Das Lied von Eis und Feuer 03 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 03 - A Clash of Kings (Pages 1-332)
mehr Wucht, dachte Bran, dafür saß der Große Walder besser im Sattel. Er hätte
seine zwei nutzlosen Beine gegeben, wenn er nur gegen einen von ihnen hätte antreten können.
Der Kleine Walder warf die zersplitterte Lanze zur Seite, entdeckte Bran und ritt zu ihm hinüber. »Also, das ist vielleicht ein hässliches Pferd«, sagte er und meinte Hodor.
»Hodor ist kein Pferd«, erwiderte Bran.
»Hodor«, sagte Hodor.
Der Große Walder schloss zu seinem Vetter auf. »Jedenfalls ist er nicht so klug wie ein Pferd, das ist mal sicher.« Einige der Jungen aus Weißwasserhafen stießen sich gegenseitig an und lachten.
»Hodor.« Hodor strahlte freundlich und blickte von einem Frey zum anderen, ohne ihren Hohn zu begreifen. »Hodor Hodor?«
Das Pferd des Kleinen Walder wieherte. »Siehst du, sie sprechen sogar miteinander. Vielleicht heißt hodor in der Pferdesprache ›ich liebe dich‹.«
»Halt den Mund, Frey.« Bran spürte, wie ihm die Farbe ins Gesicht stieg.
Der Kleine Walder drängte sein Pferd näher heran und schob Hodor auf diese Weise zurück. »Und was machst du, wenn ich nicht den Mund halte?«
»Er wird seinen Wolf auf dich hetzen, Vetter«, warnte der Große Walder.
»Soll er nur. Ich wollte schon immer einen Mantel aus Wolfsfell haben.«
»Sommer würde dir deinen fetten Kopf abreißen«, drohte Bran.
Der Kleine Walder schlug sich mit der geharnischten Faust auf den Brustpanzer. »Hat dein Wolf vielleicht Zähne aus Stahl, um durch diesen Harnisch zu beißen?«
» Genug! « Maester Luwins Stimme hallte durch den Lärm auf dem Hof wie ein Donnerschlag. Wie viel er mitangehört hatte, wusste Bran nicht … aber eindeutig hatte es genügt, ihn zu erzürnen. »Solche Drohungen sind unziemlich, und
ich wünsche, dass mir so etwas nie wieder zu Ohren kommt. Benehmt Ihr Euch so in den Zwillingen, Walder Frey?«
»Wenn mir der Sinn danach steht.« Hoch zu Ross hatte der Kleine Walder für Luwin nur einen mürrischen Blick übrig, als wollte er sagen: Ihr seid nur ein Maester und wagt es, einen Frey vom Kreuzweg zu maßregeln?
»Jedenfalls ist das nicht das Benehmen, welches Lady Stark von ihren Mündeln auf Winterfell erwartet. Wer hat angefangen? « Der Maester sah die Jungen der Reihe nach an. »Einer wird es mir schon verraten, sonst, das schwöre ich …«
»Wir haben uns nur ein bisschen über Hodor lustig gemacht«, gestand der Große Walder. »Sollten wir Prinz Bran beleidigt haben, tut es mir leid. Eigentlich wollten wir ihn nur aufheitern.« Wenigstens hatte er den Anstand, ein verlegenes Gesicht zu machen.
Der Kleine Walder wirkte eher gereizt. »Ja, ich wollte ihn auch nur aufmuntern.«
Der kahle Fleck auf dem Kopf des Maesters war rot geworden; Luwin war eher noch wütender als zuvor. »Ein guter Lord tröstet und schützt die Schwachen und Hilflosen«, erklärte er den Freys. »Ich werde nicht zulassen, dass ihr mit Hodor eure grausamen Scherze treibt, habt ihr mich verstanden? Der Bursche hat ein gutes Herz, erfüllt seine Pflicht und gehorcht stets, und das kann man von euch beiden wohl kaum behaupten.« Er drohte dem Kleinen Walder mit dem Zeigefinger. »Und Ihr werdet Euch aus dem Götterhain und von diesen Wölfen fern halten.« Daraufhin machte er auf dem Absatz kehrt, ging ein paar Schritte und drehte sich nochmals um. »Bran. Kommt. Lord Wyman erwartet Euch.«
»Hodor, folge dem Maester«, befahl Bran.
»Hodor«, sagte Hodor. Mit seinen langen Schritten holte er den trippelnden Maester auf den Stufen zum Großen Fried ein. Maester Luwin hielt die Tür auf, und Bran klammerte sich an Hodors Hals und duckte sich, während sie hindurchgingen.
»Die Walders …« setzte er an.
»Davon möchte ich nichts mehr hören, das ist erledigt.« Maester Luwin wirkte erschöpft und erhitzt zugleich. »Ihr hattet Recht, Hodor zu verteidigen, aber eigentlich hättet Ihr Euch gar nicht dort aufhalten sollen. Ser Rodrik und Lord Wyman haben ihr Frühstück bereits fast beendet. Muss ich Euch immer erst wie ein kleines Kind holen kommen?«
»Nein«, antwortete Bran beschämt. »Entschuldigt. Ich wollte nur …«
»Ich weiß, was Ihr wolltet«, erwiderte Luwin besänftigt. »Ich wünschte, Euer Wunsch könnte in Erfüllung gehen, Bran. Habt Ihr noch Fragen, bevor wir mit der Audienz beginnen? «
»Werden wir über den Krieg sprechen?«
» Ihr werdet nur über belanglose Dinge sprechen.« Jetzt klang Luwins Stimme wieder so scharf wie gewöhnlich. »Noch seid Ihr ein achtjähriges
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