Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Dienerinnen schlangen die ihren kichernd und grinsend herunter, während die Männer ihres Khas misstrauisch am Fleisch rochen. »Sie schmecken anders, als ich sie in Erinnerung habe«, sagte Dany nach ihren ersten Bissen.
»In Pentos bereite ich sie aus Schweinefleisch«, sagte die alte Frau, »aber alle meine Schweine sind auf dem Dothrakischen Meer verendet. Diese sind aus Pferdefleisch, Khaleesi, nur würze ich sie wie gewohnt.«
»Oh.« Dany war enttäuscht, doch Quaro mochte seine Wurst so gern, dass er sich entschloss, noch eine zu nehmen, und Rakharo musste ihn übertreffen und laut rülpsend drei weitere verschlingen. Dany kicherte.
»Ihr habt nicht gelacht, seit Euer Bruder, der Khal Rhaggat von Drogo, gekrönt wurde«, sagte Irri. »Es tut gut, Euch so zu sehen, Khaleesi.«
Dany lächelte scheu. Es tat wirklich gut zu lachen. Halbwegs fühlte sie sich wieder wie ein Mädchen.
Den halben Morgen wanderten sie umher. Sie sah einen wunderschönen, gefiederten Umhang von den Sommerinseln und bekam ihn als Geschenk. Im Gegenzug ließ sie dem Händler ein Silbermedaillon von ihrem Gürtel. So war es unter den Dothraki üblich. Ein Vogelhändler lehrte einen grün-roten Papageien, ihren Namen zu sagen, und wieder lachte Dany, weigerte sich jedoch trotzdem, ihn zu kaufen. Was sollte sie mit einem grün-roten Papagei in einem Khalasar? Dennoch nahm sie ein Dutzend Fläschchen mit Duftölen, den Parfums ihrer Kindheit. Sie musste nur die Augen schließen und daran riechen, und sie konnte das große Haus mit der roten Tür wieder sehen. Als Doreah an einem
Zauberstand sehnsüchtig ein Fruchtbarkeitsamulett betrachtete, erwarb Dany auch dieses, schenkte es der Dienerin und dachte, sie müsse auch etwas für Irri und Jhiqui finden.
Sie bogen um eine Ecke und kamen zu einem Weinhändler, der Passanten fingerhutgroße Schälchen mit seiner Ware anbot. »Süßer Roter«, rief er in fließendem Dothrakisch, »ich habe süßen Roten aus Lys und Volantis und vom Arbor. Weißen aus Lys, Birnenbranntwein von den Tyroshi, Feuerwein, Pfefferwein, den hellen, grünen Nektar von Myr. Rauchbeerenkekse und andalischen Sauerbrand, ich habe alles, ich habe alles.« Er war ein kleiner Mann, schlank und gut aussehend, sein flachsblondes Haar gelockt und nach der Mode von Lys parfümiert. Als Dany vor seiner Bude stehen blieb, verneigte er sich tief. »Eine Probe für die Khaleesi? Ich habe süßen Roten aus Dorne, Mylady, er singt von Pflaumen und Kirschen und reifer, dunkler Eiche. Ein Fässchen, einen Kelch, einen Schluck? Einmal nur probieren, und Ihr werdet Euer Kind nach mir benennen.«
Dany lächelte. »Mein Sohn hat schon einen Namen, aber ich werde Euren Sommerwein versuchen«, sagte sie auf Valyrisch, dem Valyrisch, wie man es in den Freien Städten sprach. Die Worte fühlten sich seltsam auf der Zunge an nach so langer Zeit. »Nur ein wenig probieren, wenn Ihr so freundlich wärt.«
Der Händler schien sie für eine Dothraki gehalten zu haben, mit ihren Kleidern, dem geölten Haar und der sonnengebräunten Haut. Als sie sprach, glotzte er sie erstaunt an. »Mylady, seid Ihr eine … Tyroshi? Kann es sein?«
»Meine Sprache mag Tyroshi sein und meine Kleidung Dothrakisch, doch stamme ich aus Westeros in den Königreichen der Abendländer«, erklärte ihm Dany.
Doreah trat neben sie. »Ihr habt die Ehre, mit Daenerys aus dem Hause Targaryen zu sprechen, Daenerys Sturmtochter,
Khaleesi des Reitenden Volkes und Prinzessin der Sieben Königslande.«
Der Weinhändler fiel auf die Knie. »Prinzessin«, sagte er und verneigte sich.
»Erhebt Euch«, befahl Dany. »Ich würde dennoch gern diesen Sommerwein probieren, von dem die Rede war.«
Der Mann sprang auf. »Den? Dornischer Fusel. Der ist einer Prinzessin nicht wert. Ich habe trockenen Roten vom Arbor, frisch und köstlich. Bitte lasst mich Euch ein Fässchen schenken.«
Bei seinen Besuchen in den Freien Städten hatte Khal Drogo guten Wein schätzen gelernt, und Dany wusste, dass ein solch edler Tropfen ihm gefallen würde. »Ihr ehrt mich, Ser«, murmelte sie anmutig.
»Die Ehre ist ganz meinerseits.« Der Händler rumorte hinten in seiner Bude herum und holte ein kleines Eichenfässchen hervor. Ins Holz gebrannt sah man eine Rebe. »Das Siegel von Rothweyn«, sagte er und zeigte darauf, »für den Arbor. Es gibt kein edleres Getränk.«
»Khal Drogo und ich werden es gemeinsam trinken. Aggo, sei so gut und bring es zu meiner Sänfte.« Der Weinhändler strahlte,
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