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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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während der Dothraki das Fässchen hochhob.
    Sie merkte erst, dass Ser Jorah wieder da war, als sie den Ritter sagen hörte: »Nein.« Seine Stimme klang merkwürdig barsch. »Aggo, stell das Fass ab.«
    Aggo sah Dany an. Zögernd nickte sie. »Ser Jorah, stimmt etwas nicht?«
    »Ich habe Durst. Mach auf, Weinhändler.«
    Der Kaufmann legte seine Stirn in Falten. »Der Wein ist für die Khaleesi, nicht für Euresgleichen, Ser.«
    Ser Jorah trat näher an den Stand heran. »Wenn Ihr das Fass nicht öffnet, werde ich es mit Eurem Kopf aufschlagen. « Er trug hier in der heiligen Stadt keine Waffen
bei sich, nur seine Hände – doch diese Hände genügten: groß, hart, gefährlich, seine Knöchel von borstigem Haar bewachsen. Der Weinhändler zögerte einen Moment, dann nahm er seinen Hammer und schlug den Korken aus dem Fass.
    »Schenkt ein«, befahl Ser Jorah. Die vier jungen Krieger von Danys Khas bauten sich hinter ihm auf, stirnrunzelnd, beobachteten ihn mit dunklen, mandelförmigen Augen.
    »Es wäre ein Verbrechen, einen derart vollmundigen Wein zu trinken, ohne dass man ihn vorher atmen ließe.« Der Weinhändler hatte seinen Hammer noch nicht fortgelegt.
    Jhogo griff nach der Peitsche, die sich an seinem Gürtel rollte, aber Dany hielt ihn mit einer leichten Berührung am Arm zurück. »Tut, was Ser Jorah sagt«, sagte sie. Leute blieben stehen und sahen zu.
    Der Mann warf ihr einen kurzen, verdrossenen Blick zu. »Wie die Prinzessin befiehlt.« Er musste den Hammer beiseitelegen, um das Fass hochzuheben. Zwei fingerhutgroße Becher schenkte er voll, so geschickt, dass er keinen Tropfen vergeudete.
    Ser Jorah hob einen Becher an, roch am Wein und legte die Stirn in Falten.
    »Süß ist er, nicht?«, sagte der Weinhändler lächelnd. »Könnt Ihr die Frucht riechen, Ser? Der Duft vom Arbor. Probiert ihn, Mylord, und sagt mir, ob er der feinste, vollmundigste Wein ist, der je Eure Zunge gekitzelt hat.«
    Ser Jorah bot ihm den Becher an. »Ihr probiert zuerst.«
    »Ich?« Der Mann lachte. »Ich bin diesen edlen Tropfen nicht wert, Mylord. Und ich wäre ein armer Weinhändler, wenn ich meine eigene Ware tränke.« Sein Lächeln war freundlich, doch sah sie den Schweiß auf seiner Stirn.
    »Trinkt«, sagte Dany, kalt wie Eis. »Leert den Becher, oder ich werde ihnen sagen, sie sollen Euch auf den Boden
drücken, während Ser Jorah das ganze Fass in Eure Kehle gießt.«
    Der Weinhändler zuckte mit den Achseln, griff nach dem Becher … nahm stattdessen das Fass und schleuderte es mit beiden Händen nach ihr. Ser Jorah warf sich vor sie, stieß sie aus dem Weg. Das Fässchen prallte an seiner Schulter ab, fiel zu Boden und barst. Dany taumelte und verlor das Gleichgewicht. »Nein«, schrie sie, streckte die Arme aus, um den Sturz zu bremsen … und Doreah hielt sie am Arm und riss sie zurück, sodass sie auf den Beinen und nicht auf dem Bauch landete.
    Der Händler sprang über seinen Stand, schoss zwischen Aggo und Rakharo hindurch. Quaro griff nach einem Arakh, doch der blonde Mann stieß ihn beiseite. Er stürmte in die Gasse hinunter. Dany hörte Jhogos Peitsche knallen, sah, wie das Leder zuckte und sich um das Bein des Weinhändlers rollte. Der Mann fiel, Gesicht voran, in den Dreck.
    Ein Dutzend Karawanenwachen kamen angelaufen. Unter ihnen fand sich der Oberste selbst, Handelskommandant Byan Votyris, ein winzig kleiner Norvoshi mit Haut wie altes Leder und borstigem, blauem Schnauzbart, der sich bis an seine Ohren schwang. Er schien zu erfassen, was geschehen war, ohne dass ein Wort gesprochen wurde. »Bringt den Mann hier fort, damit er sich schon einmal auf den Khal freuen kann«, befahl er und deutete auf den Mann am Boden. Zwei Wachen rissen den Weinhändler auf die Beine. »Seine Waren sind die Euren, Prinzessin«, fuhr der Kommandant fort. »Ein kleiner Ausdruck des Bedauerns, dass einer der Meinen zu so etwas fähig ist.«
    Doreah und Jhiqui halfen Dany wieder auf die Beine. Der vergiftete Wein rann aus dem geborstenen Fass in den Schmutz. »Woher wusstet Ihr?«, fragte sie Ser Jorah bebend. »Woher?«
    »Ich wusste es nicht, Khaleesi, erst als der Mann sich zu
trinken weigerte, aber nachdem ich Magister Illyrios Brief gelesen hatte, befürchtete ich so etwas.« Sein Blick wanderte über den Markt. »Kommt. Lasst uns lieber nicht hier reden.«
    Den Tränen nah wurde Dany zurückgetragen. In ihrem Mund hatte sich ein wohlbekannter Geschmack ausgebreitet: Jahrelang hatte sie in panischer Angst vor

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