klug, jetzt zu Joffrey zu gehen, Sansa. Tut mir leid.«
    Tränen stiegen in Sansas Augen. »Aber wieso?«
    »Sansa, dein Hoher Vater weiß es am besten«, sagte Septa Mordane. »Dir steht es nicht zu, seine Entscheidungen anzuzweifeln.«
    »Das ist ungerecht!« Sansa stieß sich vom Tisch ab, warf ihren Stuhl um und lief weinend aus dem Solar.
    Septa Mordane erhob sich, doch Ned winkte sie auf ihren Platz zurück. »Lasst sie gehen, Septa. Ich will versuchen, es ihr zu erklären, wenn wir alle auf Winterfell in Sicherheit sind.« Die Septa neigte den Kopf und setzte sich, um ihr Morgenmahl zu beenden.
    Etwa eine Stunde später kam Großmaester Pycelle zu Eddard Stark in sein Solar. Mit hängenden Schultern, als wäre ihm die Last der großen Ordenskette um seinen Hals zu schwer geworden, sagte er: »Mylord, König Robert ist von uns gegangen. Mögen ihn die Götter ruhen lassen.«
    »Nein«, antwortete Ned. »Er hat die Ruhe gehasst. Mögen ihm die Götter Liebe und Gelächter schenken und die Freude einer aufrechten Schlacht.« Es war seltsam, wie leer er sich fühlte. Er hatte den Besuch erwartet, dennoch war bei diesen Worten etwas in ihm gestorben. Alle seine Titel hätte er dafür gegeben, weinen zu können … aber er war Roberts Hand, und die Stunde, die er so gefürchtet hatte, war gekommen. »Seid so gut, die Ratsmitglieder hier in mein Solar zu rufen«, erklärte er Pycelle. Der Turm
der Hand war so sicher, wie er und Tomard ihn machen konnten. Selbiges konnte er von den Ratskammern nicht behaupten.
    »Mylord?« Pycelle blinzelte. »Sicher könnten die Geschäfte des Königreiches bis morgen warten, wenn unsere Trauer nicht mehr so frisch ist.«
    Still, doch fest entschlossen antwortete Ned: »Ich fürchte, wir müssen uns sofort beraten.«
    Pycelle verneigte sich. »Wie die Hand befiehlt.« Er rief seine Diener und sandte sie aus, dann nahm er dankend den Stuhl und den Becher süßen Bieres an, den Ned ihm anbot.
    Ser Barristan Selmy folgte seinem Ruf als Erster, makellos in weißem Umhang und emaillierten Schuppen. »Mylords«, sagte er, »mein Platz ist jetzt neben dem jungen König. Ich bitte um Erlaubnis, ihm beizustehen.«
    »Euer Platz ist hier, Ser Barristan«, erklärte ihm Ned.
    Kleinfinger kam als Nächster, noch im blauen Samt und dem Umhang mit den silbernen Nachtigallen, die er am Abend zuvor getragen hatte, seine Stiefel staubig vom Reiten. »Mylords«, sagte er und

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